Staatschefs im Liegestuhl, bärtige Bauchtänzerinnen, ein fröhlicher Elon Musk im Dollarregen: Donald Trump verbreitet ein bizarres KI-Video, das Gaza als vergoldetes Luxusresort zeigt. Uff.
Die Skyline am glitzernden Meer sieht aus wie jene von Dubai oder Miami, als hätte Donald Trump seine Immobilienträume wahr gemacht. Was in dem halbminütigen KI-generierten Videoclip folgt, illustriert Trumps Phantasie von Gaza als einer «Riviera des Nahen Ostens».
Es ist nicht klar, wer sein Urheber ist. Klar ist aber, dass es Donald Trump gefällt. Das Video ging erst viral, nachdem es der amerikanische Präsident auf seinem Kanal Truth Social gepostet hatte, danach teilte er es auch auf seinem offiziellen Instagram-Account. Kommentarlos.
Gleich zu Beginn des rasant geschnittenen Clips sieht man eine Trümmerlandschaft. Zerbombte Häuser, Kinder und Frauen wühlen im Schutt auf der Strasse, bewaffnete Männer. Dazu die Worte: «Gaza 2025. What’s next?»
Nun springen Kinder in Shorts aus einem Höhleneingang: vom Dunkel ins Licht Richtung Strand und tiefblauem Ozean. Palmen, Jachten, Hotelkästen. Die Bilder sind unterlegt mit einem Rap, in dem es heisst: «No more tunnels, no more fear: Trump Gaza is finally here.» Tunnels und Angst machen der Freude Platz.
Verulkung von Hamas-Queerfeindlichkeit
Es folgt die Grossaufnahme eines Mannes, der Elon Musk ähnlich sieht. Lachend beisst er bei Sonnenuntergang in ein Pitabrot. Später regnen Dollarscheine auf ihn nieder. Bauchtänzerinnen mit Bart führen zuckende Bewegungen aus – man könnte die Szene für eine Feier der Queerness halten, wenn man es nicht besser wüsste. Die Tänzerinnen tragen grüne Kopftücher, die an die Hamas erinnern. Später schunkelt der KI-Trump mit einer orientalischen Schönheit.
Weiter geht es mit der Huldigung des Mannes, der der Region eine goldene Zukunft verspricht. Ein Junge hält einen Ballon mit goldenem Trump-Kopf, inmitten eines Kreisels steht eine goldene Trump-Statue, der amerikanische Präsident überlebensgross. Im Shop eines Trump-Hotels sind in den Regalen goldene Trump-Männchen aufgereiht.
Schliesslich sieht man Trump, den Freiheits- und Lichtbringer, wie er besungen wird, mit Benjamin Netanyahu an einem Pool im Liegestuhl liegt, nur in Badehosen und beide mit Cocktails in der Hand.
Kritik von Maga-Anhängern
Das Video karikiert auf geschmacklose bis zynische Weise, aber ebenso mit Ironie, was Trump vor drei Wochen angekündigt hat: Räumung des Gazastreifens, Umsiedlung der Palästinenser währenddessen nach Ägypten und Jordanien, Verwandlung des Orts in ein einziges grosses Luxusresort. Es ist eine Persiflage auf Trumps Vision.
Doch man muss die explosive politische Realität ausblenden, um in diesem Trump-Gaza bloss eine satirische Umsetzung einer megalomanischen Phantasie mit der Ästhetik eines Videogames zu sehen. Wenn Trump so etwas postet, dürfte er die Empörung und Fassungslosigkeit mit einkalkulieren. Der Führerkult, der orientalische Kitsch, die Palästinenser als Höhlenbewohner – ihn scheint dies zu unterhalten.
Allerdings gibt es zu seinem Post auch viele kritische Kommentare von Maga-Anhängern. Ein User schreibt auf Instagram: «Trump, ich habe für Sie gestimmt, damit Sie für eine bessere Wirtschaft und bessere Gesetze sorgen und sich um unser Land kümmern.» Trump solle sich auf die Zukunft Amerikas konzentrieren statt auf fremde Länder.
Andere Trump-Fans nehmen Anstoss am vergoldeten Ebenbild, das im künstlichen neu aufgebauten Gaza in den Himmel ragt. Sie verweisen darauf, dass die Bibel vor der Anbetung goldener Götzen warnt.
Fraglich, wie zuträglich solche überzeichneten Zukunftsvisionen dem brüchigen Waffenstillstand in Gaza sind, dessen erste Phase am Samstag endet. Die von der Hamas geführte staatliche Medienstelle verurteilte das Video als «schändlich», deren Sprecher wird von der «New York Times» zitiert: Es enthalte «unethische Szenen, die gegen die Sitten, Moral und Traditionen des palästinensischen Volkes verstossen».
Die Hamas beurteilt, was ethisch ist. Und Donald Trump träumt von einem Gaz-a-Lago. Es ist bizarr.
