Montag, November 25

Die Stimmbevölkerung hat sich klar für den Büroturm der UBS ausgesprochen. Doch nicht immer war das Verhältnis der Zürcher zu Hochhäusern so gut.

Die Zürcher Stimmbevölkerung hat am Sonntag den Weg für ein neues Hochhaus geebnet. Der 108 Meter hohe Büroturm aus Holz ist damit einen Schritt weiter. Momentan wäre es weltweit das höchste Holzhochhaus. 64,4 Prozent der Stimmberechtigten haben ein Ja zum Gestaltungsplan der UBS in die Urne gelegt.

Die Stimmbeteiligung lag bei rund 50 Prozent. Stadt- und Gemeinderat hatten dem Vorhaben bereits zugestimmt. Weil die Jungen Grünen das Referendum ergriffen, kam es zur Volksabstimmung.

Der Hochbauvorsteher André Odermatt (SP) zeigte sich am Sonntag an der Medienkonferenz des Stadtrats erfreut über «die klare demokratische Zustimmung». Das Hochhaus stehe im Arbeitsplatzgebiet am richtigen Ort, und es sei auch ein Zeichen, dass «unsere Gestaltungsplanverfahren einen Mehrwert bringen können». Zudem sei es eine Voranwendung der neuen Hochhausrichtlinien, die momentan im Gemeinderat in Beratung seien.

«Die Stadt braucht preisgünstige Wohnungen, aber eben auch Arbeitsplätze», sagte Odermatt. Er sei froh, dass diese beiden Aspekte nicht gegeneinander ausgespielt worden seien.

Die Stadt Zürich und ihre Hochhäuser: Es ist eine komplizierte Beziehung. Die ersten Hochhäuser in Zürich entstanden in den 1950er Jahren. Es war der Beginn einer «Hochhaussucht», wie auch Zürichs Stadtbaumeister Albert Heinrich Steiner später eingestand. Bis zum Ende der 1970er Jahre wurden in der Stadt gut 150 Hochhäuser gebaut.

Danach drehte der Wind. In den 1980er Jahren setzten die Gegner ein Hochhausverbot durch, welches sich fast bis zur Jahrtausendwende hielt. Mit der Wiederentdeckung der hohen Bauten schossen danach innerhalb weniger Jahre zahlreiche Büro- und Wohntürme in die Höhe, insbesondere in Zürich-West und im Norden der Stadt.

Hochhäuser lassen niemanden kalt

Dennoch bleibt das Hochhaus eine Gebäudeart, die niemanden kaltlässt. Entsprechend stimmt die Stadt Zürich immer wieder über Vorlagen ab, bei denen es im Kern um hohe Häuser geht – seien dies konkrete Projekte oder Grundsatzentscheide, wie unlängst beispielsweise der Urnengang zur Uferschutzinitiative zeigte, die fixe Verbotszonen entlang des Seebeckens und der Limmat forderte.

So oder so, es tut sich etwas in Zürich in Sachen Hochhausbauten. Das zeigen sieben Beispiele von Projekten, die momentan in Planung oder schon im Bau sind.

Wohnen über dem Tramdepot Hard

Die beiden über 60 Meter hohen Wohntürme der städtischen Siedlung Hard über dem Tramdepot ragen bereits in die Höhe, die Arbeiten an den 193 Wohnungen sind weit fortgeschritten und werden voraussichtlich 2025/26 abgeschlossen sein. 550 Menschen sollen dereinst in den beiden Hochhäusern direkt an der Limmat leben.

Beim Urnengang zum Kredit über 203,5 Millionen Franken für die Siedlung sowie die Erneuerung des Tramdepots legten 2020 fast 71 Prozent der Stadtzürcher Stimmbevölkerung ein Ja in die Urne.

Private Investorin baut Wohnungen, wo Autos verkauft wurden

Früher wurden auf dem 7800 Quadratmeter grossen Grundstück an der Freihofstrasse in Altstetten Autos verkauft. Heute ist es eine Baustelle: Die in Basel beheimatete Hiag erstellt ein 80 Meter hohes Gebäude mit 149 Wohnungen und Gewerberäumen. Die Arbeiten sind im Gange und sollen bis 2026 beendet sein.

Koch-Areal in Albisrieden und Altstetten

Bis zur Räumung 2023 war das Koch-Areal in Albisrieden während gut eines Jahrzehnts besetzt. Inzwischen laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren. In den nächsten Jahren entsteht auf dem 30 000 Quadratmeter grossen Grundstück ein neues Quartier mit gemeinnützigen Wohnungen, Gewerbebauten und einem Park.

Unter anderem erstellt die Genossenschaft ABZ ein 85 Meter hohes Hochhaus mit rund 200 Wohnungen. Ein Drittel der Wohneinheiten wird subventioniert.

Die Bauarbeiten auf dem Koch-Areal haben letztes Jahr begonnen. Die ersten Wohnungen sind voraussichtlich 2026 bezugsbereit. Etwas länger dauert es bis zur Fertigstellung des Hochhauses. Laut Fahrplan wird es 2027.

Städtische Wohnsiedlung Letzi

Zwischen Hohlstrasse und Bahngleisen, unweit des Letziparks, erstellt die Stadt Zürich die Wohnsiedlung Letzi mit insgesamt 265 gemeinnützigen Wohnungen. Die Hälfte davon befindet sich in einem 70 Meter hohen Hochhaus. Zudem sind Gewerbe- und Gemeinschaftsräume vorgesehen.

Die dreiteilige Siedlung in Altstetten ist ein gemeinsames Projekt von Liegenschaften Stadt Zürich und zwei städtischen Stiftungen – der Stiftung Alterswohnungen und der Stiftung Familienwohnungen.

Die Bauarbeiten sind bereits am Laufen. Im kommenden Januar startet das Bewerbungsverfahren für die Wohnungen.

Der Dreispitz in Schwamendingen

Der Stadtteil Schwamendingen steht vor einer grundlegenden Transformation. Das Gros der dortigen Wohnbauten ist zwischen 1945 und 1985 entstanden und befindet sich im Besitz von Genossenschaften.

Eine davon ist die Arbeiter-Siedlungs-Genossenschaft Asig. In den nächsten zehn Jahren will die Genossenschaft ihre Gründersiedlung etappenweise durch Neubauten ersetzen. Dadurch wird die Anzahl Wohnungen auf 900 verdoppelt.

Vorgesehen ist auch hier ein 60 Meter in die Höhe ragendes Holzhaus. Stand: Das Baugesuch für die erste Etappe ist eingereicht.

Das neue Fussballstadion und seine Wohntürme

Gleich zwei Hochhäuser sind im Rahmen des Projekts «Ensemble» auf dem Hardturm-Areal vorgesehen. Mit fast 138 Metern sind sie die höchsten Bauten, die mittelfristig auf Zürcher Stadtgebiet entstehen. Zum Vergleich: Der Prime Tower, der gegenwärtige Rekordhalter, ist 126 Meter hoch.

Das «Ensemble»-Vorhaben beinhaltet neben den beiden Wohntürmen und einem Fussballstadion auch noch eine Genossenschaftssiedlung. Der Baustart ist allerdings, trotz zweimaligem Ja der Stadtbevölkerung zum Stadionprojekt, nach wie vor unklar. Verschiedene Rekurse bringen immer wieder neuen Sand ins Getriebe der Bewilligungsmühlen.

Hochhaus für Wache West und Stadtarchiv

Auf dem Schlachthofareal in Albisrieden stehen ab 2030 grosse Veränderungen an. Für einen Teil des insgesamt rund 60 000 Quadratmeter grossen Gebiets gibt es bereits konkrete Pläne: Auf dem sogenannten Centravo-Areal in der nordwestlichen Ecke soll ein rund 60 Meter hohes Hochhaus entstehen, welches die Wache West und das Stadtarchiv unter einem Dach vereint.

Die neue Wache für Feuerwehr und Sanität soll ab 2031 die stark wachsenden Stadtkreise 3, 4, 5 und 9 versorgen.

Das Stadtarchiv ist derzeit an verschiedenen Standorten untergebracht: in der Altstadt, an der Minervastrasse und im Verwaltungszentrum Werd. Dort sind die Kapazitätsgrenzen allerdings bald erreicht. Möglichkeiten, die bestehenden Räumlichkeiten zu erweitern, gibt es keine.

Die Pläne für das Hochhaus mit 15 Geschossen sind bereits weit fortgeschritten. Die Stadt rechnet mit Baukosten von rund 112 Millionen Franken (mit einer Kostengenauigkeit von plus/minus 25 Prozent). 2028 könnten die Bauarbeiten beginnen. Das letzte Wort hat auch hier die Bevölkerung. Voraussichtlich im Jahr 2027 wird über das Vorhaben abgestimmt.

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