Donnerstag, Oktober 10

Touristenmassen stürmen die Akropolis. Bald soll es Privattouren zu Randzeiten geben. Nicht alle sind begeistert.

Bei einem Besuch in Athen ist der Besuch der Akropolis ein Muss. 3,8 Millionen Menschen haben im vergangenen Jahr den Hügel, in dessen Mitte der Parthenon-Tempel steht, bestiegen. In den Sommermonaten quälten sich rund 22 000 Personen pro Tag hinauf. Vor allem am Vormittag drängen sich die Menschen. Wenn dann noch die Touristen der Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen in Piräus anlegen, angekarrt werden, kommt es bisweilen zu klaustrophobischen Szenen.

Auf Plattformen wie Tripadvisor drücken viele mittlerweile ihr Unbehagen über die schiere Menge aus. Im Post eines Besuchers heisst es etwa: «Es ist etwas beängstigend, da hier so unheimlich viele Leute sind. Es sollte eine Sicherheitskontrolle beim Eingang geben. Jeder dort könnte unbemerkt eine Waffe mitnehmen, und es gibt lediglich einen Weg hinaus, der extrem verstopft war!! Akropolis ist sehr beeindruckend, aber das Verlassen der Anlage hat mir Angst gemacht.»

«Das ist schlicht elitär»

Bereits im September beschloss die Regierung, die Besucherzahl für die Akropolis auf 20 000 pro Tag zu begrenzen. Mithilfe einer Buchungswebsite werden die Besucherströme gemessen und die Tickets nur noch für bestimmte, einstündige Zeitfenster ausgegeben, wobei man sich 30 Minuten zuvor am Eingang einfinden muss. Das soll eine Überfüllung verhindern und dem Denkmalschutz Sorge tragen.

Selbst hohe Temperaturen schrecken die Besucherinnen und Besucher nicht ab. Während der Hitzewelle im letzten Juli kletterte das Thermometer in Griechenland für Tage über 40 Grad. Die «vom Körper gefühlte Temperatur auf der Akropolis» war laut griechischem Kulturministerium «erheblich höher». Das Rote Kreuz verteilte Wasserflaschen an Touristen am Fuss der Akropolis, Sanitäter kümmerten sich um dehydrierte und kollabierte Personen. Das 2500 Jahre alte Wahrzeichen der griechischen Hauptstadt musste wegen der hohen Temperaturen an einigen Nachmittagen geschlossen werden.

Doch nun gibt es bald die Möglichkeit, sich abseits der Massen und zu erträglich temperierten Tageszeiten an den antiken Bauwerken zu erfreuen. Die Regierung plant, private Führungen für Kleingruppen von bis zu fünf Personen während der Sommermonate dienstags, freitags und samstags exklusiv ausserhalb der normalen Öffnungszeiten anzubieten. In den frühen Morgenstunden zwischen 7 und 9 Uhr oder am Abend zwischen 20 und 22 Uhr lassen sich so die Touristenmassen umgehen. Einzige Voraussetzung: Man muss 5000 Euro zahlen können. Im Preis eingeschlossen ist ein Souvenir.

Bisher waren Besuche ausserhalb der Öffnungszeiten internationalen Staatsoberhäuptern, Monarchen und anderen Prominenten vorbehalten. Auch sind bisher nur wenige Filme auf der Akropolis gedreht worden.

The Acropolis In Movies [HD]

Bei der griechischen Organisation für die Entwicklung kultureller Ressourcen, die dem Kulturministerium angegliedert ist, heisst es, dass die Nachfrage nach solchen Angeboten bereits seit langer Zeit bestehe. Die Erlöse – man rechnet bis zu 40 000 Euro pro Tag – sollen zurück in kulturelle Projekte fliessen. Die Akropolis gilt dabei als Pilotprogramm, auch eine Ausweitung auf andere Stätten ist angedacht.

Doch nicht alle sind von dem Vorhaben begeistert. Kritiker werfen der Regierung vor, die Kultur zu sehr aus einem kommerziellen Blickwinkel zu betrachten. Costas Zambas, der 25 Jahre lang die Restaurierungsarbeiten auf der Akropolis leitete, sagte dem britischen «Guardian»: «Das ist schlichtweg elitär.» Der Gedanke widerspreche dem Geist eines Ortes, «den wir mit Demokratie in Verbindung bringen».

EU-Bürger unter 25 Jahren kommen gratis auf die Akropolis

Andere fürchten, dass sich künftig diejenigen, die viel Geld zahlen, dadurch zu allem Möglichen berechtigt fühlen dürften: «Als Nächstes werden die Leute dort oben Heiratsanträge machen und Champagner trinken», sagte die Vizepräsidentin des griechischen Archäologenverbands laut «Guardian».

Wem 5000 Euro zu viel sind, wird weiterhin ein reguläres Ticket zum Preis von rund 30 Euro kaufen müssen. Es gibt allerdings diverse Möglichkeiten, günstiger oder kostenlos auf die Akropolis zu kommen. So ist beispielsweise am 18. Mai, dem Internationalen Museumstag, oder am 28. Oktober, einem griechischen Nationalfeiertag, der Eintritt frei sowie jeden ersten Sonntag im Monat zwischen November und März. Auch EU-Bürger unter 25 Jahren besichtigen sie gratis und Menschen mit einer Schwerbehinderung, unabhängig von ihrer Herkunft. Auch arbeitslose Griechen oder kinderreiche griechische Familien sowie Alleinerziehende müssen nichts bezahlen.

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