Donnerstag, Dezember 5

Der Aufsichtsrat von Hugo Boss hat die Vorwürfe gegen den CEO untersuchen lassen. Er hält den Verdacht einer möglichen Verletzung von insiderrechtlichen Vorschriften für unberechtigt.

Daniel Grieder kann durchatmen. Eine E-Mail an den österreichischen Immobilieninvestor René Benko, die aktienrechtlich potenziell heikle Aussagen enthält, bleibt für den CEO von Hugo Boss vorläufig ohne Konsequenzen. Der Aufsichtsrat spricht ihm weiterhin sein Vertrauen aus, wie das Modeunternehmen am Mittwoch mitgeteilt hat.

Staatsanwaltschaft Tübingen prüft

Grieder war in den vergangenen Tagen unter Druck gekommen. Er hatte Benko im Frühling 2023 eine Mail geschickt, in der er dem Österreicher die Idee einer Fashion Investment Group präsentierte. Dabei erwähnte er auch, dass er wenige Wochen später am Investorentag eine erweiterte Strategie verkünden werde, mit 5 statt 4 Milliarden Euro Umsatz bis 2025 und einer Ebit-Marge von 12 Prozent. Was dann auch so geschah.

Verschiedene Medien orteten darin – unter Berufung auf Compliance-Experten – mögliche Verstösse gegen das Aktienrecht. Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat bereits begonnen, den Vorgang zu prüfen. Es geht um die Frage, ob die bisher bekannten Umstände einen strafrechtlichen Anfangsverdacht begründen und die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens rechtfertigen könnten. Die Finanzaufsichtsbehörde Bafin will sich mit Hinweis auf die gesetzliche Schweigepflicht zu Einzelfällen nicht äussern.

Externe rechtliche Analyse

Der Aufsichtsrat von Hugo Boss hält diesen Verdacht für unberechtigt. Das Gremium hat sich nach eigenen Angaben am 28. November und 4. Dezember 2024 ausführlich «mit dem Sachverhalt befasst, der Gegenstand der Veröffentlichungen der ‹Kronen-Zeitung› und anderer Medien war», und die Vorwürfe gegen Daniel Grieder prüfen lassen.

«Auf Basis der vorliegenden Informationen und einer eingehenden, vom Aufsichtsrat beauftragten, externen rechtlichen Analyse kam dieser zu dem Schluss, dass der in der Presse geäusserte Verdacht einer möglichen Verletzung von insiderrechtlichen Vorschriften unberechtigt ist», heisst es im Communiqué. Daher habe der Aufsichtsrat sein anhaltendes Vertrauen in Daniel Grieder als Vorstandsvorsitzenden zum Ausdruck gebracht.

Zuvor hatte bereits das Unternehmen selber dem CEO das Vertrauen ausgesprochen. Offensichtlich ist auch der Finanzchef der Ansicht, dass die Bekanntgabe der erweiterten Strategie keine kursrelevante Information war. Sonst hätte das Unternehmen am Investorentag im Juni 2023, als das neue Umsatz- und Ertragsziel für 2025 verkündet wurde, nicht nur eine Pressemitteilung, sondern auch eine Ad-hoc-Mitteilung versandt.

Die Erklärungen von Hugo Boss als Unternehmen erfolgen unabhängig von allfälligen Untersuchungen von Bafin und Staatsanwaltschaft. Wie es auf behördlicher Seite weitergeht, ist noch offen.

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