Montag, Oktober 7
Nachgewürzt

Wolfgang Fassbender


Tipps

Mit Kindern essen zu gehen, kann nicht nur anstrengend, sondern auch teuer oder kulinarisch eintönig sein. Manche Restaurants erwarten die Bestellung von Erwachsenen-Menus, andere haben nur Fischstäbchen oder Spaghetti Bolognese auf der Karte. Doch es gibt auch gute Ausnahmen.

Nicht immer sind Kinder in der Schweizer Gastronomie gern gesehen – und manchmal nur unter strengen Bedingungen zugelassen. Anderswo reicht man auch den Allerkleinsten respektive deren Erziehungsberechtigten bloss die normale Karte. Ob das der Küche tatsächlich das Leben erleichtert, zu mehr Umsatz führt und die Kunden zum Wiederkommen ermutigt, lässt sich diskutieren.

Doch es gibt erfreuliche Ausnahmen. Etliche Gastronomen lassen sich mehr als das Übliche einfallen, und einige Restaurants haben sich auf die kinderangepasste Weise einen über die Nachbarschaft hinausreichenden Ruf als Familien- und Ausflugsadressen verschafft. «Die Waid» oder den «Alten Tobelhof» muss man in dieser Hinsicht nennen, auch in anderen Kantonen geht es kindgerecht zu. Doch Vorsicht vor der Bestellung: In vielen Restaurants gibt es Altersgrenzen, oberhalb derer die Kinder auch in den familienfreundlichsten Lokalen gebeten werden, einfach von der Erwachsenenkarte zu bestellen.

1. «555+»: All inclusive für acht Franken

Nicht in allen asiatischen Restaurants von Zürich fühlt sich der Gast dermassen ans Flair von Bangkok, Shenzen oder Hanoi erinnert wie im «555+». Das Ambiente ist schlicht, die Stimmung ausgezeichnet, die Küche weitgehend authentisch thailändisch. Man kann sich entscheiden, ob man quer durch die Karte isst und eine Pauschale zahlt oder erst mal nur à la carte bestellt. Das Beste aber ist das Kinderangebot: «All in» für acht Franken. Ja, richtig gelesen. Tipp für grosse und kleine Gäste: das vegane Curry mit Kartoffeln.

2. «Krone» in Altstetten: hausgemachtes Ketchup

Es verwundert nicht, dass ein Betrieb, der zur Stiftung Arbeitskette gehört, mehr Rücksicht auf die kleinsten Mitglieder einer Familie nimmt als andere Restaurants. In der «Krone» legt man dem Nachwuchs eine Karte vor, die nicht nur kulinarisch interessante Ansätze zeigt, sondern auch faire Preise enthält. Zürigeschnetzeltes mit Butterrösti gibt es für 17 Franken, Fischknusperli kosten einen Franken weniger, und zu den Pommes frites (6 Franken) wird nichts weniger als hausgemachtes Ketchup gereicht.

3. einmal in den Zoo und den Vulkan bestellen

Das «Alte Klösterli» ist nur eine von mehreren kulinarischen Attraktionen im Zürcher Zoo – und sie alle legen grossen Wert auf die Bewirtung der gesamten Familie. Ist ja auch nachvollziehbar, denn wo sonst tummeln sich so viele kleine Gäste in Begleitung Erwachsener wie hier zwischen Elefanten und Tigern? Burger mit Pommes frites ist zwar nicht wirklich originell, aber der hausgemachte Kartoffelstock mit «Seeli» und Chipolata (namens «Vulkan») gilt als Renner und kostet ab Fr. 12.50.

4. «Freilager»: Kinderessen oder doch Gourmetkost?

Wir können uns gut vorstellen, dass wir über dieses Restaurant noch öfter berichten werden. Schliesslich bietet es nicht nur Bodenständiges, sondern will demnächst auch einen Fine-Dining-Bereich mit dem legendären Spitzenkoch Antonio Colaianni eröffnen. Bis dieser durchstartet, gibt es aber Gelegenheit, übers Kinderangebot zu schreiben, das beispielsweise eine kleine Pizza (Fr. 11.50), besonders dünne Pommes frites oder eine – angeblich – magische Sirupstation integriert.

5. die Migros-Restaurants: jetzt mit Murpfi

Extrem individuell ist es ja nicht unbedingt, was die Migrosrestaurants auf Tabletts und Teller bringen, aber man kann dem Unternehmen nun wirklich nicht vorwerfen, dass es sich keine Gedanken um den Nachwuchs machte. Gerade mal Fr. 8.90 kostet das Kindermenu, das gerade nach der Kunstfigur Murpfi benannt wurde. Und darin enthalten sind nicht nur freie Wahl vom Selbstwahlbuffet (mit Einschränkungen beim Grillangebot) und Sirup, sondern auch entweder eine Glace oder ein nicht weiter beschriebenes Geschenk. Achtung: All das gilt nur bis zum Alter von zehn Jahren.

6. «Bebek»: einfach Meze bestellen

Spezielle Speisekarten für Kinder sind das eine, eine Einbindung der Kleinen in das normale Angebot das andere. In diesem Leuchtturm der Levante-Gastronomie können sich die Kids zwischen sechs und zwölf Jahren auf coole Weise einklinken ins Menu der Eltern und hausgemachte Meze à discrétion ordern. Also alles, was geht – von Datteln im Speckmantel bis zu gebratenem Halloumi oder Köftebällchen. Kostet fast nichts oder, um genauer zu sein, pro Altersjahr drei Franken. Dass Erwachsene auch nur 56 berappen für All-in-Angebot, sei ebenfalls erwähnt.

7. «The Artisan»: Urban Kid’s Garden

Machen wir uns nichts vor: Ein Kindermenu ist gut und schön, aber nur die halbe Miete. Welche Vierjährige will schon zwei Stunden ruhig kauend bei Tisch verbringen? In diesem Restaurantklassiker gibt es aber einen Urban Garden gleich vor der Tür, um mal abzuschalten, und ein Kindermenu, das sich nicht mit dem Üblichen zufriedengibt. Das saisonale Gemüse mit Kürbispüree für acht Franken sowie Glace zu sechs: fast geschenkt. Auch Schinken-Käse-Brioche mit Tomatenchutney und Pommes frites zu 15 Franken finden wir nicht teuer, wenn man die hier verwendeten hochwertigen Zutaten («vollwertig, natürlich, frisch») in Betracht zieht.

8. «Albisgütli»: Galamenu für Kids

Ja, zugegeben, das Restaurant gehört zu einem der emsigen Gastrounternehmen Zürichs, die gleich mehrere Betriebe führen. Da ist also manches standardisiert. Doch soll man es geringschätzen, wenn die kleinen Kunden sich alles Gewünschte wie auf einem Bestellzettel ankreuzen können? Wenn sie Fischknusperli (Fr. 14.50) oder die Zutaten des Burgers (gleicher Preis) wählen können? Für Fr. 20.50 serviert man ihnen gar noch ein Galamenu in drei Gängen, das passende Getränke-Pairing inbegriffen.

9. «Oberes Triemli»: Menu mit Geschichte

Es ist eines jener Restaurants, die lange Historie mit Ideen verbinden. Hervorgegangen aus einem typischen Bauernhof mit verschiedenen Aktivitäten, hat sich das «Obere Triemli» seit Mitte des 19. Jahrhunderts längst zu einem Ausflugslokal der modernen Art entwickelt. Zu einem, in dem sich die Kids nur entscheiden müssen, ob sie von der – nur etwas albern gestalteten – Kinderkarte wählen oder sich im «normalen» Menü bedienen. Dort steht vielleicht ein Bananensplit für 6.50 Franken als nostalgisch anmutendes Dessert. Und warum nicht einfach das Jumbo-Cordon-bleu mit den Eltern teilen?

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