Gegenüber dem Vormonat ist der Landesindex der Konsumentenpreise im September überraschend stark gesunken. Nicht nur wer ins Ausland in die Ferien fährt, profitiert vom starken Franken.
Die Zeit der hohen Preisschübe scheint in der Schweiz fürs Erste überwunden. Während sich der Landesindex der Konsumentenpreise gegenüber dem Vormonat im Januar noch um 0,6 und im Februar um 0,2 Prozent erhöht hat, ist er nun im September um 0,3 Prozent gefallen. Das ist der stärkste monatliche Rückgang seit April 2020.
Betrachtet man die längerfristige Entwicklung des Preisniveaus, so zeigt sich, das sich die Konsumentenpreise im Sommer stabilisiert haben und seit Juli ganz leicht fallen. Allerdings war das Preisniveau Ende September immer noch um 0,8 Prozent höher als vor einem Jahr.
Der Wechselkurs als wichtigste Ursache
Treiber des Rückgangs der Inflation in der Schweiz sind vor allem zwei Faktoren. Erstens ist Energie inklusive Treibstoffe seit Ende April um insgesamt 3,4 Prozent günstiger geworden. Und zweitens ist der Franken nach einer eher schwachen Periode im Frühling wieder stärker geworden. Musste man Ende Mai für einen Euro noch 98,2 Rappen bezahlen, so war dieser Ende September laut den Devisenkursen der Nationalbank für nur noch 94,5 Rappen zu haben. Das hat die Preise aller Importgüter verbilligt. Sie sind seit Ende Mai um 2,5 Prozent gefallen.
Betrachtet man nur den September, so sind die Preise für Energie und Treibstoffe gegenüber dem Vormonat um 1,6 Prozent, diejenige aller Importgüter um 0,5 Prozent gefallen. Das hat auch die Vorleistungen verbilligt und dürfte der wichtigste Grund sein, wieso nun auch die Preise der Inlandgüter um 0,2 Prozent gefallen sind.
Günstigere Pauschalreisen, Flüge und Betten
Vom wieder erstarkten Franken profitieren alle, die ins Ausland in die Ferien fahren. Das gilt erst recht, wenn sie spontan Pauschalreisen buchen. Diese sind laut den neusten Daten des Bundesamts für Statistik im September um ganze 7,7 Prozent billiger geworden. Auch die Preise für Flüge sind um 7,1 Prozent gefallen.
Auch wer im Inland in die Ferien fährt, lebt diesen Herbst günstiger. In der einheimischen Parahotellerie ist das Preisniveau Ende September gegenüber dem Vormonat um 11,2 Prozent gefallen. Autos konnten um 7,2 Prozent günstiger gemietet werden. Und wer lieber zu Hause bleibt, kann jetzt neue Schlafzimmermöbel um 2,3 Prozent günstiger einkaufen und exotische Früchte essen, die 5,6 Prozent weniger kosten als noch im August. Aber Achtung: Beeren, Kleider, Schuhe und Rindfleisch sind in der Schweiz spürbar teurer geworden.
Weitere Zinssenkungen wahrscheinlich
Monatliche Schwankungen sollten allerdings nicht überbewertet werden. Sie sind teilweise saisonal bedingt. Wie sich das Preisniveau in den kommenden Monaten weiterentwickeln wird, hängt stark von den Energiepreisen und vom Wechselkurs ab. Die Kriegswirren im Nahen Osten könnten den Erdölpreis wieder steigen lassen. Und beim Wechselkurs ist des einen Freud des anderen Leid. Ein allzu starker Franken bremst die Exportwirtschaft aus. Zudem könnte er die Preise in einem Ausmass senken, das der Schweizerischen Nationalbank (SNB) unheimlich wird.
Zwar sind die Konsumentenpreise immer noch um 2,7 Prozent höher als Ende 2022 und liegt eine Zwölfmonatsteuerung von 0,8 Prozent durchaus noch im Zielband der SNB von 0 bis 2 Prozent. Aber je stärker der Franken wird und je weiter die Inflation fällt, umso eher ist mit Devisenmarktinterventionen und weiteren Zinssenkungen der Nationalbank zu rechnen. Auch die neue SNB-Spitze wird deflationäre Tendenzen vermeiden wollen und ein andauerndes Sinken der Preise kaum lange akzeptieren. Da dies auch die anderen Zentralbanken so sehen, ist eher mit sich gegenseitig verstärkenden Zinssenkungsrunden als mit einem dauerhaften Rückgang des Preisniveaus zu rechnen.