Donnerstag, März 6

Am dritten Prozesstag im Gerichtsverfahren gegen die Fussballfunktionäre Joseph Blatter und Michel Platini wehren sich ihre Verteidiger gegen die Betrugsvorwürfe. Für ihre Mandanten fordern sie einen Freispruch.

Das Betrugsverfahren gegen die Fussballfunktionäre Joseph Blatter und Michel Platini, das in dieser Woche in Muttenz durchgeführt wird, bewegt sich im Wesentlichen auf drei Zeitebenen: 1999 unterzeichnete der Weltfussballverband (Fifa) mit Platini einen Beratervertrag. Mit dessen Engagement sollte sich Blatter, 1998 erstmals zum Präsidenten der Fifa gewählt, mit Glamour und Fachwissen umgeben.

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Es war Blatter persönlich, der in den Beratervertrag das Jahressalär für Platini einfügte: 300 000 Franken, über eine Zeitdauer von vier Jahren. Durch den handschriftlichen Eintrag sollte die Höhe des Salärs selbst innerhalb der Fifa nur einem engsten Kreis bekannt sein – es war für damalige Verhältnisse offenbar sündhaft hoch.

Horrende Entschädigungen für Kaderangestellte der Fifa

Die zweite Zeitebene betrifft die Jahre 2010 und 2011. Platini, inzwischen Präsident des europäischen Fussballverbands (Uefa), erfuhr von horrenden Abgangsentschädigungen, welche die Fifa an ausgeschiedene Kaderangestellte zahlte: 7 Millionen Franken für den Generalsekretär Urs Linsi, 3,5 Millionen Franken für dessen Stellvertreter Jérôme Champagne.

Das weckte Platinis Appetit auf eine Nachzahlung für sein längst ausgelaufenes Beratermandat. Im Umfeld der Fussball-WM 2010 in Südafrika wurde er deshalb mehrmals vorstellig beim damaligen Finanzdirektor der Fifa, Markus Kattner. Anfang 2011 stellte Platini schliesslich eine Rechnung über 2 Millionen Franken, welche die Fifa postwendend beglich.

Es gibt kein Schriftstück, aus dem hervorgeht, wieso die Fifa diese 2 Millionen an Platini zahlte. Das Strafverfahren der Bundesanwaltschaft, das vor fast zehn Jahren eröffnet wurde, dreht sich im zentralen Punkt um die Frage, was der Anlass für diese Zahlung war.

Auf der dritten Zeitebene befindet man sich im Mai 2015, als die Fifa in ihren Grundfesten erschüttert wurde. Die US-Justizbehörden stellten den Weltfussballverband auf den Kopf. Sie wollten herausfinden, wie es möglich gewesen war, Katar die Austragung der Fussball-WM 2022 zu übertragen, für die auch die USA kandidiert hatten. Am Sitz der Fifa auf dem Zürichberg wurde eine Unmenge von Daten beschlagnahmt. Als Beifang stiess man auch auf die Zahlung von 2 Millionen Franken an Platini, für die es keine schriftliche Erklärung gab.

Damit konfrontiert, erklären Blatter und Platini die Zahlung bis heute mit einem Gentleman’s Agreement aus dem Jahr 1999: Eigentlich habe Platini ein Jahressalär von 1 Million Franken gefordert. Weil die Fifa damals einen derart hohen Betrag nicht zahlen konnte, habe man sich mündlich auf die 300 000 Franken geeinigt – mit dem Versprechen, den Restbetrag von jährlich 700 000 Franken nachzuzahlen, sobald es der Fifa finanziell wieder besser gehe.

Aber wieso forderte Platini, Sohn eines Mathematikers, später bloss 2 Millionen Franken und nicht 2,8 Millionen, die ihm nach Adam Riese zugestanden wären?

Urteil in drei Wochen

Dafür hatte der Bundesstaatsanwalt in seinem Plädoyer eine einfache Erklärung: Die mündliche Abmachung zwischen Blatter und Platini habe es gar nie gegeben. Der Grund für die Zahlung von 2 Millionen Franken von Anfang 2011 sei viel einfacher: die Gier nach irdischem Manna – verbunden mit einer Abfindung für Platinis Verzicht, Blatter als Fifa-Präsident herauszufordern.

Dem widersprachen am Mittwoch die Verteidiger von Blatter und Platini in ihren Plädoyers vehement: Ihre Mandanten hätten den mündlichen Vertrag von Anfang an übereinstimmend eingebracht. Jede andere Erklärung sei abstrus. Entscheiden wird ein Sondergericht, bestehend aus drei kantonalen Gerichtspräsidenten. Das Urteil wird am 25. März eröffnet.

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