Montag, Januar 20

Vor allem Unternehmen mit chinesischem Kapital sind dem Gouverneur der rohstoffreichen und kriegsgeprüften Provinz Süd-Kivu ein Dorn im Auge. Sein Kampf für die Entwicklung der Region passt allerdings nicht allen in der Hauptstadt Kinshasa.

Innerhalb von drei Wochen wurden in Süd-Kivu zwanzig chinesische Staatsangehörige verhaftet. Sie führten entweder Mineralien oder grosse Geldsummen mit sich.

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Anfang des Jahres wurden drei chinesische Staatsbürger mit zwölf Goldbarren und 800 000 Dollar in bar festgenommen. Der Gouverneur der Region teilte mit, das Gold und das Geld seien unter den Sitzen des Fahrzeugs versteckt gewesen, in dem die Chinesen unterwegs waren. Die Behörden hätten aufgrund eines Hinweises gehandelt und seien erst nach einer sorgfältigen Durchsuchung des Fahrzeugs fündig geworden.

Eine andere Gruppe chinesischer Staatsbürger musste kurz nach ihrer Festnahme wieder freigelassen werden, obwohl den Männern vorgeworfen wurde, in Süd-Kivu eine illegale Goldmine zu betreiben. Die siebzehn Chinesen durften nach ihrer Freilassung unbehelligt nach China ausreisen.

Laut dem zuständigen Gouverneur Jean-Jacques Purusi Sadiki haben einige Goldhändler gute Beziehungen zu einflussreichen Personen in der Hauptstadt Kinshasa. Das untergrabe die regionalen Bemühungen, den notorisch undurchsichtigen Mineraliensektor zu säubern. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte er, die Gruppe, die wieder freigelassen werden musste, schulde der Regierung Steuern und Bussgelder in Höhe von 10 Millionen Dollar.

Ostkongo ist reich an gesuchten Bodenschätzen

Der Osten der Demokratischen Republik Kongo verfügt über reiche Vorkommen an Gold, Diamanten und Mineralien, die unter anderem zur Herstellung von Batterien für Mobiltelefone und Elektrofahrzeuge verwendet werden. Der Kampf um diesen Mineralreichtum ist einer der Hauptgründe dafür, dass in der Region seit dreissig Jahren immer wieder gekämpft wird. Viele der Minen im Osten Kongos werden von Milizen kontrolliert, die sich durch den Verkauf an Zwischenhändler finanzieren und deren Anführer es zu einigem Reichtum bringen.

Viele der Minen sind illegal in Betrieb. 2024 ergab eine Untersuchung, dass von fast 650 Minenbetreibern mehr als 550 ohne gültige Genehmigungen arbeiteten. Etliche operieren mit chinesischem Kapital. In Kongo-Kinshasa ist Ausländern der handwerkliche Bergbau verboten, aber chinesische Unternehmen arbeiten mit lokalen Genossenschaften zusammen, um das Verbot zu umgehen.

Unter handwerklichem Bergbau versteht man den Kleinbergbau, der von Einzelpersonen ohne grosse Maschinen betrieben wird. Laut dem Büro für wissenschaftliche und technische Studien, einer kongolesischen Nichtregierungsorganisation, die sich auf die Bergbauregulierung spezialisiert hat, sind etwa die Hälfte der kongolesischen Kooperativen in der Provinz Partner chinesischer Unternehmen.

Nach den jüngsten Festnahmen betonte der Gouverneur Purusi gegenüber den Medien, er sei nicht grundsätzlich gegen chinesische Investoren und die von ihnen finanzierten Bergbauunternehmen, «die oft zu 99 Prozent illegal in der Provinz Süd-Kivu abbauen». Sie müssten aber in die Legalität überführt werden, damit das Land mithilfe der Einnahmen aus dem Bergbau entwickelt werden könne. Der französische Sender RFI zitiert Purusi mit den Worten, die Firmen könnten bleiben, «wenn sie zum Bau von Strassen, zur Sanierung von Brücken, zum Umweltschutz und zur Verwaltung des Ökosystems beitragen».

Der Gouverneur will Gewinne in die Entwicklung stecken

Auch müssten sie in jedem Gebiet, in dem sie sich aufhielten, etwas zur Agrar- und Nahrungsmittelproduktion für die Bevölkerung beisteuern. Der jüngst verabschiedete Provinzhaushalt sieht jeden Monat Ausgaben in der Höhe von 6 Millionen Dollar vor. Purusi will die Mittel aus dem Bergbau nutzen, um seine Politik umsetzen zu können.

Lange waren zivilgesellschaftliche Gruppen und Mitglieder der Kirche die Einzigen, die sich gegen die mächtigen Bergbauunternehmen zur Wehr setzten, die oft Freunde in hohen politischen Positionen haben. Doch im Juli 2024 verbot der Gouverneur Purusi alle Bergbauaktivitäten in der Provinz Süd-Kivu. Er forderte die Unternehmen auf, die kongolesischen Bergbaugesetze einzuhalten, bevor sie wieder operieren dürften.

Nach dem Verbot wurden etliche Unternehmen beim Gouverneur vorstellig. Die französische Nachrichtenagentur AFP zitiert Purusi mit den Worten: «Anstelle der 117 illegalen Unternehmen, die wir eingeladen hatten, sind über Nacht 540 hier aufgetaucht.» Im September erlaubte der Gouverneur allen Bergbauunternehmen der Provinz die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeiten, er kündigte aber weitere Untersuchungen und ein hartes Durchgreifen an.

Exit mobile version