Samstag, Januar 18

Ein Geheimagent sucht seine Frau und findet sie auf dem Münsterhof.

Der Brite George Woodhouse ist Geheimagent aus Überzeugung – genauso wie seine Frau Kathryn. Damit sie sich bei ihren verdeckten Tätigkeiten nicht in die Quere kommen, haben die beiden eine Abmachung getroffen: Jeder weiss so ungefähr, was der andere tut. Aber über Details wird nicht gesprochen.

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Mit dieser Devise lebt das Paar während Jahren gut. Doch dann kommt der Tag, an dem Kathryn in den Verdacht gerät, einen äusserst wertvollen Gegenstand gestohlen zu haben – und an dem ausgerechnet George auf sie angesetzt wird.

Überall und mit allen Mitteln lässt dieser seine Frau daraufhin suchen. Bis er sie schliesslich findet: unter dem Sonnenschirm eines Cafés auf dem Zürcher Münsterhof. In der Innenstadt nimmt eine gefährliche Hetzjagd ihren Lauf. Auf dem Spiel stehen das Vaterland – und die Zukunft einer aussergewöhnlichen Ehe.

Alles, was über den Blockbuster «Black Bag» bis jetzt bekannt ist, verspricht Unterhaltung in allerbester Hollywood-Manier. Entsprechend glamourös ist die Liste der Mitwirkenden: Regie geführt hat Steven Soderbergh, die zentralen Figuren spielen Cate Blanchett, Michael Fassbender und Pierce Brosnan. Ab dem 15. Mai wird der Film in den Kinos der Deutschschweiz zu sehen sein.

Dass «Black Bag» in Zürich spielt und auch wirklich hier gedreht wurde, ist eine Tatsache, über die sich Dino Malacarne besonders freut. Er ist der Geschäftsführer der Film Commission Zurich, einer Art Standortförderungsagentur für die Filmwirtschaft. Er sagt: «Der Aufwand mit der Produktion war für uns zeitweise sehr gross. Aber wenn ich jetzt sehe, wie gut Zürich schon im Trailer zu erkennen ist, dann bin ich sicher, dass sich dieser Aufwand gelohnt hat.»

Gedreht wurde ausgerechnet am 1. Mai

Für gewöhnlich sind Dreharbeiten für Hollywoodfilme von langer Hand geplant. Nicht so im Fall von «Black Bag». Dieses Mal lief alles etwas spontaner ab.

Er sei Anfang 2024 zum ersten Mal von der Produktionsfirma Focus Features kontaktiert worden, sagt Malacarne: «Leute von der in London ansässigen Agentur, welche den Dreh in Europa planten, wollten sich mit Soderberghs Location Scouts einmal hier umsehen.» Gespräche über das genaue Vorhaben des Regisseurs von Hits wie «Ocean’s 13» oder «Magic Mike» habe es aber erst im April gegeben – zu einem Zeitpunkt, als der Zeitplan der Filmcrew längst festgestanden habe.

BLACK BAG - Official Trailer [HD] - Only in Theaters March 14

Praktisch ohne Vorlaufzeit mussten Malacarne und die Firma Hugofilm, die das Zürcher Personal koordinierte, den Dreh ermöglichen. Sie wollten, dass «Black Bag» auch wirklich in Zürich gedreht wird. Das Datum zu verschieben, stand für die Filmproduzenten ausser Frage. Einen Ausweichtermin gab es ebenfalls keinen.

Das wäre schon unter normalen Bedingungen anspruchsvoll gewesen. Hinzu kam nun noch, dass die Produzenten sich einen besonders ungünstigen Termin ausgesucht hatten: Ausgerechnet am 1. Mai wollten sie in der Zürcher Innenstadt arbeiten.

«Mehrere hunderttausend Franken»

«Wir kamen ziemlich ins Schwitzen, als wir das hörten», sagt Malacarne und lacht. Wie bringt man die Arbeiten für einen Action-Thriller und einen 1.-Mai-Umzug mit mehr als 10 000 Teilnehmern aneinander vorbei?

Malacarne und seine Kollegin Nadine Grätzer schrieben unzählige Mails und telefonierten nonstop, um es herauszufinden.

Zu seiner Erleichterung hätten sich die Zürcher Behörden und privaten «Locationgeber» von Anfang an sehr offen für sein Anliegen gezeigt. So konnte man sich auf ein Zeitfenster einigen. Während im Kreis 4 der übliche Rummel zum 1. Mai vonstattenging, wurde auf dem Münsterhof emsig gearbeitet.

40 Personen aus den USA, aus Grossbritannien und 60 Fachleute aus der Schweiz spannten schliesslich am 30. April und am 1. Mai zusammen. In dieser kurzen Zeit drehte das Team sämtliche Zürcher Szenen am Münsterhof und an weiteren Orten ab. «Das Tempo, mit dem die Crew arbeitete, war extrem hoch», sagt Malacarne. Zwischenfälle im Zusammenhang mit dem Tag der Arbeit habe es am Ende keine gegeben.

Wie viel Geld für diese Arbeiten, das Catering und die Hotelübernachtungen geflossen ist, darf Malacarne nicht sagen. Nur so viel: «Drehtage mit derart vielen Beteiligten kosten schnell mehrere hunderttausend Franken und haben einen positiven Einfluss auf die Wertschöpfung in Zürich.»

Zufriedene Hollywoodstars

Dass internationale Filmproduktionen nach Zürich kommen, ist in letzter Zeit etwas häufiger geworden – trotz den hohen Kosten, die hier anfallen. So arbeitete zum Beispiel die Crew hinter der koreanischen Netflix-Serie «Crash Landing on You» während einer ganzen Woche in Zürich. Und in «Oppenheimer», Christopher Nolans Epos über den «Vater der Atombombe», ist in einer Einstellung das Hochschulquartier zu sehen.

«Black Bag» dürfte Zürichs Beliebtheit mehren, sagt Malacarne: «Wir haben schon wieder zwei, drei sehr interessante Anfragen bekommen.»

Für Zürich als Drehort spricht aus Malacarnes Sicht, dass die Stadt als Kulisse noch recht «unverbraucht» sei. Ausserdem gebe es in der Schweiz viel kompetentes Filmpersonal, das für grosse Drehs gebucht werden könne.

Diese Ansicht teilen offenbar auch die Verantwortlichen von «Black Bag»: «Soweit ich das beurteilen kann, sind sie sehr zufrieden abgereist», sagt Malacarne.

450 Millionen Franken Umsatz – pro Jahr

Zu einer internationalen Filmmetropole reicht es Zürich aber noch nicht. Die Konkurrenz sei zu stark, sagt Malacarne. Städten wie Wien stünden Millionenbudgets für die Standortwerbung zur Verfügung. Damit würden gewisse internationale Drehs direkt subventioniert.

Mit solchen «incentives» kann die Zürcher Film Commission nicht mithalten. Sie ist eine vergleichsweise kleine Organisation und muss sich mit einem Betrag von 350 000 Franken und anderthalb Vollzeitstellen zufriedengeben.

Dennoch erwirtschaftet die Filmbranche im Kanton Zürich einen Umsatz von 450 Millionen und eine Bruttowertschöpfung von bis zu 250 Millionen Franken. Dies zeigte eine Studie, die im vergangenen Sommer veröffentlicht wurde.

«Black Bag» von Steven Soderbergh ist ab dem 15. Mai in den Deutschschweizer Kinos zu sehen.

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