Bei einem Wahlkampfauftritt unter freiem Himmel fielen am Samstagabend plötzlich Schüsse. Donald Trump wurde nur am Ohr verletzt und fing sich schnell, bevor er in Sicherheit gebracht wurde. Der Attentäter wurde von Sicherheitskräften erschossen.
Eigentlich warteten am Samstag alle darauf, ob Trump bei seiner Wahlkampfrede in Pennsylvania vielleicht den Namen seines Wunschkandidaten für das Amt des Vizepräsidenten bekanntgibt. Doch dazu kam es nicht. Seine Rede dauerte erst wenige Minuten, da fielen plötzlich Schüsse in der Arena unter freiem Himmel. Trump fasste sich ans Ohr und duckte sich dann unter das Rednerpult. Sicherheitsleute eilten herbei und schirmten den ehemaligen Präsidenten ab. Bevor sie ihn zu seinem Auto wegführten, streckte Trump mit Blutspuren im Gesicht die Faust in die Höhe und rief: «Kämpft, kämpft, kämpft!». Seine Anhänger auf der Tribüne dahinter skandierten laut: «USA, USA, USA!».
Nach ersten Informationen wurde der mutmassliche Schütze von den Sicherheitskräften erschossen. Trump sei in Sicherheit, es gehe ihm gut und er werde in einer Klinik medizinisch betreut, sagte einer seiner Pressesprecher. Der obere Teil seines Ohrs sei von der Kugel «durchbohrt» worden, schrieb Trump später auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. «Ich wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich hörte ein zischendes Geräusch, Schüsse und spürte sofort, wie die Kugel meine Haut aufriss.»
Während der ehemalige Präsident offenbar nur einen Streifschuss abbekam, wurde einer seiner Anhänger jedoch tödlich getroffen. Zwei weitere Personen sollen schwere Verletzungen erlitten haben. Das Todesopfer sei in den Kopf getroffen worden und sofort zusammengesackt, erzählte ein Augenzeuge dem Fernsehsender CNN. «Es fühlt sich an wie die 1960er-Jahre», meinte der Trump-Unterstützer.
Schüsse aus «erhöhter Position»
Damals in den 60er-Jahren wurde Präsident John Kennedy, später sein Bruder Robert Kennedy und der Bürgerrechtsführer Martin Luther King ermordet. Attentate auf amerikanische Präsidenten sind keine Einzelfälle. Vor Kennedy wurden bereits Abraham Lincoln (1865), James Garfield (1881) und William McKinley (1901) getötet. Versuchte Mordanschläge gab es auch auf Gerald Ford und Ronald Reagan. Reagan wurde 1981 beim Verlassen des Hilton Hotels in Washington von einem Querschläger unter der linken Achsel getroffen und musste danach zwölf Tage im Spital verbringen.
Nachdem die Sicherheitskräfte Trump am Samstag abgeführt hatten, räumten sie das Gelände. Dieses sei nun ein Tatort, hiess es. Die Ermittlungen der Bundespolizei FBI und des Secret Service müssen nun klären, wie es zu dem Attentat kommen konnte. Unter normalen Umständen ist es kaum möglich, eine Schusswaffe in eine Trump-Rally zu schmuggeln. Alle Besucher müssen beim Einlass durch Metalldetektoren gehen. Gemäss einem Sprecher des Secret Service wurden die Schüsse von einer «erhöhten Position» ausserhalb des gesicherten Geländes abgegeben. Nun stellt sich die Frage, warum diese Position von den Sicherheitskräften nicht überwacht wurde.
Politiker von beiden grossen Parteien zeigten sich schockiert. «Meine Gedanken und Gebete sind mit dem ehemaligen Präsidenten Trump», schrieb der demokratische Kongressführer Hakeem Jeffries auf X. «Amerika ist eine Demokratie. Politische Gewalt ist in jeder Form inakzeptabel.» Präsident Joe Biden meinte bei eine, kurz darauf einberufenen Presseauftritt: «Es ist krank.» Alle müssten das Attentat verurteilen. Er habe versucht, mit Trump in Kontakt zu treten. Aber dieser sei derzeit noch in ärztlicher Behandlung. Bidens Wahlkampfteam kündigte an, vorderhand keine Fernsehwerbung mehr zu schalten.
Er sei dankbar, dass Trump in Sicherheit sei, erklärte seinerseits der ehemalige Präsident George W. Bush. Er sprach von einem «feigen Angriff» auf das Leben des ehemaligen Präsidenten. Der Tech-Milliardär und Tesla-Gründer Elon Musk nutzte den Moment derweil für eine klare Wahlempfehlung. «Ich unterstützte Trump vollkommen und wünsche ihm eine schnelle Genesung», schrieb er auf X.
Das Wahlkampfklima fördert Gewalt
Welche Auswirkungen das mutmassliche Attentat auf den Wahlkampf haben wird, muss sich noch zeigen. Bestimmt aber dürften nun auch die Sicherheitsvorkehrungen für den am Montag beginnenden Parteitag der Republikaner in Milwaukee nochmals überprüft werden. Rund 2500 Delegierte reisen für vier Tage in die Stadt am Westufer des Lake Michigan, um Donald Trump offiziell zu ihrem Präsidentschaftskandidaten zu küren. Diese könnten Trump nun am Parteitag als Märtyrer empfangen, meinte der Politstratege David Axelrod in einem Interview mit CNN. Die Veranstaltung könnte nun «wütender oder finsterer» werden.
So schockiert sich nun viele Politiker zeigen, kommt die Gewalt indes nicht ganz überraschend. Beide Parteien haben diese Präsidentschaftswahl zu einer existenziellen Angelegenheit erklärt. Trump selbst spricht gerne von der «finalen Schlacht», in der es die USA zu retten gilt. Die Demokraten warnen ihrerseits vor einem Ende der amerikanischen Demokratie und dem Beginn einer Diktatur, sollte Trump gewählt werden. In einem solch aufgeheizten Wahlkampfklima kann es leicht zu Gewalt kommen.


