Nach elf Jahren im Ausland kehrt der Nationalspieler in die Schweiz zurück – allerdings nicht zum Stammverein, sondern zum FC Zürich. Dort zieht Zubers ehemaliger Berater Milos Malenovic die Fäden. Die FCZ-Anhänger sind skeptisch.

Keine Proteste, keine Banner, alles ruhig. Als Steven Zuber und der FCZ-Sportchef Milos Malenovic am Freitag vor dem Home of FC Zürich einer schwarzen Limousine mit Zuger Nummer entsteigen, deutet nichts darauf hin, dass gerade ein verdienter Spieler des Stadtrivalen Grasshoppers den ersten Arbeitstag beginnt.

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

«Ciao Toni», begrüsst Zuber das FCZ-Urgestein Antonio Marchesano, als kennte man sich schon ewig. Die Türe geht auf, kurz danach sitzt Zuber vor den Medienleuten beim ersten Auftritt in den FCZ-Farben.

Als der FCZ vor Weihnachten den Transfer des 33-jährigen Nationalspielers bekanntmachte, waren die Fans wenig erfreut. Auf Bannern in der Kurve hatten sie allerlei Bedenken über den Kurs des Klubs aufgelistet und auch hinter die Verpflichtung Zubers ein dickes Fragezeichen gesetzt.

Ein GC-Bueb im FCZ? Geht gar nicht.

Zuber und Malenovic pflegen eine enge Beziehung

«Ich wusste, dass diese Frage kommen wird», sagt Zuber, er sei dankbar, dass er «mit diesen Sachen aufwachsen durfte». Diese Sachen – das war die Ausbildung bei GC. Er verliess seinen Stammklub vor elf Jahren, er war Nationalspieler und ging zum ZSKA Moskau. Zuber bilanzierte damals 146 Spiele, 33 Tore und einen Cup-Sieg in der GC-Mannschaft mit Amir Abrashi, Michael Lang, Izet Hajrovic oder Vero Salatic. Zuber sagt: «Das ist Vergangenheit und vorbei, ich habe mich entwickelt und bin ein ganz anderer Mensch als früher.»

Einiges ist aber auch gleich wie früher, etwa Zubers enge Beziehung zu Malenovic. Malenovic hatte damals den Transfer nach Moskau eingefädelt und lotste Zuber später durch die Bundesliga. So hat Zuber nun vom AEK Athen nicht nur zum FCZ, sondern noch mehr zu Malenovic gewechselt. Malenovic freut sich über den Transfer. Er lässt durchblicken, dass Zuber auf viel Geld verzichte. Er sagt: «Ich weiss, welche Klubs bei Steven angefragt haben – dass er im FCZ unterschrieben hat, spricht für seinen Charakter und seinen Ehrgeiz.»

Zuber hat viel vor, auch wenn er sich nicht auf Titelversprechen einlässt. Er sagt: «Das Projekt der wunderbaren Reise, das mir Milos und dann Herr und Frau Canepa vorgestellt haben, hat mich sofort überzeugt – ich bin ein Gefühlsmensch.» Zubers Gefühl sagte ihm kurz nach der Vertragsunterschrift auch, dass er einen Instagram-Post löschen sollte mit dem Inhalt, dass, wer «einmal Hopper, immer Hopper» sei.

Mit dem ehemaligen GC-Spieler Malenovic, dem ehemaligen GC-Trainer Ricardo Moniz und dem ehemaligen GC-Geschäftsführer Andreas Schmocker sind derzeit einige ehemalige «Hopper» im FCZ. «Wir leben doch nicht mehr im vorletzten Jahrhundert», sagt der FCZ-Präsident Ancillo Canepa, «ein guter Spieler ist ein guter Spieler – egal ob er einmal bei GC, in Basel oder bei YB gespielt hat.»

Wie gut Zuber angesichts des fortgeschrittenen Alters noch ist, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Klar ist, dass der FCZ im Angriff einen Spieler wie Zuber gut gebrauchen kann. In den letzten sechs Partien holte der FCZ nur drei Punkte, das Team war freudlos und zeigte Zerfallserscheinungen. «Wir brauchen jetzt Charakter, Qualität und Erfahrung auf und neben dem Platz», sagt Malenovic.

Vor einem Jahr tönte es ganz ähnlich im FCZ. Bo Henriksen war damals der Trainer, der Däne wünschte Verstärkung. Er bekam sie nicht, weil Malenovic unzufrieden war mit Henriksen. Vor einem Jahr hatte der FCZ 31 Punkte, nach einem Jahr des Umbaus sind es 25. Und jetzt sieht es aus, als würde er mit dem Zuber-Transfer das machen, was er vor einem Jahr verpasst hat. Der FCZ-Trainer Moniz hat immer wieder betont, dass er immer um Titel spiele.

Mit Zuber in die europäische Gruppenphase

«Ich schätze Trainer mit hohen Ambitionen», sagt Canepa. «Mein Ziel ist ein anderes: Wir wollen die Gruppenphase in einem europäischen Wettbewerb erreichen.» Und Canepa fügt an: «Wenn wir dieses Ziel als Meister erreichen, habe ich selbstverständlich nichts dagegen.» Auch in dieser Saison reissen die fehlenden Einnahmen aus einer Gruppenphase ein grosses Loch in die FCZ-Kasse. In der vorletzten Saison mussten die Canepas 7,5 Millionen Franken privates Geld einschiessen. Wie viel es im laufenden Geschäftsjahr sein wird, ist offen. «Fragen Sie, wenn die Saison vorbei ist», sagt Canepa.

Der Transfer Zubers unterstreicht die FCZ-Ambitionen, ähnliche Wege zu beschreiten wie die Konkurrenz. In Lugano ist der Rückkehrer Renato Steffen ein wichtiger Teil des Aufschwungs. Der FC Basel hat mit Xherdan Shaqiris vielbesungener Rückkehr gezeigt, dass ältere Spieler einiges bewegen können. YB hat während der Feiertage mit der Rückkehr von Christian Fassnacht nach anderthalb Jahren bei Norwich nachgezogen.

Und auch der FCZ war 2022 Meister, nachdem mit Blerim Dzemaili anderthalb Jahre vorher ein ehemaliger FCZ-Junior verpflichtet worden war. Dzemaili schaffte sich ein Denkmal als FCZ-Ikone. Für Zuber dürfte das schwierig werden.

Exit mobile version