In den letzten Tagen hat es in den Alpen kräftig geschneit – rechtzeitig zum Beginn der Skiferien in der Schweiz. Damit ist auch die Lawinengefahr gestiegen.
Die Schneefälle der vergangenen Tage haben im Alpenraum zu mehreren Lawinenunglücken geführt. Bei einem Lawinenabgang wurde am Mittwoch in Parpan in Graubünden ein Mann verschüttet. Das teilte die Kantonspolizei Graubünden am Donnerstag mit. Die Suche nach dem Verschütteten dauerte rund zwei Stunden. Trotz den sofort eingeleiteten Reanimationsmassnahmen starb der Snowboarder noch auf dem Lawinenfeld. Er war mit seinem Kollegen am sogenannten Ochsatobel ausserhalb der markierten Pisten unterwegs gewesen.
Ebenfalls am Mittwoch sind in den französischen Alpen fünf Skifahrer ums Leben gekommen. Eine Schweizerin wurde bei Vallorcine nördlich des Montblanc-Massivs abseits der Piste von einer Lawine erfasst und tödlich verletzt. Die 30-Jährige war mit ihrem Vater und ihrem Bruder unterwegs gewesen. Der Vater blieb unverletzt, der Bruder kam für Abklärungen ins Spital. Laut der Staatsanwaltschaft von Bonneville waren alle drei mit Lawinen-Verschütteten-Suchgeräten und Lawinenairbags unterwegs gewesen.
Sieben Norweger waren am Mittwoch im Bereich von Val-Cenis in den Savoyer Alpen abseits der Piste unterwegs, als vier von ihnen von einer grossen Lawine mitgerissen wurden. Drei der Skifahrer konnten nur noch tot geborgen werden, eine Frau aus der Gruppe wurde noch mit dem Helikopter in ein Spital in Grenoble geflogen, dort aber für tot erklärt.
Bereits am Dienstag war im Montblanc-Massiv ein 55-jähriger Brite bei einem Lawinenunglück ums Leben gekommen.
🔴Deux avalanches mortelles en deux jours en #HauteSavoie. Le risque d’avalanche est fort (3/5) sur l’ensemble des massifs.
➡️@Prefet74 rappelle qu’il est impératif de se renseigner sur l’état du manteau neigeux, de sortir équipé & de respecter les consignes de prudence. pic.twitter.com/OeDirLgFEU— Préfet de la Haute-Savoie (@Prefet74) January 29, 2025
Neuschnee auf schwacher Schneedecke gleich Lawinengefahr
Generell ist in den Alpen die Lawinengefahr derzeit erhöht. Denn in den vergangenen Tagen fiel vielerorts der von den Skigebieten lang ersehnte Neuschnee. Laut dem WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) fielen zwischen Samstagabend und Mittwochmorgen in der Schweiz verbreitet rund 50 Zentimeter Schnee. Mancherorts war es auch mehr als ein Meter.
Da der Schnee im Tessin und in Graubünden auf eine dünne, ausgesprochen schwache Schneedecke fiel, war eine sehr hohe Lawinenaktivität die Folge. Das SLF stufte die Gefahr zeitweise auf 4 (gross) von 5 ein. Dies insbesondere in Gebieten mit einer schwachen Altschneedecke im südlichen Graubünden. Doch auch im Unterwallis sorgten die grossen Neuschneemengen, gepaart mit starkem Wind, für sehr grosse, spontane Lawinen.
Vor diesen Schneefällen hatte es laut dem SLF nur im Unterwallis so viel Schnee gegeben wie zu dieser Jahreszeit üblich. Andernorts waren die Schneehöhen unterdurchschnittlich. Im Engadin und in den inneralpinen Gebieten Graubündens war die Schneedecke nur halb so dick wie üblich gewesen.
Die Schneefälle der letzten Tage haben vor allem den Skigebieten in tieferen Lagen einen gewissen Spielraum verschafft. Oberhalb von 1500 Metern entsprechen die Schneehöhen nun dem langjährigen Mittel. In den Hochalpen liegt sogar überdurchschnittlich viel Schnee. Anders sieht es in den Voralpen aus, wo die Schneelage unter dem Durchschnitt ist.
Lawinensituation dürfte sich im Westen stabilisieren
Für den Donnerstag gilt eine erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3) noch in mehreren Gebieten, unter anderem in Adelboden, Brienz-Interlaken, Calanda, Engelberg, Flumserberg, Grindelwald, Gstaad, Kandersteg, Pilatus und Ybrig. Die Gefahrenstufe 3 bedeutet eine kritische Lawinensituation, für die Wummgeräusche, also hörbares Knallen und Ächzen in der Schneedecke, und Risse typisch sind.
Das Naturgefahrenportal des Bundes mahnt, dass dies für Wintersportler die kritischste Gefahrenstufe sei. Rund die Hälfte aller Lawinentoten gibt es bei dieser Gefahrenstufe. Vor allem können Lawinen an Steilhängen leicht ausgelöst werden. Auch spontane Lawinen, also solche ohne menschliches Dazutun, sind möglich. Sehr steile Hänge seien daher zu meiden.
Für die kommenden Tage rechnet das SLF damit, dass sich die Lawinensituation in den neuschneereichen Gebieten im Westen rasch stabilisieren werde.
Meteo Schweiz schreibt, dass ab dem kommenden Wochenende stabileres Wetter angesagt sei. Dieses könne länger andauern. Für Wintersportler seien ideale Bedingungen zu erwarten.