Donald Trump will die Medikamentenproduktion in Amerika konzentrieren. Zugleich stiftet er unter Forschern grosse Unsicherheit. Er unterschätzt, wie mobil Spezialisten im Pharmasektor sind.

Donald Trump kann es nicht lassen. Anfang dieser Woche kündigte der US-Präsident einmal mehr an, Zölle auf Pharmaprodukte einzuführen. Er verspricht sich davon, dass Medikamentenhersteller reihenweise Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten errichten werden, um den Abgaben zu entgehen. Man werde enorme Investitionen sehen, schwärmte er.

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Hohe Medikamentenpreise sind starkes Lockmittel

Das Defizit, das die USA im Handel mit Medikamenten aufweisen, ist zweifellos gross. 2024 importierte das Land pharmazeutische Produkte im Gesamtwert von 210 Milliarden Dollar, viele davon auch aus der Schweiz. Die amerikanischen Exporte im Pharmabereich betrugen nur 95 Milliarden Dollar.

Doch es gibt gute Gründe, warum Amerika derart viele Arzneimittel aus dem Ausland bezieht. Nirgendwo sonst auf der Welt werden höhere Preise für innovative Medikamente bezahlt als in den USA. Anbieter aus aller Welt haben dadurch einen starken Anreiz, den amerikanischen Markt nach besten Kräften zu bedienen.

Gleichzeitig locken die Vereinigten Staaten mit unvergleichlichen Rahmenbedingungen im Bereich der Forschung und Entwicklung. Zusammen mit exzellenten medizinischen Zentren, die grosse Patientengruppen behandeln, herausragenden Universitäten und einer gut ausgestatteten Arzneimittelbehörde hat sich ein erstklassiges Ökosystem gebildet. Kein Wunder, sucht der Umfang der jährlichen Investitionen, die Pharma- und Biotechfirmen in den USA im Bereich der Forschung und Entwicklung tätigen, mit fast 120 Milliarden Dollar seinesgleichen.

Restriktive Einwanderungspolitik ist kontraproduktiv

Die Stärke Amerikas in der Pharmaforschung erklärt auch, weshalb in den letzten Wochen schon mehrere Branchenschwergewichte angekündigt haben, in den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten sowohl in der Produktion wie auch im Forschungsbereich zu investieren. Auch die Schweizer Konzerne Roche und Novartis zählen dazu. Novartis will im kalifornischen San Diego ein zusätzliches Forschungszentrum aufbauen, Roche im Gliedstaat Massachusetts. Beide Firmen verknüpfen ihre Investitionen mit der Hoffnung, sich dadurch wenigstens ein Stück weit aus der Schusslinie Trumps zu nehmen.

Allerdings muss die neue Administration aufpassen, die führende Stellung der USA in der Pharmaforschung nicht mit einer zunehmend migrationskritischen Politik zu untergraben. Forscherinnen und Forscher sind ausgesprochen mobil. Wer sich in seinem Gebiet durch besondere Leistungen hervorgetan hat, wird rasch Angebote aus aller Welt erhalten, falls er sich an seinem bisherigen Wirkungsort nicht mehr wohlfühlt.

Aus Sicht Amerikas ist es ein alarmierendes Zeichen, wenn, wie Branchenvertreter berichten, Forschende aus den USA mit ausländischer Staatsangehörigkeit nicht mehr an Kongresse in Europa reisen. Wegen der restriktiveren Einwanderungspolitik der Vereinigten Staaten befürchten sie offenbar, bei der Rückkehr Probleme zu bekommen. Auch die gestiegenen Bewerberzahlen aus den USA an führenden europäischen Universitäten deuten darauf hin, dass manche Forscher mit dem unwirtlicheren Klima in Amerika Mühe bekunden. Dass Trump und seine Mitstreiter die akademische Welt auf ihren Kurs zu bringen versuchen, kommt teilweise schlecht an.

Die Schweiz punktet mit Offenheit

Der Pharmastandort Schweiz droht wegen der angedrohten US-Zölle an Attraktivität einzubüssen. Die USA sind auch für ihn mit Abstand der grösste Absatzmarkt.

Doch die Schweiz ist seit langem nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Entwicklung von Medikamenten stark. Dabei profitiert sie von ihrer relativen Offenheit. Talente aus aller Welt sind hierzulande mehrheitlich willkommen, wie sich in den stark international durchmischten Belegschaften universitärer Forschungseinrichtungen ebenso wie bei Pharma- und Biotechfirmen zeigt.

Diesen Standortvorteil gilt es unbedingt zu bewahren. Wenn sich die USA zunehmend abschotten, kann die Schweiz wenigstens in der Forschung und Entwicklung ihre Stärken umso besser ausspielen.

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