Freitag, Februar 7

Eine ungewöhnliche Allianz will das öV-Grossprojekt retten.

Im Norden von Zürich planen Kanton und Stadt Zürich eine neue Tramverbindung. Dort, wo heute Busse bis an den nordwestlichen Stadtrand verkehren, soll schon in wenigen Jahren das «Tram Affoltern» rollen. 450 Millionen Franken soll das Projekt kosten, wobei der Kanton den Grossteil davon trägt, nämlich 325 Millionen Franken.

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Ein öV-Projekt in der Stadt Zürich – das müsste ein Selbstläufer sein, würde man meinen. Doch im vergangenen Sommer erwuchsen dem Vorhaben Widerstände, und zwar gleich von zwei Seiten.

Einerseits wehrt sich der grüne Verkehrsclub der Schweiz (VCS) gegen das Vorhaben mit einer Einsprache. Es handle sich um ein Riesenprojekt, dass das Quartier verschandle, wenig Nutzen bringe und den Autoverkehr zu wenig eindämme. Auch Anwohner haben Einsprachen gemacht. Mehr als deren hundert sind eingegangen.

Andererseits verkündete der Kanton im August, eine Reihe von Projekten aus finanziellen Gründen verschieben zu wollen. Darunter war auch das Tram Affoltern. Ein ungewöhnlicher Vorgang für ein grosses öV-Projekt im Kanton, wie es ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat.

Der Entscheid stiess beim Zürcher Stadtrat auf Unverständnis. Zumal die Zeit drängt: Der Bund, der hundert Millionen Franken beisteuern soll, hat seine Zusage daran gebunden, dass die Bauarbeiten im März 2029 beginnen.

Nun hat sich im Zürcher Stadtparlament eine ungewöhnliche Koalition gebildet, die das Tram Affoltern retten will. Sie besteht aus FDP, Mitte und SP. Ungewöhnlich ist auch die Forderung: Die Stadt soll nicht nur den eigenen Anteil von 22 Millionen Franken bezahlen, sondern auch den Anteil des Kantons von 325 Millionen Franken übernehmen.

Es handelt sich allerdings lediglich um einen Vorschuss. Später soll die Stadt den Betrag vom Kanton erstattet erhalten. Ziel ist es, das Projekt zu beschleunigen. Die Idee erinnert an ein Manöver, das der Kanton Zürich bereits selbst einmal gegenüber dem Bund angewendet hat, nämlich beim Bau der Durchmesserlinie im Jahr 2008. Der Kanton schoss dem Bund 500 Millionen Franken vor und ermöglichte einen schnellen Bau des unterirdischen Bahnhofs.

Ob die Stadt mit diesem Manöver ähnlich erfolgreich sein kann, ist offen. Klar ist jedoch, dass die Koalition aus SP, FDP und Mitte eine Mehrheit im Stadtparlament hat und die Motion schon in wenigen Wochen in den Rat bringen will.

Das zweite Hindernis, die Einsprachen, dürfte schwieriger aus dem Weg zu räumen sein. Derzeit stehen die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich in Verhandlungen mit den Einspracheführern. Aber gerade der VCS scheint entschlossen, das Vorhaben rechtlich zu bekämpfen. Dies könnte das Projekt leicht über den März 2029 hinaus verzögern, dem Ablaufdatum für die Gelder des Bundes.

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