Die Zeichen stehen auf Sturm. Was Anleger jetzt tun sollten.
Kurz vor dem Amtsantritt Donald Trumps ist die politische Welt in Aufruhr: Stichwort AfD, Grönland, Kanada oder Panamakanal. Man weiss nicht recht, was unterhaltsames Politspektakel und was ernstgemeinte Drohung ist. Auch an den Finanzmärkten macht sich Nervosität breit. An den Aktienbörsen ist ein Auf und Ab normal – dem müssen wir nicht weiter Beachtung schenken.
Doch nun zeigen sich auch im Handel mit Staatsanleihen, wo die Finanzprofis unter sich sind, beunruhigende Entwicklungen. In den USA sind die Renditen jüngst kräftig gestiegen, und die starken Arbeitsmarktdaten am Freitag haben diesen Trend noch akzentuiert. Jene der 10-jährigen Treasuries liegen jetzt bei fast 4,8 Prozent, das ist ein Prozentpunkt mehr als noch im September.
Der Unruhestifter
Die Investoren erwarten offenbar einen Mix aus erhöhtem Wirtschaftswachstum und Inflation sowie steigenden Staatsdefiziten. Dabei ist der Unruhestifter Donald Trump noch gar nicht im Amt. Selbst wenn er weder Zölle erhöht noch Immigranten ausschafft, liegen kaum mehr Zinssenkungen drin.
Niemand würde mehr seine Hand dafür ins Feuer legen, dass die US-Notenbank im zweiten Halbjahr die Zinsen nicht wieder anheben muss. Das wäre der ultimative Schock für Investoren weltweit.
In China dagegen sind die Renditen 10-jähriger Regierungsanleihen auf spektakulär tiefe 1,65 Prozent gesunken: Gab es schon jemals so niedrige Werte in einem Schwellenland? Sie zeigen die akute Gefahr einer Deflationsspirale und japanischer Verhältnisse an.
Die Kommunistische Partei ist zu Recht sehr nervös: Sie steht zunehmend mit dem Rücken zur Wand und muss grössere Verwerfungen befürchten. In Syrien konnte sie beobachten, dass auch langjährige Diktatoren, die fest im Sattel zu sein scheinen, über Nacht fallen können.
Auch andere Schwellenländer machen sich angesichts des steigenden Dollars Sorgen: Sie müssen damit rechnen, dass Investoren Kapital abziehen und Zinserhöhungen nötig werden. Aber längst nicht nur sie.
Grossbritannien wankt
Auch Grossbritannien wankt: Dort liegen die Bondrenditen bei 4,8 Prozent, auf dem gleichen Niveau wie in den USA. Ein wichtiger Unterschied ist aber: Die britische Wirtschaft wächst nicht einmal halb so schnell wie die amerikanische. Es herrscht Stagflation. Trotz Steuererhöhungen hat die britische Regierung kaum Spielraum für dringend benötigte Investitionen in die Infrastruktur.
Und würde die Europäische Zentralbank nicht den Markt manipulieren, müsste auch das krisengeschüttelte Frankreich deutlich mehr für seine Staatsschulden bezahlen. Dort beträgt das Budgetdefizit über 6 Prozent.
Das Problem für die Investoren ist, dass ihnen solche Analysen nur wenig helfen. Gerade die Börsen von kriselnden Ländern überraschen immer wieder mit erstaunlichen Kursrallys. Deutsche Aktien liefen letztes Jahr ungleich besser als Schweizer Titel – obwohl die Schweiz ein Hort der Stabilität ist und ihr Nachbarland in einer wirtschaftlich-politischen Doppelkrise steckt.
Die Lage der Welt mag explosiv sein, das Rezept für Anleger bleibt denkbar langweilig: Augen zu, investieren, diversifizieren.