Sonntag, Oktober 6

Der Kanton Appenzell ist ein Umweltsünder, und eine Mehrheit der Bevölkerung befürwortet eine Solarpflicht bei Dachsanierungen. Das haben eine Studie des WWF und eine Umfrage der Grünen klar ergeben. Wer nicht zweifelt, ist selber schuld.

Kürzlich hat eine Studie ergeben, dass die meisten Menschen auf der Seite schlafen und dass Seitenschläfer auch am gesündesten schlafen. Das ist beruhigend – für Seitenschläfer. Allerdings nicht für Seitenschläfer, die abends gerne ein Glas Wein trinken. Denn laut der jüngsten Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Alkohol noch viel schädlicher als gedacht. Deswegen muss aber niemand den Weinkeller abschliessen. Denn so schlimm ist das mit dem Wein nun auch wieder nicht. Das hat nämlich eine Studie der Weinhändler-Vereinigung In Vino Veritas ergeben.

Die Zeiten sind verwirrend bis beängstigend. Wer weiss noch mit Sicherheit, wer zu den Guten und wer zu den Schlechten gehört? Die Amerikaner? Die Russen? Die Chinesen? Die Ukrainer? Vom Nahen Osten gar nicht zu reden.

Sogar die kleine Schweiz ist konfus geworden. Wer liegt falsch? Die, die in der Pandemie alle einsperren wollten, oder die, die heute noch glauben, das Virus sei das Resultat einer Verschwörung von Illuminaten und Vertretern der Pharmaindustrie? Kein Wunder, sehnen sich die Bürger nach Einordnung. Und genau deshalb gibt es Studien und Umfragen.

Am Dienstag war es eine Studie des WWF, die für Klarheit sorgte. Sie ergab, dass der Kanton Appenzell Innerrhoden von allen Kantonen am wenigsten für das Klima tut. Der Schwerindustriekanton Appenzell, der mit seinen Siedwürsten, Chäshörnli und Mietwagen die Umwelt verpestet, landet abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die Innerrhoder sollten sich ein Beispiel an der Pharma-Stadt Basel nehmen: Rang 1!

Die Lokalzeitungen nahmen das Thema natürlich kritisch auf und fragten beim Appenzeller Baudirektor nach. Und der reagierte wie vom WWF gewünscht. Früher hätte er vielleicht gesagt: «E Stoodie vom WWF. Bisch verrockt gwoode!» Heute antwortet er leicht zerknirscht, sein Departement werde das Rating analysieren und mit dem von 2019 vergleichen.

Der WWF hat einen Teilsieg erreicht. Nicht nur für sich, sondern für alle anderen Klimaschutzorganisationen auch, die mit dem schlechten Gewissen der Menschen Geld verdienen. Nach dem beschämenden Ergebnis der WWF-Studie wollen in Appenzell gleich mehrere Schulen zu «Klima-Schulen» werden. Zu diesem Zweck haben sie bei Zewo-zertifizierten Klimaaktivisten ein Sensibilisierungspaket bestellt. Das besteht aus einem Tag Gehirnwäsche mit Fragen, die das eigene Verhalten reflektieren sollen («Wie oft und wie warm duschst du?») und dem gemeinsamen Verkochen von italienischen Tomaten (ohne Kerne). Am Schluss gibt es ein Zertifikat «My Clean Planet», und schon ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Klimasensibilität getan. Die Maturandinnen und Maturanden, die für ihre Abschlussreise nach Palma de Mallorca oder Barcelona fliegen, tun dies nun immerhin mit schlechtem Gewissen.

Denn Sensibilisierung ist wichtig. Was können die armen Appenzeller dafür, dass sie im ländlichen Osten des Landes so lange in kompletter Klima-Ignoranz vor sich hin gelebt haben? In Bern ist man schon lange weiter. Das wiederum hat eine repräsentative Umfrage ergeben, die die Grünen in Auftrag gegeben haben und über die die Zeitungen von Tamedia prominent und exklusiv auf der Frontseite berichteten. Laut dieser Studie befürworten zwei Drittel der Bevölkerung eine Solarpflicht bei Dachsanierungen. Kosten hin, Nutzen her.

Aber nichts gegen Studien und Umfragen. Im Jahr 2022 ergab eine neue Studie der «Luhze, Leipzigs unabhängiger Hochschulzeitung»: «Nicht jede Studie ist vertrauenswürdig.»

Endlich mal eine Studie, der man bedingungslos vertrauen kann.

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