Sonntag, April 20

Weltweit erzittern die Börsen, jede neue Ankündigung von Donald Trump treibt Anlegern den Angstschweiss auf die Stirn. Als Investor verhält man sich da am besten still – aus gutem Grund.

Das Auf und Ab an den Börsen raubt Anlegern den Schlaf. Kaum erholen sich die Kurse, verkündigt die Regierung von Präsident Trump die nächste Absurdität – und schon geht es wieder abwärts.

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Kürzlich habe ich mich mit einem Kollegen über Trumps Zölle unterhalten. Er schlug seine Hände vors Gesicht und murmelte, er wage es schon gar nicht mehr, in sein Wertschriftendepot zu blicken.

Inaktivität ist das beste Rezept

Und genau das ist das Beste, was er machen kann. In der Finanzwelt kursiert eine Anekdote über einen grossen amerikanischen Vermögensverwalter. Dieser wollte mit einer Studie herausfinden, welche seiner Kunden die höchsten Renditen erzielten. Das Ergebnis: jene, die ihr Depot nicht mehr anrührten, weil sie verstorben waren oder es vergessen hatten.

Zwar ist bis heute unklar, ob die Studie jemals existiert hat. Aber das ist gar nicht entscheidend. Denn die Pointe stimmt: Für Anleger ist Inaktivität das beste Rezept. Das belegte schon im Jahr 2000 eine Untersuchung einer amerikanischen Universität. Sie zeigte: Haushalte, die selten handelten, erzielten jährliche Nettorenditen, die 7 Prozentpunkte höher lagen als jene von aktiven Tradern – also von Aktienbesitzern, die ihr Portfolio immer wieder umschichten, weil sie sich so höhere Renditen erhoffen.

Jüngere Forschungen bestätigen das Ergebnis, etwa eine Untersuchung über chinesische Investoren. Die Studie ist besonders relevant, weil sie ein neueres Phänomen beleuchtet: Anleger, die sich über soziale Netzwerke informieren. Auf der chinesischen Social-Trading-Plattform Xueqiu veröffentlichen sie nicht nur ihre realen Portfolios, sondern folgen auch prominenten Finanz-Influencern und lassen sich von deren Kommentaren anstacheln.

Das Resultat ist ernüchternd. Die Privatanleger, die häufig auf Influencer reagieren, schneiden schlechter ab. Das Problem ist immer das gleiche: Die Anleger verlieren in der marktschreierischen Welt der Börsen-Influencer die Kontrolle über die eigenen Emotionen. Sie schichten ihr Portfolio dauernd um. Das führt dazu, dass sie Steuern und Provisionen bezahlen müssen.

Doch nicht nur das. Sie machen auch den grössten Börsenfehler überhaupt. Sie kaufen meistens dann, wenn die Börsen ohnehin schon Höchststände erreicht haben – und verkaufen, nachdem die Kurse wieder gefallen sind. Die Folge: schlechte Renditen.

All das bedeutet selbstverständlich nicht, dass man als Privatanleger am besten gar nichts tut. Ein gutes Portfolio braucht Pflege. Streuen Sie als Anleger Ihr Geld breit, zum Beispiel mit einem ETF, der die globalen Aktienmärkte abbildet.

Selbst Profis schaffen es nicht

Dann aber gilt es, stur zu bleiben und die eigene Anlagestrategie eisern durchzuziehen, gerade in turbulenten Zeiten wie heute. Dafür braucht es vor allem eines: Demut. Börsengurus oder Influencer mögen mal einen Glückstreffer landen, aber niemand kann auf Dauer voraussagen, wie sich die Märkte entwickeln.

Selbst professionelle Fondsmanager schaffen es üblicherweise nicht, den «Markt zu schlagen». Also eine höhere Rendite zu erreichen als jene Anleger, die ihr Portfolio vergessen haben oder – Gott behüte – verstorben sind. Warum also sollten Sie es versuchen?

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