Der heftige Wirbelsturm hat seit seiner Entstehung nur wenig an Geschwindigkeit verloren. Die südöstliche Karibik wurde schwer getroffen. Extreme Hurrikane wie dieser dürften in diesem Jahr häufiger auftreten.

Hurrikan «Beryl» hat bereits Teile der südöstlichen Karibik verwüstet, sechs Personen sind durch den Sturm ums Leben gekommen. Nun steuert «Beryl» auf Jamaica und die Cayman-Inseln zu. Das National Hurricane Center der Vereinigten Staaten warnt vor verheerendem Wind, lebensgefährlichen Sturmfluten und extrem starken Wellen in Teilen Jamaicas und der Caymans.

«Beryl» hatte sich am Wochenende innerhalb eines Tages von einem tropischen Tiefdruckgebiet zu einem Hurrikan der Stufe 4 entwickelt. Damit übertrifft er den Hurrikan «Dennis», der am 8. Juli 2005 die Stufe 4 auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala erreichte, die zweithöchste Stufe.

«Beryl», der Saint Vincent und die Grenadinen mit der Stärke 4 traf, hatte zeitweise die Stufe 5 erreicht – die höchste auf der Saffir-Simpson-Skala. Dabei werden Windstärken von mehr als 252 Kilometern pro Stunde erreicht. Laut dem amerikanischen Meteorologen Michael Lowry ist «Beryl» damit der bislang frühste Hurrikan der Kategorie 5 seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Inzwischen liegt «Beryl» mit etwa 230 Kilometern pro Stunde knapp unter der Schwelle zur höchsten Stufe.

Der Sturm traf unter anderem den Karibikstaat Saint Vincent und die Grenadinen schwer. «Der Hurrikan ist gekommen und gegangen und hat immense Zerstörung hinterlassen», sagte Premierminister Ralph Gonsalves. Auf Union Island wurden 90 Prozent der Häuser schwer beschädigt oder zerstört. Mehr als 1700 Personen haben Schutz in Notunterkünften gesucht. Eine Person kam ums Leben; Gonsalves sagte, in den nächsten Tagen könnten weitere Todesopfer folgen.

Auch der Inselstaat Grenada wurde von «Beryl» schwer getroffen. Premierminister Dickon Mitchell beschrieb die Lage im Land als düster: Der Strom ist ausgefallen, Häuser und Gebäude wurden fast vollständig zerstört, Strassen sind durch umgestürzte Strommasten nahezu unpassierbar. Mindestens zwei Personen kamen hier durch den Hurrikan ums Leben.

Katastrophengebiet in Jamaica, Mexiko bereitet sich auf Sturm vor

Michael Brennan, der Direktor des amerikanischen Hurrikanzentrums, geht davon aus, dass «Beryl» über Jamaica hinwegfegt und verheerende Windschäden anrichten wird. In einer Videobotschaft warnte er vor weitreichenden Stromausfällen. Der Hurrikan bringt zudem starke Regenmassen mit sich, in grossen Teilen Jamaicas werden Sturzfluten erwartet. Die Menschen dort sollten sich auf Evakuierungen vorbereiten, teilte die amerikanische Behörde mit.

In Jamaica bereiten sich die Einwohner auf den Sturm vor, verbarrikadieren Häuser und ziehen Fischerboote aus dem Wasser. Viele decken sich in Supermärkten mit Lebensmitteln in Dosen ein. Notunterkünfte wurden eingerichtet, die Flughäfen von Kingston und Montego Bay wurden am Dienstag geschlossen. Ministerpräsident Andrew Holness hat die Karibikinsel für die nächsten sieben Tage zum Katastrophengebiet erklärt.

Die Cayman-Inseln und Mexiko erwarten den Sturm am Donnerstag. Das amerikanische Hurrikanzentrum geht davon aus, dass «Beryl» auch dann noch ein Hurrikan mit entsprechender Zerstörungskraft bleiben wird.

Klimawandel macht stärkere Hurrikane möglich

Der ungewöhnlich frühe atlantische Wirbelsturm wurde nach Einschätzung von Wissenschaftern vom Klimawandel verschärft. Durch die globale Erwärmung hat der Nordatlantik neue Rekordtemperaturen erreicht, teilweise liegen sie momentan bei über 25 Grad. Das führt laut der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa zu mehr Verdunstung, wodurch wiederum heftigere Hurrikane mit höheren Windgeschwindigkeiten entstehen können.

Die US-Behörde für Ozeane und Atmosphäre, NOAA (kurz für National Oceanic and Atmospheric Administration), hat für 2024 eine überdurchschnittlich hohe Wahrscheinlichkeit von Hurrikanen vorhergesagt. Für die aktuelle Saison, die von Anfang Juni bis Ende November dauert, erwartet die Behörde zwischen 8 und 13 Hurrikane, von denen 4 bis 7 zu schweren Hurrikanen mit Windgeschwindigkeiten von etwa 180 Kilometern pro Stunde oder mehr werden könnten.

Als Ursache nennen die Experten der Behörde neben den nahezu rekordhohen Ozeantemperaturen auch das La-Niña-Phänomen. Es bezeichnet die Abkühlung der Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und östlich-zentralen äquatorialen Pazifik. Das Phänomen verstärkt gemeinsam mit den erhöhten Wassertemperaturen und reduzierten Passatwinden die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Nordatlantik tropische Wirbelstürme bilden.

«Beryl» ist nach Auffassung von Wissenschaftern deshalb nur der Anfang einer heftigen Hurrikansaison.

Exit mobile version