Seit Tagen wachsen die militärischen Spannungen im Nahen Osten. Nun hat Irans Marine ein Containerschiff festgesetzt, das laut Teheran eine Verbindung zu Israel hat.

phg./(dpa) Die Marine der iranischen Revolutionswächter hat ein Containerschiff festgesetzt. Das Schiff habe eine Verbindung zu Israel und befinde sich in der Region am Persischen Golf, berichtete am Samstag die Nachrichtenagentur Tasnim, die als Sprachrohr der Revolutionswächter gilt. Auf einem von der Agentur verbreiteten Foto ist zu sehen, wie sich ein Soldat von einem Militärhelikopter auf das Deck des Schiffes abseilt. Nähere Informationen waren zunächst nicht bekannt.

Der Sprecher des israelischen Militärs, Konteradmiral Daniel Hagari, sagte als Reaktion auf die Beschlagnahmung des Schiffes: «Der Iran wird die Konsequenzen tragen, wenn er sich für eine weitere Eskalation dieser Situation entscheidet.»

Teheran betreibe Piraterie und sollte dafür sanktioniert werden, sagte Israels Aussenminister Israel Katz. «Das Ayatollah-Regime von Khamenei ist ein kriminelles Regime, das die Verbrechen der Hamas unterstützt und nun eine völkerrechtswidrige Piratenoperation durchführt», sagte Katz. «Ich fordere die Europäische Union und die freie Welt auf, die iranischen Revolutionswächter unverzüglich zu einer Terrororganisation zu erklären und Iran zu sanktionieren.»

Containerschiff hat vermutlich israelische Eigner

Zuvor hatte die zur britischen Marine gehörende Behörde UKMTO über den Fall berichtet und ihn im Golf von Oman, etwa 50 Seemeilen nordöstlich der Hafenstadt Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten, verortet. In den Gewässern hatte Irans Marine in der Vergangenheit bereits Öltanker und Containerschiffe beschlagnahmt.

Es handelt sich laut mehreren Berichten um die MSC «Aries». MSC, der Betreiber der «Aries», bestätigt, dass Iran das Schiff beschlagnahmt hat, und erklärt, man arbeite «mit den zuständigen Behörden» an der sicheren Rückkehr des Schiffes und dem Wohlergehen der 25 Besatzungsmitglieder. Das Containerschiff fährt unter der Flagge Portugals und hat vermutlich unter anderem israelische Eigner, wie der israelische Armeesender auf X (vormals Twitter) schrieb. Das nach Angaben des Schiffsortungsdienstes Vessel Finder 366 Meter lange Schiff befand sich auf der Fahrt von den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Indien. Die letzte Position wurde laut Vessel Finder am Freitagnachmittag empfangen, als der Containerriese vor Dubai unterwegs war.

Die militärischen Spannungen in der Region sind so gross wie seit Jahren nicht mehr. Nach dem mutmasslich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in Syrien, bei dem zwei Brigadegeneräle getötet wurden, hat die Staatsführung in Teheran dem Erzfeind Israel mit Vergeltung gedroht. Beobachter sehen die verfeindeten Länder am Rande einer kriegerischen Eskalation.

Wichtige Schifffahrtsroute für weltweite Ölexporte

Die Strasse von Hormuz, eine etwa 55 Kilometer breite Meerenge zwischen Iran und Oman, gilt als eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für den weltweiten Ölexport. Die USA werfen der iranischen Marine regelmässig vor, den zivilen Schiffsverkehr in der Strasse von Hormuz und im angrenzenden Golf von Oman zu behindern.

Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs Anfang Oktober haben Konflikte in der Region auch auf den Seerouten deutlich zugenommen. Insbesondere die mit Iran verbündeten Huthi-Rebellen in Jemen haben regelmässig Tanker auf dem Weg nach Israel angegriffen. Grosse Reedereien meiden zunehmend die Route im Roten Meer, die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa.

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