Ständig werden Berufsgruppen umbenannt – aus der Putzfrau wird eine Reinigungskraft. Ist es nicht arroganter, zu glauben, dass diese Gruppen sprachlich aufgewertet werden müssen, weil man in Wirklichkeit keinen Respekt vor ihnen hat? Kein Professor, keine Künstlerin bekommt einen anderen Namen. – Tim S., Zürich

Lieber Tim, das stimmt ja schon mal nicht: Künstler werden heute Kulturschaffende genannt, Menschen, die an der Uni oder an Schulen arbeiten, sind Lehrkräfte. Für eine ästhetische Offenbarung halte ich es auch nicht, aber an dem an sich schönen Begriff «Kindergärtnerin» erkennt man, dass die Profession ernster genommen wird, seitdem man sie Erzieherinnen nennt – grössere Wertschätzung, mehr Geld, vielleicht ist es eine parallele Entwicklung.

Gleiches prophezeie ich übrigens auch Putzkräften, von denen auch immer klarer wird, dass sie mehr für das Wohlbefinden ihrer Auftraggeber leisten als manch andere Nonsens-Industrie. Es gibt also möglicherweise doch eine Korrelation zwischen Berufsbezeichnung und Respekt.

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