Donnerstag, Dezember 26

Nikki Haley kann Donald Trump auch in ihrem Heimatstaat South Carolina nicht gefährlich werden. Der ehemalige Präsident gewinnt die republikanische Vorwahl deutlich. Haley will trotzdem im Rennen bleiben, um Trump so lange wie möglich zu ärgern.

Nikki Haley gewann in South Carolina zwei Mal eine Wahl zur Gouverneurin: 2010 und 2014. Auch deshalb hatte sie sich in ihrem Heimatstaat gute Chancen ausgerechnet, um Donald Trump in Bedrängnis zu bringen. Doch daraus wurde nichts. Bereits kurz nachdem die Wahllokale am Samstag geschlossen hatten, stand der ehemalige Präsident als Gewinner fest. «Das war ein bisschen früher, als erwartet», erklärte Trump bei seiner Siegesrede. «Ich habe die Republikanische Partei noch nie so geeint gesehen.»

Nach der Auszählung von 92 Prozent der Stimmen zeichnete sich ein deutliches Resultat ab: Trump lag mit knapp 60 Prozent in Führung. Haley kam auf gut 39 Prozent. Vermutlich dürften fast alle Delegiertenstimmen an Trump gehen. Damit gewann der ehemalige Präsident in bisher vier Gliedstaaten alle vier Vorwahlen der Republikaner. Wie Haley angesichts dieser klaren Verdikte der konservativen Wähler noch eine Wende in diesen Primärwahlen schaffen kann, ist völlig unklar. Trotzdem will Trumps ehemalige Uno-Botschafterin ihre Kampagne nicht beenden. «Unsere Geschichte endet nicht heute», sagte die 52-Jährige am Samstagabend vor ihren Anhängern.

Wenig Gehör für ihre versöhnliche Botschaft

Haley scheint ihre Hoffnung nicht aufgeben zu wollen, dass ihre Botschaft bei den Wählern doch noch verfangen kann. Es sei ihr nie um sich selbst oder ihre politische Zukunft gegangen, erklärte sie. Es gehe ihr darum, Amerika zu retten. Denn wenn das Land die falschen Entscheidungen treffe, könne es auseinander fallen. «Ich glaube nicht, dass Donald Trump gegen Joe Biden gewinnen kann.» Fast jeden Tag schrecke der ehemalige Präsident die Leute mit seinen Auftritten ab. Und sie werde ihren Kampf nicht aufgeben, wenn eine Mehrheit der Amerikaner weder Trump noch Biden zum Präsidenten möchte. «Wir können uns keine weiteren vier Jahre mit Bidens Fehlschlägen und Trumps mangelndem Fokus leisten.»

Haley versucht sich als eine in die Zukunft blickende Versöhnerin zu zeigen, die das Land im Gegensatz zu Biden und Trump einen kann. Im Unterschied zu Trump ist Haley eine überzeugte Unterstützerin der Ukraine und wünscht sich eine aktive Führungsrolle der USA im Kampf gegen die autoritären Regime in Russland, China und Iran. Dies betonte sie auch am Samstag. Die USA müsse Stärke zeigen, sonst würde sie in noch mehr Kriege hineingezogen, meinte Haley. Ihre Anhänger skandierten: «USA, USA, USA»

Bei einer deutlichen Mehrheit der republikanischen Wähler stösst ihre Botschaft bisher jedoch auf taube Ohren. Dies zeigten auch Nachwahlbefragungen in South Carolina. Nur etwa 10 Prozent der Wähler nannten die Aussenpolitik als das in ihren Augen derzeit wichtigste politische Thema. Die meisten – rund 40 Prozent – machen sich derzeit vor allem Sorgen um die grosse Zahl von Migranten, die an der Südgrenze zu Mexiko meist illegal über die Grenze kommen. Über 80 Prozent dieser Wähler stimmten für Trump.

Rund ein Drittel der Wähler in South Carolina sahen die Wirtschaft als das drängendste Thema. Auch von ihnen stimmte eine deutliche Mehrheit von 64 Prozent für Trump. Über 60 Prozent der konservativen Wähler gaben zudem an, dass sie nicht daran glauben, dass Joe Biden die Präsidentschaftswahl 2020 auf legitime Weise gewonnen hat. Von diesen «Wahlleugnern» legten knapp 90 Prozent ihre Stimme für Trump ein.

«40 Prozent ist keine kleine Gruppe»

Dennoch will Haley ihre Hoffnungen, so klein sie auch sein mögen, nicht aufgeben. Sie habe rund 40 Prozent der Stimmen in South Carolina gewonnen, erklärte sie in ihrer Rede. Als Buchhalterin wisse sie, dass 40 Prozent nicht 50 Prozent sind, erklärte Trumps ehemalige Uno-Botschafterin. «Aber 40 Prozent ist keine kleine Gruppe.» Die Republikanische Partei ist keineswegs geeint, wollte Haley damit wohl Trump sagen.

Allerdings sehen die Umfragen für Haley auch in den weiteren Gliedstaaten nicht sehr hoffnungsvoll aus. Die nächsten Vorwahlen finden am Dienstag in Michigan statt. Trump liegt dort in den Umfragen im Schnitt bei rund 80 Prozent der Stimmen und Haley bei knapp 20 Prozent. Dennoch hat sie versprochen, mindestens bis zum Super Tuesday am 5. März im Rennen zu bleiben. Dann finden in 15 Gliedstaaten republikanische Vorwahlen statt, in denen 36 Prozent der Delegiertenstimmen zu vergeben sind. Die Wähler in diesen Staaten hätten «das Recht auf eine echte Auswahl, nicht eine sowjetische Wahl mit nur einem Kandidaten», meinte Haley. «Und ich habe die Pflicht, ihnen diese Auswahl zu ermöglichen.»

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