Hat das Stil?

Henriette Kuhrt


Hat das Stil?

Über die Jahre habe ich mir zahlreiche Blümchenkleider zugelegt. Jetzt sagen mir meine Töchter, diese seien zu verspielt, zu gestrig und matronenhaft. Ist das so? – Melanie S., Rapperswil

Liebe Melanie, ja, natürlich haben Blümchenkleider heute einen gewissen Trad-Wife-Charme, anders als in der Grunge-Phase in den 1990ern, als man sie mit Doc Martens, schwarzen Häkeljacken und einem End-of-the-World-Eyeliner kombinierte. Heute ist das Blümchenkleid eher im Muttisektor verortet, in dem man sich praktisch kleidet und schnell «angezogen» aussehen möchte, was das Kleid ohne Zweifel leistet. Ich könnte hier noch irgendein Blabla über modische Brüche und Boots oder Ähnliches schreiben, aber ich kann es nicht mehr hören.

Ja, der Trend sagt, weite, klare Silhouetten seien in, der Arbeitsmarkt sagt: «Kleide dich so, dass du ernst genommen wirst», die Gesellschaft sagt, Blümchen seien etwas für kleine Mädchen und Sesselbezüge. Aber ich mag es nicht, wenn bestimmte Dinge erst als feminin codiert werden und dann für unpassend für die Welt da draussen erklärt werden, in der Business und Deals in anthrazitfarbenen Massanzügen zusammengehämmert werden. Darum: Es lebe das Blümchenkleid, es lebe die Matrone, sie ist die heimliche Herrscherin.

Ihre Fragen senden Sie bitte an: hatdasstil@nzz.ch

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