Marktbeobachter machen sich Sorgen über einen zunehmend konzentrierten US-Markt. Im internationalen Vergleich gibt es allerdings Börsen, in denen die Dominanz weniger Aktien wesentlich stärker ausgeprägt ist.
Beflügelt von der Euphorie um das Thema künstliche Intelligenz sind die Notierungen der grossen US-Technologiekonzerne in luftige Sphären vorgestossen. Die Rendite der glorreichen Sieben – Alphabet, Amazon, Apple, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia und Tesla – in den vergangenen zwölf Monaten beläuft sich auf eindrückliche knapp 70%. Da der US-Leitindex S&P 500 in derselben Zeit «nur» knapp 28% zugelegt hat, hat das Gewicht der grossen IT-Unternehmen im Index weiter zugenommen. Nicht wenige Börsenbeobachter machen sich deshalb Sorgen über die steigende Konzentration am amerikanischen Aktienmarkt.
Ein paar Zahlen verdeutlichen das Ausmass der Dominanz der Tech-Titanen: Die glorreichen Sieben erreichen zusammen inzwischen eine Marktkapitalisierung von mehr als 13 Bio. $. Gemessen am Gewicht der zehn grössten Unternehmen am Gesamtindex war die Konzentration in den USA lediglich in den Dreissigerjahren grösser als heute.
Microsoft ist doppelt so schwer wie der SMI
Wären die glorreichen Sieben ein Land, wiese es weltweit die zweithöchste Marktkapitalisierung aus, hinter den USA und noch vor China. Mit Ausnahme von Meta (1,25 Bio. $) und Tesla (640 Mrd. $) bringt jeder dieser Konzerne mehr Gewicht auf die Waage als alle im Swiss Market Index enthaltenen Unternehmen. Gemäss Berechnungen der Deutschen Bank erzielt allein Apple einen Jahresgewinn, der ca. 60% der Gewinne aller börsenkotierten französischen und über 50% der Gewinne aller deutschen Aktien entspricht.
Im internationalen Vergleich ist der US-Markt allerdings keineswegs ein Ausreisser, wie die drei Finanzprofessoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton während der heutigen Präsentation des UBS Global Investment Returns Yearbook 2024 zeigten. Zwar steht ausser Zweifel, dass die Konzentration jüngst deutlich zugenommen hat, unter den zwölf wichtigsten Aktienmärkten weltweit ist derzeit allerdings einzig der japanische besser diversifiziert.
Dort machen die zehn grössten Unternehmen 21% des Gesamtmarktes aus, in den USA sind es 25%. Auf Platz drei folgt die indische Börse, wo die Top Ten bereits über ein Drittel des Marktes stellen.
Gefährliche Konzentration in der Schweiz
Besonders eindrücklich ist die Dominanz eines einzelnen Unternehmens in Südkorea und in Taiwan, wo Samsung Electronics (rund 26%), respektive Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC, nahezu 35%) jeweils den Löwenanteil ausmachen (blaue Balken).
Nimmt man die zehn grössten Unternehmen zum Massstab, schwingt allerdings die Schweiz obenaus. Ihr Anteil am Schweizer Markt erreicht rekordverdächtige 72%. Im Vergleich dazu verblassen die 25% des US-Marktes geradezu.
Und diese enorme Konzentration rächte sich in den vergangenen Monaten. Während nämlich die Indizes rund um den Globus in die Höhe strebten, trat der Swiss Market Index (SMI) weitgehend an Ort. Der Weltaktienindex legte in den vergangenen zwölf Monaten in Franken gerechnet 13,5% zu, der SMI avancierte lediglich 3%. Für die Schwäche waren die beiden Schwergewichte Nestlé (–13%) und Roche (–15%) verantwortlich, die ziemlich genau 30% des SMI ausmachen, und die entgegen dem allgemeinen Trend Kursverluste hinnehmen mussten.