Donnerstag, Oktober 10

Der Hurrikan traf in der Nacht auf Donnerstag südlich der Stadt Sarasota an der Westküste Floridas auf Land. Die Behörden bestätigten mindestens zwei Todesopfer und riefen die Bevölkerung dazu auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Der Hurrikan «Milton» hat am späten Mittwochabend südlich der Stadt Sarasota die Westküste des amerikanischen Gliedstaates Florida erreicht — und zwar beim Ferienort Siesta Key. Nachdem sich der Sturm über dem Golf von Mexiko abgeschwächt hatte, wurde er am Mittwochabend als Hurrikan der Stufe 2 eingestuft. Später in der Nacht schwächte er sich weiter ab, das National Hurricane Center stuft ihn mittlerweile als Hurrikan der Kategorie 1 ein. Er gilt aber immer noch als extrem gefährlich.

Augenzeugen berichteten am Mittwochabend von sintflutartigen Regenfällen und heftigen Sturmböen. Die Experten des National Hurricane Center warnten die betroffene Bevölkerung an der Küste weiterhin vor dem massivem Zerstörungspotenzial des Sturms. Örtliche Behörden bestätigten bisher neunzehn von dem Hurrikan ausgelöste Tornados in den betroffenen Gebieten. Rund 125 Häuser seien zerstört, sagte Ron DeSantis, der Gouverneur des Gliedstaates Florida.

Der Wetterdienst der Bundesregierung prognostizierte Sturmfluten, die den Wasserstand um bis zu vier Meter anheben könnten. Betroffen von dieser Wassermasse seien vor allem die vorgelagerten Inseln nördlich und südlich von Siesta Key. In der Stadt St. Petersburg stellte die Stadt nach einem Wasserrohrbruch das Trinkwasser ab. Zum Trinken, Kochen und Zähneputzen müsse Wasser abgekocht werden, hiess es in einer Mitteilung der Behörden. Die Reparaturen würden beginnen, sobald dies für die Arbeiter sicher sei.

Auch in den dicht besiedelten Ortschaften an der Tampa Bay, die nicht direkt von «Milton» getroffen wurden, kam es zu grossflächigen Überschwemmungen. Zwar bestätigten sich die Befürchtungen, dass die Stadt Tampa in den Wassermassen versinken würde, vorerst nicht. Die Bürgermeisterin Jane Castor sagte aber in einer ersten Stellungnahme, dass das Schlimmste noch nicht vorbei sei. Sie rechne weiterhin mit Wassermassen von mehr als zwei Metern.

Mehr als 2,5 Millionen Haushalte und Geschäfte in Florida waren in der Nacht auf Donnerstag ohne Strom. Die Behörden befürchteten, dass die Trümmer, die der Sturm «Helene» bei seinem Durchzug vor nicht einmal zwei Wochen hinterlassen hatte, sich in tödliche Geschosse verwandeln könnten. An der Ostküste Floridas sorgten zudem Tornados für Schäden. Im Verwaltungsbezirk St. Lucie County starben mindestens zwei Personen in einer Siedlung, die von einem Tornado zerstört wurde, wie der lokale Sheriff sagte.

Schliessungen, Flutmauern und leere Strassen

Viele Menschen hatten den Aufforderungen der Lokalbehörden Folge geleistet und die Küstenregion bereits am Dienstag oder Mittwoch verlassen. Wer zurückgeblieben war, versuchte in letzter Minute noch, sein Haus abzusichern. Spätestens am Nachmittag aber ruhte das öffentliche Leben entlang der Westküste. Viele Strassen waren gesperrt und alle lokalen Flughäfen geschlossen. Auch der Vergnügungspark Disney World in Orlando und das Kennedy Space Center an der Ostküste Floridas schlossen vorübergehend.

In St. Petersburg sei ein Kran auf einer Baustelle umgestürzt, meldeten die Behörden. Auch das Dach des Baseballstadions Tropicana Field sei beschädigt worden. Das Stadion war laut örtlichen Medienberichten vor der Ankunft des Sturms als Sammelort für Ersthelfer genutzt worden. Bei den beiden Vorfällen seien bislang keine Verletzten gemeldet worden.

Der Gliedstaat Florida und die amerikanische Regierung leiteten umfassende Hilfsmassnahmen ein. Die Behörde für Katastrophenhilfe (Fema) stationierte bereits Millionen Liter Wasser, Nahrungsmittel und zusätzliches Personal in der betroffenen Region. Neunzehn Spitäler und Einrichtungen für alte oder behinderte Personen wurden zwangsevakuiert. Präsident Joe Biden hat seinen geplanten Deutschlandbesuch verschoben, um sich auf die Hurrikan-Krise zu konzentrieren.

«Unglaubliche Gerüchte» im Internet

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump kritisierte derweil die Arbeit der Bundesregierung erneut mit scharfen Worten. Er behauptete während eines Wahlkampfauftrittes in Scranton (Pennsylvania), Präsident Joe Biden und seine Vize Kamala Harris hätten die «schlechteste Rettungsarbeit aller Zeiten» abgeliefert. Dies bezog sich zwar vornehmlich auf den Sturm «Helene»; Trump sagte aber auch erneut, dass die Regierung Biden Geld aus den Kassen der Fema abgezweigt habe, um illegal eingewanderte Menschen zu unterstützen. Diese Aussage entspricht nicht der Wahrheit.

Seine Parteifreundin, die Abgeordnete Marjorie Taylor Greene, schrieb beim Kurznachrichtendienst X: «Fragen Sie Ihre Regierung, ob das Wetter manipuliert oder kontrolliert wird. Haben Sie ihnen jemals die Erlaubnis gegeben, dies zu tun? Bezahlen Sie dafür? Natürlich tun Sie das.» Ein republikanisches Mitglied des Repräsentantenhauses warnte daraufhin vor «unglaublichen Gerüchten» und sagte: «Niemand kann das Wetter kontrollieren. Bitte vergleichen Sie die Gerüchte im Internet mit Informationen aus seriösen Quellen.»

Joe Biden bezeichnete Greenes Stellungnahme im Weissen Haus als «bizarr und lächerlich». Auch beschuldigte der Demokrat den republikanischen Präsidentschaftskandidaten, eine Flut der Lügen über den Sturm zu verbreiten. «Dies muss aufhören, in diesen Momenten gibt es keine roten oder blauen Gliedstaaten in den USA», sagte Biden.

Mit Agenturmaterial

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