Donnerstag, Januar 9

Zwei Jahre in Folge ging die öffentliche Hand leer aus. Nun dürfen sich der Bund und die Kantone wieder über einen Geldsegen der SNB freuen. Die wichtigsten Gründe dafür liegen ausserhalb der Schweiz.

Es ist leicht verdientes Geld für den Bund und die Kantone. Sie müssen weder Steuern noch Abgaben erheben und riskieren keinen Aufschrei der Bevölkerung. Vielmehr genügt es, der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein Konto zu nennen, auf das die Milliarden überwiesen werden können. Einziger Haken: Das Geld aus den Schatullen der Nationalbank fliesst nur, sofern es die finanzielle Situation der SNB zulässt.

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Zwei Drittel für die Kantone

Zwei Jahre in Folge war diese Bedingung nicht erfüllt. Für das abgelaufene Jahr weist die SNB jedoch einen aussergewöhnlich hohen Gewinn von rund 80 Milliarden Franken aus, wie sie am Donnerstag mitgeteilt hat. Dieses Ergebnis führt aufgrund einer Vereinbarung zwischen der SNB und dem Eidgenössischen Finanzdepartement dazu, dass 3 Milliarden Franken an die öffentliche Hand ausgeschüttet werden können.

Zwei Drittel der Ausschüttung fliessen an die Kantone, ein Drittel an den Bund. Angesichts klammer Staatskassen, hoher Defizite und politischen Streits zur Frage, wo am ehesten gespart werden kann, dürfte der Geldsegen derzeit besonders willkommen sein. Doch die Einmalzahlung liefert der Politik keine Ausrede, die in diversen Kantonen und auf Bundesebene diskutierten Sparmassnahmen hintanzustellen.

Noch vor einem Jahr hatten die wenigsten Finanzpolitiker mit einer Gewinnausschüttung gerechnet. Denn der massive Jahresverlust von fast 133 Milliarden Franken aus dem missratenen Börsenjahr 2022 hatte tiefe Spuren in der SNB-Bilanz hinterlassen. So startete man das Jahr 2024 mit einem Bilanzverlust von 53 Milliarden Franken. Und relevant für Ausschüttungen ist nicht der Jahresgewinn, sondern der um Rückstellungen und eine negative Ausschüttungsreserve bereinigte Bilanzgewinn; dieser beträgt 16 Milliarden Franken.

Starker Dollar, hoher Gewinn

Dass es im vergangenen Jahr überraschend zügig gelungen ist, den hohen Bilanzverlust abzubauen und nach Verbuchung der vorgeschriebenen Zuweisungen (Rückstellungen für Währungsreserven) einen positiven Bilanzgewinn im zweistelligen Milliardenbereich zu erzielen, hat drei Gründe: Gold, Aktien und Dollar. Alle drei Anlageklassen verzeichneten steigende Kurse und verhalfen der SNB zum hohen Jahresgewinn.

Der 1040 Tonnen schwere Goldbestand der SNB gewann um 21 Milliarden Franken an Wert, weil 2024 viele Zentralbanken aus Schwellenländern ihre Goldreserven stark aufstockten. Das liess den Goldpreis um 35 Prozent steigen. Auch die globalen Aktienmärkte legten mit 15 Prozent kräftig zu. Davon profitierte die SNB, da sie 25 Prozent ihrer Anlagen in Aktien investiert hat (Staatsanleihen 64 Prozent, übrige Anleihen 11 Prozent).

Weil die Finanzinvestitionen der SNB fast ausschliesslich in fremden Währungen angelegt sind, entscheiden letztlich primär die Wechselkurse über Gewinn oder Verlust. Dabei kam dem Ergebnis zugute, dass der Dollar im vergangenen Jahr gegenüber dem Franken um 7 Prozent und der Euro um 1 Prozent zulegte. Das führte zu einem höheren Gewinn, da die Devisenanlagen nach der Umrechnung in Franken an Wert zulegten.

Insgesamt summierte sich der Gewinn auf den Fremdwährungen auf 67 Milliarden Franken. Dabei handelt es sich aber noch um provisorische Berechnungen. Der ausführliche Jahresabschluss mit der genauen Rendite der einzelnen Anlagen wird erst Anfang März publiziert. Bereits heute steht aber fest, dass die Ausschüttungsreserve nach der Auszahlung an die öffentliche Hand rund 13 Milliarden Franken betragen wird.

Der hohe SNB-Gewinn und die damit verbundene Ausschüttung mag bei einigen Kantonen für Aufatmen sorgen. Leicht zu wiederholen ist das Ergebnis aber nicht. So schätzt die UBS das Gewinnpotenzial der SNB auf 10 bis 15 Milliarden Franken. Ein Gewinn von 80 Milliarden erscheint da als Ausreisser, der sich kaum so schnell wiederholen wird. Denn es ist selten, dass risikoreiche Anlagen wie Aktien gleichzeitig zulegen wie defensive Anlagen wie Gold.

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