Sonntag, April 13

Der Stadtrat reicht in seinem Beschluss den Ball an die Veranstalter weiter. Denn es gibt einige «Herausforderungen».

Es ist zwar gut zu hören, aber die Nebelbank über dem See ist dicht. So dicht, dass die Feuerwerk-Bouquets nicht einmal ansatzweise zu erkennen sind. Der Himmel färbt sich bald gelb, bald rot, bald bläulich – ein Wetterleuchten ist das Einzige, was den 150 000 Zuschauern vom Zürcher Silvesterfeuerwerk 2025 bleibt.

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Im Publikum werden Buhrufe laut. Viele finden es absurd, unter diesen Wetterbedingungen überhaupt ein offizielles Feuerwerk stattfinden zu lassen. Manche beklagen, dass sinnlos viel Geld verpufft werde, allerdings wird das Feuerwerk privat finanziert. Andere stören sich an dem zwecklos in den Himmel gejagten Feinstaub. Zudem zünden zahlreiche selbst mitgebrachte Böller an – ungeachtet des am Seebecken geltenden Feuerwerksverbots.

«Völliger Unsinn»

Das ruft im Januar den Zürcher Stadtparlamentarier Balz Bürgisser auf den Plan. Der Grüne, der schon das Züri-Fäscht bodigte, zielt nun auf den vom Verein Silvesterzauber organisierten Grossanlass.

Der Silvesterzauber ist mehrheitlich privat finanziert. Für das Feuerwerk kommt das Casino Zürich als Hauptsponsor auf. Die Stadt ist aber nicht ganz unbeteiligt. Sie hat heuer 150 000 Franken für Leistungen von Stadt- und Wasserschutzpolizei, Feuerwehr sowie Entsorgung und Recycling Zürich erbracht.

Balz Bürgisser will kein vernebeltes Feuerwerk mehr. Er sagt zur NZZ: «Es ist völliger Unsinn, dass man ein Feuerwerk zündet, wenn dichter Nebel über dem Seebecken liegt.»

Daher reicht Bürgisser mit seinem Parteikollegen Roland Hohmann Anfang Januar eine Anfrage im Stadtparlament ein. Er fragt die Stadt, ob man das Silvesterfeuerwerk künftig nicht vom Wetter abhängig machen könnte. Er fordert, dass die Stadt ihre Bewilligung mit einem Vorbehalt versieht, der sicherstellt, dass das Silvesterzauber-Feuerwerk bei Nebel nicht gezündet wird.

Nun liegt der Beschluss des Stadtrats vor. Er schreibt, ein solcher Vorbehalt müsse mit dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit verbunden sein. Die Vorbereitungen für das Silvesterfeuerwerk am Seebecken seien jedoch «mit erheblichem Aufwand verbunden». Die Feuerwerksbatterien würden während mehrerer Tage auf Schiffen installiert. Und es heisst auch: «Ein Nichtabbrennen des Feuerwerks wäre mit enormen zusätzlichen Kosten verbunden.» Diese entstünden durch Rückbau, Transport und Lagerung.

Zudem müssten die Witterungsbedingungen festgelegt werden, bei denen dann kein Feuerwerk gezündet werden dürfe. Und das «wäre eine Herausforderung». Der Stadtrat hält fest, dass die Auflage nicht leichtfertig in die Bewilligung aufgenommen werden sollte, und reagiert damit abwehrend auf die Anfrage der Grünen.

Er schlägt aber vor, das Gespräch mit den Organisatoren zu suchen. Es stelle sich die Frage, ob die Verantwortlichen selbst ein Konzept erstellen könnten, unter welchen Bedingungen sie auf ein Feuerwerk verzichteten. Damit gibt der Stadtrat den Ball an die Organisatoren weiter, den Verein Silvesterzauber.

Der Mediensprecher Stefan Epli sagt im Namen des Vereins, man begrüsse den Entscheid des Stadtrats. Er finde diese Antwort «sinnvoll». Nach einem Gespräch könnten Überlegungen in die künftige Planung einfliessen.

Noch ist nicht alles besprochen – und doch dürfte es auch 2026 bei fast jeder Wetterlage ein Feuerwerk geben.

Feinstaubbelastung verdoppelt sich

Das bedeutet auch: Die Feinstaubbelastung wird sich zum Jahreswechsel erneut zwar kurzfristig verschlimmern, aber kaum Grenzwerte überschreiten. Das zeigen die Zahlen, welche die beiden Grünen-Politiker von der Stadt erfragt haben. Tatsächlich war der Mittelwert des ersten Tages im Jahr 2025 erhöht: Lag er am 31. Dezember an der Schimmelstrasse noch bei 19 µg/m3, stieg er am 1. Januar auf 49 µg/m3 an. Das ist knapp unter dem Grenzwert der Schweizer Luftreinhalte-Verordnung (50 µg/m3) und leicht über dem empfohlenen Tagesmittelwert der Weltgesundheitsorganisation von 45 µg/m3.

Auch die Polizei dürfte während des nächsten Jahreswechsels wieder viel zu tun haben. Am vergangenen Silvester entstanden laut Stadtrat Sachschäden in der Höhe von rund 57 000 Franken. Demoliert wurden sieben Briefkästen, zwei Balkone, ein Motorrad, ein Abfallcontainer, ein Kleidersammlungscontainer, eine Baumulde, eine VBZ-Haltestelle und ein Selecta-Automat, zudem wurde das Polizei- und Justizzentrum in Mitleidenschaft gezogen. Die Zerstörungswut ist nicht jedes Jahr gleich gross. 2024 gab es bedeutend weniger Sachschäden, sie beliefen sich auf 30 000 Franken.

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