Freitag, Oktober 18
Nachgewürzt

Wolfgang Fassbender


Tipps

Für die Verpflegung der Athleten und der Stadionbesucher sorgen namhafte Köche wie Alexandre Mazzia. Wer nicht nur wegen des Sports nach Paris kommt, sondern auch für Ambiente und Essen, der sollte diesen Lokalen einen Besuch abstatten.

Den Koch Alexandre Mazzia habe ich zuletzt in Marseille getroffen. Inmitten der Stadt führt er ein enges, unscheinbares Restaurant, das dem Guide Michelin nicht weniger als drei Sterne wert war. Vor drei Jahren habe ich hier ausgezeichnet, freilich auch teuer, gespeist. Dass man ausgerechnet ihn und ein paar hochkarätige Kollegen engagiert hat, um die Gäste des Olympischen Dorfes zu bekochen und den Besuchern der Stadien feinste Sandwiches zu schmieren, verweist auf die grundlegende französische Begeisterung für Gourmandise.

Wer eine Eintrittskarte für einen der Wettbewerbe hat, wird also die Chance haben, Mazzias Kreationen zu kosten. Alle anderen müssen sich mit dem begnügen, was die Pariser Gastronomie und die dortigen Delikatessenhändler anbieten. Obwohl einige Restaurants ferienbedingt im August schliessen, trotz oder wegen der Spiele, bleibt die Auswahl gross. Und sollten alle Tische vergeben sein, ist immer noch der Besuch in den besten Delikatessenläden oder Bäckereien möglich.

Unsere Empfehlungen:

1. «Le Bon Georges»: Wein ohne Ende

Die Weinkarte ist hier so dick, dass man auch als Liebhaber guter Flaschen schier verzweifelt. Bei meinem letzten Besuch habe ich nach zehn Minuten des Blätterns aufgegeben und mir etwas empfehlen lassen. Pastete, Schweinsfilet und Baba au rhum gehen als gehobene Bistrokost durch, und auf der Terrasse sitzt man sehr angenehm, die Preise sind gehoben, aber noch fair. Nie ohne Reservierung kommen!

2. «Terminus Nord»: Austern und Île flottante

Eines meiner liebsten Allzweckrestaurants – neben der ebenfalls geschätzten Brasserie Bofinger – ist das «Terminus Nord». Austern, Kalbsnieren und den gegarten Eierschnee in Vanillesauce sowie die Île flottante habe ich letztes Mal verzehrt. Weil die Küche durchgehend geöffnet ist, gibt es gute Chancen, auch ohne Reservierung einen Platz zu bekommen, sofern man nicht dann kommt, wenn sowieso alle kommen.

3. Sauerteigbrot bei «Poilâne» oder Baguette bei «Tharshan»

Das Brot der Bäckerdynastie Poilâne war schon berühmt, als ich 1982 zum allerersten Mal nach Paris kam, und richtig gut ist es immer noch. Auch wenn andere Pariser Bäcker aufgeholt haben. Von «Le Pain de Tharshan» schwärmen beispielsweise gerade die Baguetteliebhaber. Der Inhaber liefert seine Ware auch in den Élysée-Palast.

4. «L’Antre Amis»: unter Freunden

Am 5. August geht dieses Restaurant in die Sommerferien, was bedeutet, dass Besucher die ersten Tage der Olympischen Spiele für einen Besuch nutzen müssen. Dafür können sie sich mit einem fünfgängigen Menu samt begleitenden Weinen zu 82 Euro vergnügen. Die Einrichtung ist eher modern, die Stimmung auch, aber die Speisen könnten kaum traditioneller klingen: Vol-au-vent, Terrine de foie gras und zum Abschluss ein Saint-Marcellin als Käsegang.

5. «La Grande Épicerie»: Delikatessen für alle

Dies ist kein Restaurant, sondern eines der spannendsten Feinkostgeschäfte von Paris. Allein die Abteilung der Süssigkeiten und Backwaren lohnt den Besuch, weil man Croissants, Éclairs und Religieuses in der Schweiz kaum je in dieser Güte bekommt. Sich einfach mit Käse, Schinken, Brot und Champagner auszustatten und diese im nächsten Park zu geniessen, lohnt sich in Paris immer.

6. «Les Petits Princes»: junge Weine, günstiges Essen

Ein bisschen ausserhalb der Innenstadt befindet sich dieses Bistro, aber das gute Preis-Leistungs-Verhältnis (Mittagsmenu für 30 Euro) entschädigt für die Anreise. Dass der Guide Michelin einen «Bib Gourmand» spendierte, ist nachvollziehbar. Auch Weinkenner kommen hier auf ihre Kosten, denn die Flaschen stammen vorwiegend von jungen französischen Winzern.

7. «Bouillon Chartier Montparnasse»: Sparpreise seit 1896

Eine Geschichte, die bis 1896 zurückreicht, und eine bürgerliche Bistroküche par excellence, das alles zu Preisen, zu denen man in Zürich nicht einmal einen Smash-Burger zum Mitnehmen bekäme: Das ist das Konzept der «Bouillons Chartier». Unter den drei Outlets gefällt mir das Jugendstil-Bistro im Montparnasse-Viertel am besten. Rindsnieren, Sauerkraut oder Andouillette kosten, samt Beilagen, jeweils um die zehn Euro, Vorspeisen gibt’s schon ab einem Euro, auch der Hauswein ist fast gratis.

8. «Jules Verne»: Sterne mit Aussicht

Es gab tatsächlich, bei Redaktionsschluss dieses Artikels, noch Tische für die Zeit der Olympischen Spiele. Und wenn man bedenkt, dass man von diesem Eiffelturm-Restaurant aus die denkbar beste Aussicht auf Paris hat und auch noch in den Genuss einer Zwei-Sterne-Küche kommt, wundert das beinah. Mittags geht es hier vergleichsweise günstig zu, sofern man bei der Weinbestellung Zurückhaltung übt.

9. «Le Verre à Vin»: Andouillette und Beaujolais

Am Wochenende ist das «Le Verre à Vin» geschlossen, aber mittags unter der Woche ist die Stimmung blendend in dieser Mischung aus Weinbar, Weinhandel und Restaurant. Wer immer glaubte, dass Paris stets teuer sei, wird hier eines Besseren belehrt. Heringsfilet mit Kartoffelsalat, die grillierte Kuttelwurst mit dem Gütesiegel des Klubs der Andouillette-Freunde und eine echte Mousse au Chocolat bilden die Unterlage für Beaujolais oder Sancerre.

10. «La Poule au Pot»: Zwiebelsuppe und Banyuls

Die Tafel mit dem Michelin-Stern hing bei meinem letzten Besuch in diesem Luxusbistro noch neben der Eingangstür, aber die rote Bibel hat dem Bistro längst ihre Gunst entzogen. Was nicht bedeutet, dass man hier schlecht ässe! Mein Besuch vor zwei Jahren verlief überzeugend, wenngleich ich für die perfekt zubereiteten Kalbsnieren mit sanfter Kartoffelmousseline rund 50 Euro zahlte. Sehr umfangreiche Weinkarte und fabelhafte Armagnac-Auswahl.

11. Glace bei «Berthillon»

Mein erstes Eis in diesem legendären Glaceladen habe ich schon Mitte der Achtziger geschleckt, natürlich auf der Île Saint-Louis, im Stammhaus des 1954 gegründeten Ladens. Wer dort anstehen möchte, kann das immer noch tun, doch gibt es in Paris etliche Adressen, die sich rühmen, das Eis von Monsieur Berthillon abzugeben. Tipp im Sommer: Weinbergpfirsich-Glace und Kakaosorbet.

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