Nicht nur über den Islam, der eine «Infektion für die Menschheit» sei, zog Karla Sofía Gascón in älteren Social-Media-Post her. Die Oscars schimpfte sie ein «afro-koreanisches Festival» für «Protestfilme».
Hollywood liebt es, Geschichte zu schreiben. Ein Oscar für Karla Sofía Gascón wäre geschichtsträchtig. Die Spanierin ist die erste offen transsexuelle Schauspielerin, die für den Academy Award nominiert ist.
Im Musical «Emilia Pérez» spielt sie einen Kartellboss, der sich einer Geschlechtsumwandlung unterzieht. Aus dem brutalen Drogenbaron wird eine Frau. Und ein besserer Mensch.
«Emilia Pérez» ist in nicht weniger als 13 Kategorien im Rennen um die Oscars, die im März in Los Angeles vergeben werden. Mehr Nominierungen für einen nicht-englischsprachigen Film gab es noch nie.
Ein Anti-Trump-Film
Es geht um sexuelle Selbstermächtigung, um Aufgeschlossenheit, freie Geschlechterwahl. Es ist ein Film, der für so ziemlich alles steht, was Donald Trump zuwider ist. Entsprechend feiert ihn das linksliberale Hollywood.
Nun sind allerdings Tweets auftaucht, in denen sich der Star nicht gerade woke zeigt. So tat sich Karla Sofía Gascón in der Vergangenheit als vehemente Islamkritikerin hervor. In einem Post vom 2. Juli 2016 schreibt sie, dass der Islam zu einer «Infektion für die Menschheit [wird], die dringend geheilt werden muss».
Ähnliche Bemerkungen setzte sie auch in jüngerer Vergangenheit ab. Etwa veröffentlichte sie 2020 auf Twitter, heute X, ein Foto einer muslimischen Familie in einem Restaurant, die Frau trägt eine Burka. Unter dem Bild machte sich Gascón sarkastisch über den «wundervollen» Islam lustig, der doch «überhaupt nicht sexistisch» sei. Immerhin lasse man ja das Gesicht der Frau mit einem kleinen Quadrat frei – falls sich die Frau gut benehme. «Widerlich», kommentierte sie.
Nun müsste es einen nicht verwundern, wenn eine transsexuelle Person den Islam kritisch sieht. Die Transfeindlichkeit in islamischen Gesellschaften ist offenkundig. Doch in seinem Bemühen um Inklusion erlaubt die Wokeness, wie sie nicht zuletzt Hollywood hochhält, bekanntermassen kaum derartige Religionskritik.
it’s so insane that karla sofía gascón still has these tweets up. straight up have never seen tweets this racist from someone actively campaigning to win an ACADEMY AWARD. there are more than a dozen… pic.twitter.com/1rcNzkJXuo
— sarah hagi (@KindaHagi) January 30, 2025
Auch George Floyd findet sie fragwürdig
Und zudem äusserte Gascón ihre Meinung nicht nur unverhüllt über den Islam. Offenbar hält sie auch wenig auf George Floyd, dessen Tod die «Black Lives Matter»-Bewegung auslöste. «Mal sehen, ob ich das richtig verstehe», schrieb sie: «Ein Typ versucht, einen gefälschten Geldschein weiterzugeben, nachdem er Meth genommen hat, ein idiotischer Bulle kommt daher, geht bei der Verhaftung zu weit und tötet ihn, wobei er das Leben seiner Familie und seiner Freunde ruiniert, und dann wird der Typ mit dem Geldschein zu einem heldenhaften Märtyrer.»
Gascón hat die Tweets, die in anderen Fällen auch eine gewisse Covid-Skepsis erkennen liessen, inzwischen gelöscht.
Verachtung für die Oscars
Es ist eine Geschichte voll beissender Ironie. Karla Sofía Gascón wäre das perfekte Aushängeschild für eine Industrie, die sich für die Marginalisierten zuständig fühlt. Doch auch dagegen wetterte Gascón in früheren Wutanfällen auf Social-Media. 2021 zog die Schauspielerin über die damalige Oscar-Verleihung her, in der die chinesisch-amerikanische Regisseurin Chloé Zhao mit dem Drama «Nomadland» ausgezeichnet wurde.
«Eine Zeremonie für Independent- und Protestfilme» sei das, schrieb Gascón verächtlich. Es komme ihr vor, als würde sie am Fernsehen eine «Black Lives Matter»-Veranstaltung» schauen. Oder «ein afro-koreanisches Festival».
Das Auftauchen der alten Social-Media-Posts dürfte Karla Sofía Gascóns Chancen auf einen Oscar als beste Hauptdarstellerin erheblich schmälern. In der Kategorie bester Film bleibt «Emilia Pérez» aber ein ernstzunehmender Kandidat. Die Freude an dem zeitgeistigen Musical wird sich die Jury kaum vergällen lassen.
Es gibt zwar auch Kritik an dem Werk, weil es Geschlechterstereotypen bediene. Namentlich queere Kritiker stossen sich an dem simplen Transgender-Märchen. Auf ihre Meinung gab Gascón in einem Interview mit dem «Hollywood Reporter» allerdings nicht viel. «Lassen Sie mich Ihnen mal eines sagen: Nur weil man LGBT ist, heisst das nicht, dass man kein Idiot sein kann.»