Donnerstag, Mai 22

Die Schüsse fielen in der Nähe des Jüdischen Museums. Die Polizei hat einen Verdächtigen festgenommen, der «Free, free Palestine» rief. Präsident Donald Trump hat den Angriff verurteilt.

In Washington sind am Mittwochabend zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft erschossen worden. Kristi Noem, die amerikanische Ministerin für Inlandsicherheit, bestätigte den Tod der beiden Personen auf X. «Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft wurden heute Abend in der Nähe des Jüdischen Museums in Washington DC sinnlos getötet.»

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Auch ein Sprecher der israelischen Botschaft in Washington hat den Tod der beiden Mitarbeiter in einer Erklärung bestätigt. «Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft wurden heute Abend aus nächster Nähe erschossen, als sie an einer jüdischen Veranstaltung im Capital Jewish Museum teilnahmen.»

Bei den beiden Opfern handelt es sich laut Yechiel Leiter, dem israelischen Botschafter in Washington, um ein junges Paar, das kurz vor der Verlobung stand. Der Mann habe vorgehabt, nächste Woche seiner Freundin in Jerusalem einen Antrag zu machen, sagte Leiter. Der Mann hat laut Medienberichten als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der politischen Abteilung der Botschaft gearbeitet und besass eine deutsch-israelische Staatsbürgerschaft. In seinem Linkedin-Profil nennt er Jerusalem und Nürnberg als seine Heimat.

Die beiden Opfer wurden gegen 21 Uhr beim Verlassen einer Veranstaltung erschossen. Die Nachrichtenseite «Jewish Insider» zitierte einen Augenzeugen, wonach der Schütze ein Kufiya-Tuch getragen hat, das auch als Palästinensertuch bekannt ist.

Der mutmassliche Täter wurde von der Polizei festgenommen. Ob der Schütze die beiden Opfer kannte oder in welcher Verbindung er zu ihnen stehen könnte, ist unklar. Laut der Polizei näherte er sich einer Gruppe von vier Personen und schoss dann auf die beiden.

Nach den Schüssen habe der Täter das Museum betreten, wo er von privaten Sicherheitskräften festgenommen worden sei. In Gewahrsam habe er «Free, free Palestine» gerufen, so die Washingtoner Polizeichefin Pamela Smith. Der 30-jährige Mann stamme aus Chicago und sei der Polizei zuvor nicht bekannt gewesen. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Mann um einen Einzeltäter handelt. Das FBI untersucht den Fall als ein mögliches Hassverbrechen.

Als die tödlichen Schüsse vor dem Jüdischen Museum fielen, fand darin ein Anlass des American Jewish Committee statt. Laut der Veranstaltungsseite war der Anlass dazu gedacht, junge jüdische Berufsleute mit der Diplomatengemeinschaft in Washington zu vernetzen.

Das Capital Jewish Museum wurde am 9. Juni 2023 eröffnet. Es ist das erste Museum in Washington, das sich ausschliesslich der jüdischen Geschichte widmet. Im Gegensatz zum bekannten Holocaust Memorial Museum, welches vor allem den Holocaust behandelt, dokumentiert das Capital Jewish Museum die lokale Geschichte jüdischer Gemeinden in Washington. Es ist also eher eine Bildungsstätte statt eine klassische Gedenkstätte.

Trump verurteilt die Tat, Herzog ist entsetzt

Der amerikanische Präsident Donald Trump hat den Angriff verurteilt. «Diese schrecklichen Morde, die offensichtlich auf Antisemitismus beruhen, müssen aufhören», schrieb er in einer Nachricht auf Truth Social. Hass und Radikalismus hätten in den USA keinen Platz. Trump sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. «Es ist so traurig, dass so etwas passieren kann.»

Israels Staatspräsident Isaac Herzog zeigte sich entsetzt. «Ich bin erschüttert über die Szenen in Washington. Dies ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Hasses, des Antisemitismus, der das Leben zweier junger Mitarbeiter der israelischen Botschaft gefordert hat», sagte Herzog in einer Stellungnahme. «Wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinde in Washington und in den gesamten USA.»

Auch Danny Danon, Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, nannte die Schüsse einen «abscheulichen Akt des antisemitischen Terrorismus». «Wir sind zuversichtlich, dass die amerikanischen Behörden strenge Massnahmen gegen die Verantwortlichen für diese kriminelle Tat ergreifen werden», schrieb er auf X.

Israel will seine Vertretungen weltweit nach der Tat stärker sichern. Das ordnete Ministerpräsident Benjamin Netanyahu laut Angaben seines Büros an. Der Regierungschef sei «erschüttert über den grausamen antisemitischen Mord» in der amerikanischen Hauptstadt. «Wir erleben den schrecklichen Preis, den Antisemitismus und grassierende Hetze gegen den Staat Israel fordern», sagte Netanyahu. Sein Herz schmerze für die Familien der jungen Opfer.

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