Freitag, März 21

Hunde sind eigenwillige Charaktere. Kein Wunder, werden sie immer wieder neu inszeniert, wie das kürzlich erschienene Buch eines Modejournalisten zeigt.

Königin Elizabeth II. liebte Corgis, Pablo Picasso seinen Dackel Lump und Perro, einen Dalmatiner. Bei Yves Saint Laurent ging nichts ohne den Chihuahua Hazel, bei Winston Churchill nichts ohne den Pudel Rufus. Frida Kahlo hielt Mexikanische Nackthunde, und Gertrude Stein schwärmte einst: «Ich bin, weil mein kleiner Hund mich kennt.»

In der neuen Publikation «Chic Dogs», im Verlag Assouline erschienen, erzählt der Autor Robert Williams von ebendieser Liebe. Der reich bebilderte Band des «Business of Fashion»-Journalisten zeigt die Beziehung zwischen Mensch und Hund, dargestellt in Kunst, Fotografie und in der Mode.

Williams’ Aufmerksamkeit richtet sich auf die Hunde von Berühmtheiten, auf die Hunde, die als Accessoire herhalten mussten, oder solche, die von Frauchen oder Herrchen geschmückt wurden. Williams lenkt den Blick auf schlotternde Schosshunde und neurotische Kläffer, aber vor allem auf die Hunde, die für Schnappatmung sorgen, weil sie anmutig, souverän, stolz, rührend, empathisch oder elegant sind.

Wer bestimmt, der Hund oder der Mensch?

Amüsant sind die Geschichten, die Williams zu Beginn des Bandes von Hunden und ihren Besitzern erzählt. So erfährt man beispielsweise, dass der Boxerwelpe Imperator des New Yorker Nachbarn von Peggy Guggenheim das Leben der Galeristin komplett dominierte. Er vereinnahmte sie regelrecht: Imperator wollte nicht Bus fahren, also lief sie mit ihm täglich zu Fuss zu all ihren Terminen und wieder nach Hause. Geschlossene Türen ertrug der Hund nicht, und passte ihm etwas nicht, protestierte er, indem er sein Geschäft auf dem Fussboden seiner Hundesitterin verrichtete.

Interessant an solchen Episoden ist die devote Grosszügigkeit des Menschen und wie er das Leben nach dem Hund ausrichtet. Die Frage zu beantworten, wer eigentlich was bestimmt, Mensch oder Hund, wird obsolet. Was für ein seltenes Beziehungsgeflecht – würde sich doch wohl unter Menschen in Kürze so manch trüber Machtkampf entspinnen.

Interessant ist auch, dass die Besitzerinnen und Besitzer den Vierbeinern deren Unzulänglichkeiten nicht vorwerfen. Das Gegenteil ist der Fall, die Menschen suchen zuweilen sogar explizit danach und brüsten sich mit dem eigenwilligen oder einnehmenden Wesen, das ihren Hund ausmacht. Ein charaktervoller Vierbeiner unterstreicht die eigene Erscheinung und lässt die Besitzer zuweilen interessanter und exzentrischer wirken oder kompensiert fehlende Gesellschaftskompetenzen wie Grosszügigkeit, Witz, Freundlichkeit oder Geselligkeit.

«Ich stelle mich auf die gleiche Stufe wie alle anderen um mich herum, von der Direktorin bis zum Arbeiter. Ausser meine Hunde – die sind Könige.»Azzedine Alaïa

Unterstrichen wird der Charakter des Vierbeiners zuweilen mit Gadgets, Kleidung und Accessoires. Williams geht im Buch, einem wahren Bilderrausch, auch auf den lukrativen Markt ein: das «Fefé»-Hundeparfum von Dolce & Gabbana, das Hundegeschirr von Hermès, Polo-Shirts von Ralph Lauren, die Puffer-Jacke von Moncler – Hunde sind laut Williams nicht nur Klienten, sondern auch Musen.

Davon zeugen auch die zahlreichen in Öl und Acryl gemalten Vierbeiner – ein wunderbarer Schlenker von «Chic Dogs» in die Kunst vergangener Jahrhunderte.

Schicke Hunde

Auf den Hund gekommen: 3 Publikationen, die Hunde ehren:

«Chic Dogs» (Assouline)

Eine unterhaltsame Publikation mit Bildern aus Kunst, Mode- und Porträtfotografie und (englischen) Texten von Robert Williams. Erhältlich etwa bei Globus für Fr. 135.–.

«Faithful and Fearless: Portraits of Dogs»

Die Publikation, erschienen als Katalog zur Ausstellung in der Wallace Collection «Portraits of Dogs: From Gainsborough to Hockney», 2023. Hier liegt der Fokus auf vornehmlich britischen Hundeporträts in der Kunst – grossartig! Der 155-seitige Band auf Englisch ist direkt über die Wallace Collection für Fr. 27.- beziehbar.

«The Golden Retriever Photographic Society»

Im Taschen-Verlag erschien der gewaltige Bildband mit Fotografien des Mode- und Porträtfotografen Bruce Weber. Eine sehr persönliche Hommage an die Hunde im Leben des Fotografen. Der Bildband ist bei Taschen für € 125.- erhältlich.

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