Freitag, September 27

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins erneut gesenkt. Was der Entscheid für Geldanlagen, Immobilienpreise, Wohneigentümer und Mieter bedeutet.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1 Prozent gesenkt – es war bereits die dritte Zinssenkung in Folge. Am Finanzmarkt hatten die meisten Akteure diesen Schritt erwartet.

Als Überraschung wurde indessen die Ankündigung der SNB gewertet, in den nächsten Quartalen könnten weitere Zinssenkungen erforderlich werden. Ausführungen zu künftigen Plänen sind untypisch für die SNB und eher von der US-Notenbank Federal Reserve bekannt.

Der Zinsentscheid der SNB und deren Ausblick haben indessen auch Folgen für Mieter, Wohneigentümer und Sparer. Ökonomen und Anlageexperten schätzen diese folgendermassen ein:

1. Festhypotheken

Die Zinsen für Festhypotheken sind im dritten Quartal um rund einen halben Prozentpunkt gesunken, wie Moneypark mitteilt. Laut dem Hypothekenvermittler lag der Richtsatz für zehnjährige Festhypotheken am 20. September bei 1,94 Prozent, für fünfjährige bei 1,76 Prozent. Der Rückgang bei den Kapitalmarktzinsen ist vor allem auf enttäuschende Wirtschaftsdaten zurückzuführen.

Laut Jean-Eudes Clot, Finanzstratege bei der Banque Cantonale Vaudoise (BCV), war der Zinsschritt der Nationalbank am Markt bereits erwartet worden. Folglich rechnet er nicht mit einer starken Auswirkung der SNB-Zinssenkung auf die Zinsen von Festhypotheken. Die derzeitigen Konditionen stuft er bereits als attraktiv ein – vor allem für sicherheitsorientierte Immobilienbesitzer, welche die Zinsen langfristig anbinden möchten.

2. Saron-Hypotheken

«Bei Saron-Hypotheken ist die Senkung des Leitzinses direkt zu spüren», sagt Valentino Guggia, Ökonom der Migros Bank. Saron-Hypotheken sind Hypotheken, bei denen die Zinssätze nicht wie bei einer Festhypothek über eine bestimmte Laufzeit hinweg festgelegt sind. Vielmehr schwanken diese.

Mit den SNB-Zinssenkungen sind die Zinssätze von Saron-Hypotheken in den vergangenen Monaten zwar gesunken. Laut Moneypark sind Festhypotheken mit mittleren Laufzeiten derzeit aber zum gleichen Preis zu haben, obwohl sie deutlich mehr Sicherheit bieten. Oftmals seien Festhypotheken sogar günstiger als Saron-Hypotheken, sagt Guggia. «Dies ist eine Anomalie, die zeigt, dass der Markt weitere Zinssenkungen der SNB erwartet. Derzeit gehe der Markt von einer weiteren Zinssenkung der Nationalbank um 0,25 Prozentpunkte im Dezember dieses Jahres aus.

Saron-Hypotheken spielten derzeit bei Neukäufen und Verlängerungen von Hypotheken eine eher untergeordnete Rolle, heisst es weiter bei Moneypark – bei der Konkurrenzsituation mit Festhypotheken ist das kein Wunder.

3. Mieten

Die Zinssenkung der SNB könnte auch bei den Mieten in der Schweiz Spuren hinterlassen. Für diese ist der hypothekarische Referenzzinssatz entscheidend. Dieser beruht auf dem Durchschnittszinssatz der inländischen Hypotheken. Sinkt er, so können Mieterinnen und Mieter eine Reduktion der Miete verlangen. Das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) hat Anfang September bekanntgegeben, dass der Referenzzinssatz in den nächsten drei Monate bei 1,75 Prozent bleiben wird.

Der Durchschnittszinssatz der inländischen Hypothekarforderungen lag per Stichtag am 30. Juni dieses Jahres aber nur noch bei 1,67 Prozent. Fällt er noch ein bisschen weiter auf unter 1,63 Prozent, so würde der Referenzzinssatz aufgrund des Rundungseffekts auf 1,5 Prozent sinken. Mieterinnen und Mieter könnten dann eine Senkung des Mietzinses einfordern.

Guggia erwartet, dass der Referenzzinssatz mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits im Dezember dieses Jahres sinken dürfte – «und wenn nicht dann, dann passiert es im März nächstes Jahr», sagt er. Es sei also davon auszugehen, dass viele Mieter bald eine Reduktion der Miete um drei Prozent einfordern können. «Dies dürfte auch die Inflation bremsen», sagt Guggia. Auch Philipp Merkt, Anlagechef der Postfinance, rechnet damit, dass der Durchschnittszinssatz im Dezember oder im März unter die Schwelle von 1,63 Prozent fallen und dementsprechend der hypothekarische Referenzzinssatz auf 1,5 Prozent abgerundet werden dürfte.

Clot hingegen weist darauf hin, dass sich der Referenzzinssatz nur langsam und mit Verzögerung bewegt. Folglich sei er nicht sicher, ob es bereits im Dezember so weit sei. Hätte die SNB den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, wäre dies wahrscheinlicher gewesen.

4. Immobilienpreise

Nach der SNB-Zinssenkung rechnet Migros-Bank-Ökonom Guggia mit weiterhin steigenden Preisen für Wohnungen und Häuser in der Schweiz. Unter dem Strich hätten die Zinserhöhungen der SNB in den vergangenen Jahren nur zu einem vorübergehenden Stopp des Anstiegs der Preise am Wohnimmobilienmarkt geführt.

Auch Clot erwartet, dass die Preise für Wohnimmobilien in der Schweiz weiter in moderatem Tempo steigen dürften. Dafür spreche, dass die niedrigeren Zinsen die Finanzierung verbilligen. Allerdings seien die Preise bereits sehr hoch, was auch die Zahl potenzieller Käufer begrenze.

5. Spar- und Säule-3a-Konten, Kassenobligationen

Bei Sparkonten dürfte die Senkung des Leitzinses indessen negative Folgen für Privatpersonen haben. «Die Banken werden das evaluieren und dürften die Zinssenkung weitergeben», sagt Merkt. Für Sparerinnen und Sparer bedeute dies perspektivisch niedrigere Kontozinsen, sowohl bei Sparkonten als auch bei der Säule 3a. Bei den Konditionen für Kassenobligationen dürfte der Effekt der Zinssenkung mit etwas Verzögerung zu spüren sein, aber auch hier dürfte die Tendenz nach unten zeigen.

7. Franken

Eine wichtige Frage sei auch, wie sich die Zinssenkung auf den Franken auswirke, sagt Guggia. Mittel- bis langfristig drohe die Gefahr, dass der Franken noch deutlich stärker werde als bereits derzeit. Andere Zentralbanken wie die US-Notenbank Federal Reserve oder die Europäische Zentralbank (EZB) hätten ein deutlich grösseres Potenzial für Zinssenkungen als die SNB.

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