Mittwoch, November 13

Der Pub erfüllt gleich mehrere Funktionen und ist aus der Zürcher Gastroszene nicht mehr wegzudenken. Manche Schweizer Public Houses erreichen sogar beinah Gourmetqualitäten.

Was genau ist eigentlich ein Pub? Die Antwort auf diese Frage ist nicht gerade einfach, denn es existieren sehr unterschiedliche Ausprägungen des Public House. Manche entsprechen dem Klischee der Kneipe in ihrer gemütlichen, mit Holz und Theke ausstaffierten Form, in der vor allem Bier konsumiert wird und die Speisen maximal rustikal ausfallen. Andere haben sich zu mehr oder weniger edlen Gastropubs entwickelt, in denen sich Köchinnen und Köche verwirklichen.

Die Schweizer Pubs wiederum, die in der Eidgenossenschaft entstanden sind, vor allem in den Siebzigern und Achtzigern des letzten Jahrhunderts, haben die englischen Sitten bisweilen an hiesige Gewohnheiten angepasst. Am Tisch zu bestellen und nicht an der Theke zu ordern, ist hierzulande meist üblich, und neben englischen und irischen Bieren wird auch Schweizer, niederländische oder italienische Ware ausgeschenkt.

Das Wort Pub führt das Restaurant nicht im Namen, aber dessen ungeachtet stellt man sich exakt so einen englischen Pub der gehobenen Kategorie vor. Leder, Gemütlichkeit, Charme, aber nicht die Eleganz vieler Gourmetrestaurants. Das Sortiment an Bieren ist beachtlich, Cider gibt es auch. Auch das Speisenangebot ragt über durchschnittliche Pub-Klassik weit heraus. Gegrillter Oktopus, Jakobsmuscheln, baskischer Käsekuchen wie in San Sebastián. Mittags ist das Pastrami-Sandwich der Renner.

Unter den Zürcher Pubs ist das nach dem irischen Nationaldichter benannte Lokal eine Institution. Eine, die sich mitnichten nur auf Bier konzentriert, sondern auch bei den Speisen eine ganz eigene Richtung einschlägt. Gewiss, man kann den Spiegelei-Burger bestellen, man darf sich aber auch Thai-Curry oder Vermicelles kommen lassen. Nicht nur die Weingläser sind von der für einen Pub unüblich guten Art, auch das Angebot an Flaschen ist bemerkenswert. Hat damit zu tun, dass der Laden zur vom Weinakademiker Markus Segmüller geführten Gastrogruppe gehört.

Der Name sagt viel, aber noch längst nicht alles. In diesem zu den Insidertipps zu rechnenden Lokal geht es nicht nur um eine gewaltige Fülle an Craft-Beers, sondern auch um eine ungewöhnliche Küchenphilosophie. So wird der Smashed Burger mit Schweizer Rindfleisch zubereitet, die Pommes frites sind hausgemacht, und zu den Spezialitäten gehören Rindfleisch in scharfer afrikanischer Sauce oder asiatische Ramen.

Klar, es gibt auch Cocktails und Whisky, Gin und den – wie in Zürich üblich viel zu teuren – Sherry, aber im «Löwen» geht es in erster Linie um Bier. Murphy’s Stout ist zu haben, doch man zapft auch italienische und deutsche Getreidezubereitungen. Von den Speisen sollte man keine Wunder erwarten, aber mit Burger und Pie macht man nichts falsch. Und was die Fish and Chips angeht: Die habe ich hier schon in einer sehr beachtlichen Güte verzehrt.

Bier und gute Stimmung: Mehr braucht es eigentlich nicht, um die Gäste zu begeistern. Im «Big Ben» geht es ganz anders zu als in den Zürcher Gastropubs. Am Wochenende hat es sogar bis 3 Uhr geöffnet, die Laune ist gut, die Sportübertragungen sind beliebt. Darüber hinausgehende Ansprüche müssen halt anderswo befriedigt werden.

Sehr viel irischer als hier geht es wohl nur noch in Dublin oder Belfast zu. Wobei ähnlich luxuriöse Pubs in den irischen Metropolen mit der Lupe gesucht werden müssen. Im «Nelson» sollte man sicherheitshalber einen Tisch reservieren, besonders exklusiv veranlagte Menschen buchen für den An- und Abtransport den Limousinenservice. Die Burger heissen hier «Full House» oder «Great Veggie Burger», und ausser Bier und Dom Pérignon kann man auch Zigarren kaufen.

Ja, dieser Pub, Zürichs ältester, gehört zu einer Kette von Public Houses in der Schweiz. Nein, das ist kein Problem, denn authentische Biere wie Guinness oder Piwi’s Red Ale (aus der Schweiz, aber mindestens so gut wie irische Pendants) sind hier im Ausschank, und der Cider ist überdurchschnittlich gut. Beides kann man nun wirklich nicht von jedem Pub der Schweiz sagen. Was man essen soll? Natürlich die Dreifaltigkeit aus Pie, Fish and Chips und Burger. Am besten den mit Zwiebelringen!

Fast noch so etwas wie ein Geheimtipp, auch weil man sich hier wirklich wie in einem Vorortpub Londons oder Liverpools fühlt. Im «Cooper’s» mag die Auswahl an Getränken ein bisschen zusammengewürfelt wirken, aber der Kenner findet immerhin Guinness und Strongbow Cider und kann Carlsberg und Heineken ruhig auslassen. Das Speisenangebot beschränkt sich auf das Nötigste, was man ein bisschen schade finden kann.

Einen Pub abseits der Innenstadt zu etablieren, ist ausserhalb des Vereinigten Königreichs eine Herausforderung. Im Falle des «Shamrock» indes scheint das zu funktionieren, weil man sich auf den Status als Irish Pub konzentriert und sich nie von neuen Moden ablenken lässt. Kilkenny oder Guinness ab Zapfhahn, Burger und Baked Potato auf dem Teller. Stammgäste schwören, dass der hausgebackene Apfelkuchen danach das Tüpfelchen auf dem i darstelle.

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