Mittwoch, Oktober 9


Hoteltipp

Eriksberg im Südosten Schwedens zählt zu den grössten Wildreservaten Europas. Hier kommen Gourmets, Familien und solche, die der Zivilisation kurz entfliehen wollen, auf ihre Kosten.

Leise pirschen wir uns an die Wisentherde heran. «Der Wind steht günstig», sagt unser Guide. Auch verschiedenen Hirscharten, Mufflons, Wildschweinen und Gänsen begegnen wir auf der morgendlichen «Walking Safari» durch das Wildreservat Eriksberg in der Region Eriksberg in Südostschweden. Es wurde von Bengt Berg, Zoologe, Autor und Naturfotograf, im letzten Jahrhundert gegründet, um Hirsche zu schützen, deren Bestand durch die Kriegsjahre dramatisch reduziert wurde. Heute kommt man hier Tieren so nah wie sonst kaum. Bei den Wildschweinen ist es uns nicht ganz geheuer, ihnen so nahe zu sein, denn sie haben Junge. Aber unser Guide beruhigt uns: «Wildschweine greifen nur an, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen. Haben sie die Möglichkeit, rennen sie lieber weg.»

Beliebtes Ausflugsziel

Das eingezäunte Gelände ist so gross wie 2000 Fussballfelder. Safaris zu Fuss oder in einem Safari-Spezialfahrzeug sind mit Guides, in den Sommermonaten auch mit dem eigenen Fahrzeug möglich. Eriksberg Hotel & Nature Reserve ist bei Tierfans und Familien ein beliebtes Ausflugsziel. Auch für Retraiten, Seminare und Team-Building-Events wird die Destination gerne gebucht, ebenso für Ausflüge mit Schulklassen. Das Wildreservat möchte bewusst kein Zoo sein, sondern Verständnis dafür wecken, wie die Natur funktioniert, erklärt Per-Arne Gustavsson, CEO des Eriksberg Hotel & Nature Reserve.

Selbst ohne die einzigartige Möglichkeit, Tieren so nahe zu sein, hätte das Resort viel zu bieten: einen Outdoor-Pool, eine Sauna, das exquisite Essen mit vielen regionalen Zutaten in den beiden Restaurants Visenten und Havsörnen, die im ehemaligen Kuhstall und im einstigen Gutshaus untergebracht sind. Das «Visenten» wurde vom skandinavischen Gourmet-Führer White Guide zum bestem Restaurant Blekinges gekürt. Die Karte ist wildlastig: Da hier die natürlichen Feinde fehlen, müssen regelmässig Tiere geschossen werden. Auch sonst wird bei der Auswahl der Zutaten Wert auf Regionalität gelegt.

Welcher Stil darf es sein?

Eriksberg bietet viele ganz verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten: elegante Zimmer und Suiten in Säteriet, dem ehemaligen Gutshof nahe dem Pool und den Restaurants. Oder man wählt Safarivillan, ein langgestrecktes Gebäude, das so ähnlich schon 1942 an gleicher Stelle von Bengt Berg gebaut worden war. Das moderne Mahravillan ist barrierefrei. Das Jägervillan, ein typisches rotes Schwedenhaus, eignet sich für Familien, die auch selbst kochen wollen. Abenteuerlustige, die auf Luxus nicht verzichten mögen, wählen die Abgeschiedenheit in der verspiegelten Villa Synvillan auf Stelzen, mit Glasboden zum Tiere beobachten und mit Blick auf die Ostsee.

Glamping ist ebenfalls möglich. Oder man entscheidet sich für Kyrkesta, einen Bauernhof ohne Strom und fliessendes Wasser. Wer gerne für sich ist und das nötige Budget mitbringt, mietet sich im separaten Hotel Lily Croft ein, direkt an der Ostsee. Ganz neu ist das Gebäude The Ark, dessen kühne Architektur an ein Schiff erinnert. Verschiedene Stile und Epochen (immerhin fünf Jahrhunderte) vereinen sich hier in Eriksberg zu einem harmonischen Mix. Allen Gebäuden aber ist gemeinsam: Sie ermöglichen den Gästen phantastische Ausblicke.

Vom Spielplatz zum Steineklopfen

Kinder können sich auf dem grosszügigen Spielplatz austoben, der nahe den Hauptgebäuden angelegt wurde. Neben Klassikern wie einem Turm mit Rutsche und einer Seilbahn verlocken auch die Felsen zum Klettern. Sowieso unübertroffen ist die Lage inmitten der schwedischen Landschaft, die sich vielfältig zeigt: Sumpflandschaften, uralte, mit Felsen verwachsene Bäume, ein sanfter Seerosenteich, den mit Glück ein Fischadler auf der Jagd besucht. Auch taucht man tief in die Geschichte der Gegend ein. Auf der kargen Insel Dragsö zeugen Kerben in Steinbrocken noch immer vom Steinhandel, der hier einst blühte. Obstbäume sind die Überbleibsel ehemaliger Siedlungen auf dem Gebiet.

Strategisch gut positioniert, am Eingang zum Resort, ist der Outdoor-Shop. Er bietet nebst eigenem Honig auch Wildwürste, Hirschgeweihe, weiche Wolldecken, wie man sie auf den Zimmern vorfindet – und Outdoor-Bekleidung für all jene, die sich nicht richtig ausgerüstet haben. So chic das Resort zum Teil auch daherkommt: Wanderschuhe sind ein Must. Spätestens, wenn man sich im steinigen Wald näher an eine Herde Wisente heranpirscht.

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