Dienstag, April 15

Egal, ob man sie als blosse Spekulation, finanziellen Nihilismus oder Teil der Internetkultur betrachtet: Meme-Coins wie der Dogecoin sind erstaunlich wertbeständig.

Zölle kommen und gehen und kommen. Angesichts des absurden Hin und Hers in der US-Handelspolitik sehen sich viele Unternehmen diesen Frühling nicht einmal mehr in der Lage, ihren Aktionären eine sogenannte Guidance anzugeben: also eine ungefähre Grössenordnung der Umsätze und Gewinne, die sie im laufenden Jahr anpeilen. Die Verwirrung ist maximal.

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Wieso also nicht gleich in ein Projekt investieren, das gar keine Umsätze erzielen will? Bei dem es garantiert nie Cashflows oder Dividenden geben wird? Willkommen in der Welt der Meme-Coins, eines der faszinierendsten Phänomene bei der Geldanlage.

Meme-Coins sind Kryptowährungen, die keinen Nutzen haben oder zumindest keinen, den man rational erklären könnte. Der Wert von Meme-Coins basiert einzig auf Hype und Spekulation. Im besten Fall ist man als Besitzer solcher Kryptowährungen Teil einer eingeschworenen Internet-Fangemeinde.

Experten ringen um Erklärungen

Das stellt herkömmliche Vorstellungen vom Investieren komplett auf den Kopf. Experten ringen um Erklärungen. Wohlgesinnte Beobachter sprechen von tokenisierter – also digitalisierter und handelbarer – Internetkultur. Intellektuelle sehen in Meme-Coins eine Form von finanziellem Nihilismus. Kritiker bezeichnen sie verächtlich als Shit-Coins oder Betrugsmaschen.

Eine gesellschaftliche Relevanz haben Meme-Coins unter anderem deshalb erreicht, weil der 47. US-Präsident seinen Anhängern den Official Trump unterjubeln will.

Der Wirrkopf Elon Musk, der sich in der Vergangenheit wiederholt als Fan von Dogecoin outete, hat sogar sein Department of Government Efficiency auf den Namen Doge getauft. Auf der Website von Doge.gov war anfangs das Abbild jenes Shiba Inu zu sehen, der das Meme von Dogecoin begründet.

Den Dogecoin gibt es seit dieser Woche an der Schweizer Börse zu kaufen – der Zürcher Anlagefonds-Anbieter 21Shares hat ein Exchange-Traded Product lanciert, selbstredend mit dem Börsenkürzel DOGE.

Was ist davon zu halten? Bei Dogecoin handelt es sich um den mit Abstand wichtigsten Meme-Coin mit einem Wert von mehr als 23 Milliarden Dollar. Die Nummer zwei, Shiba Inu, bringt nicht einmal ein Drittel davon auf die Waage. Andere Tierchen, es gibt auch Eichhörnchen, Frösche, Katzen oder Pinguine, liegen noch weiter abgeschlagen zurück. Hunde sind also klar die besten Freunde eines Krypto-Anhängers.

Diesen Hund gibt es seit 2013

Der tokenisierte Vierbeiner hat zudem seine relative Langlebigkeit bereits unter Beweis gestellt: Es gibt diese Kryptowährung, die anfangs wirklich nur als Witz gedacht war, bereits seit 2013. Sie gilt als sicher, da ihre Machart stark an Bitcoin angelehnt ist und das Protokoll auch ein Mindestmass an Dezentralität aufweist. Das bedeutet, dass einzelne Akteure nur einen begrenzten Einfluss auf die Entscheidungsfindung bei Dogecoin haben.

Punkto Geldpolitik ist es so, dass jährlich rund 5 Milliarden neue Coins emittiert werden. Das sieht auf den ersten Blick wie eine gigantische Verwässerung aus. Gemessen an den 149 Milliarden Coins, die bereits im Umlauf sind, kommt das aber «nur» einer Geldmengenausweitung von 3,4 Prozent gleich, was vergleichbar ist mit herkömmlichen Währungen. Und dieser Wert wird nun Jahr für Jahr etwas kleiner.

Besorgniserregender als die Verwässerung durch neu geminte Coins sind aber die Produktkosten von 2,5 Prozent bei dem 21Shares-Produkt. Zum Vergleich: Wer Dogecoin auf natürliche Weise kauft, nämlich in einer Wallet, bezahlt gar nichts für das Halten dieses Meme-Coins.

In Dogecoin zu investieren, ist aufgrund der fehlenden Fundamentalwerte äusserst riskant. Falls es nächstens wieder zu einem Krypto-Boom kommen sollte, hat dieser Meme-Coin aber das Potenzial, sich im Wert zu vervielfachen.

Wird Dogecoin Zahlungsmittel auf X?

21Shares und andere Anbieter haben auch einen Antrag gestellt, um Dogecoin-Produkte in den USA an die Börse zu bringen, was die Nachfrage stark ankurbeln könnte. Auf Social Media kursiert ferner die Hoffnung, dass Elon Musk Dogecoin bald als Zahlungsmittel auf seiner Plattform X etabliert. Als solches ist die Kryptowährung effektiv geeignet, da sie schnell und sehr günstig die Hand wechselt.

Natürlich macht dies alles Dogecoin nicht automatisch zum Überflieger. Aber dass diese Kryptowährung langfristig zumindest überleben wird, gilt in der Branche als ausgemacht.

Dafür sorgt ihre aktive und humorvolle Community, die sich seit Beginn der Wohltätigkeit verpflichtet fühlt. Sie hat zum Beispiel Geld für die jamaicanische Bob-Mannschaft gesammelt; natürlich in Anlehnung an den Film «Cool Runnings». Zu den Unterstützern von Dogecoin zählt etwa Vitalik Buterin, Ethereum-Gründer und eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Branche.

Aktive Community

Die Community finanziert auch die Aktivitäten der Dogecoin-Stiftung, die nun Pate steht bei der Produktelancierung durch 21Shares. «Eine institutionelle Verankerung ist wichtig für die langfristige Entwicklung», so begründet Jens Wiechers, der supernerdige Executive Director der Dogecoin Foundation.

Er und seine Mitstreiter auf allen Erdteilen wollen Dogecoin nicht nur Investoren schmackhaft machen. Sie gehen seit diesem Februar aktiv auf Unternehmen zu und promoten ihren Meme-Coin als Zahlungsmittel. Diese Art von Aktivismus ist neu bei Dogecoin. Wenn man sich da bloss nicht zu ernst nimmt.

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