Bill Davidson, Vizepräsident der Harley-Davidson Motor Company, Sohn von Willie G. Davidson und Urenkel eines der Firmengründer, glaubt an seine Marke – auch in Zeiten der Elektrifizierung.
Herr Davidson, 120 Jahre Harley-Davidson – kein anderer Hersteller hat so lange ununterbrochen Motorräder produziert. Herzlichen Glückwunsch. Wie hat Ihre Firma das geschafft?
Ein entscheidender Faktor ist sicherlich der einzigartige Zusammenhalt der «Familie» – von den Anfängen bis heute. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lieben und leben ihre Arbeit, von der Produktion über das Management bis hin zu unseren Händlern. Das spüren unsere Kundinnen und Kunden, und darauf sind wir stolz.
Welches waren für Sie die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte von Harley-Davidson?
Die ununterbrochene Produktion während 120 Jahren. Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion massiv ausgeweitet. Aufgrund des hohen Bedarfs an Armeefahrzeugen musste die Produktion von Motorrädern für den zivilen Gebrauch in jenen Zeiten sogar eingestellt werden. Und dann war da natürlich noch die Einführung der Sportster-Baureihe, die Harley-Davidson ab 1957 richtig Flügel verlieh.
Es gab aber auch schwierige Zeiten . . .
Gut, die 1960er und 1970er Jahre waren nicht einfach. Damals machte uns vor allem die aufstrebende japanische Konkurrenz zu schaffen. Dann brachten weder die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft noch die Fusion mit dem Mischkonzern AMF den erhofften Erfolg. Den entscheidenden Aufschwung brachte erst das Management-Buyout 1981.
BMW feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Wie ist das Verhältnis zu den nächsten Konkurrenten?
Wir beobachten und behandeln unsere Konkurrenten immer mit Respekt, nicht nur BMW. Wir fahren ja auch Rennen mit- und gegeneinander, zum Beispiel in der Serie Battle of Baggers. Wir pflegen den Kontakt, reden offen miteinander, auch mit Indian, Honda und anderen führenden Marken.
Die Verkaufszahlen von Harley-Davidson sind zurzeit eher rückläufig. Sind Sie mit der aktuellen Modellpalette zufrieden?
Sehr zufrieden. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer aktuellen Modellpalette sehr gut aufgestellt sind. Die kürzlich lancierten Modelle Pan America und die elektrische Livewire unterstreichen unseren Anspruch, Harley-Davidson kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Gerade mit Letztgenannter tut sich Harley-Davidson im Markt aber noch sehr schwer. Wie viele Exemplare wurden bisher gebaut und verkauft?
Unsere Marke ist extrem stark mit dem V2 und dem «Sound and Feel» im Allgemeinen verbunden. Der elektrischen Livewire wird zu Unrecht viel Misstrauen entgegengebracht. Sie trägt die unverwechselbare DNA der Marke. Sie ist durch und durch eine Harley-Davidson. Wer sie einmal gefahren ist, wird das bestätigen.