Sonntag, Oktober 6

Kürzlich habe ich ein Essen für Freunde gekocht. Danach haben sie alle angefangen, ab- und aufzuräumen. Ich konnte sie nicht stoppen, ehrlicherweise fand ich es auch nett. Mein Partner meinte daraufhin, das sei unmöglich von mir gewesen. – Anonym, ohne Ort

Liebe Anonyme, na, da würde ich meinen Partner aber auslachen. Wie schlimm finden Sie es denn, nach einem Essen noch mit den Freunden in der Küche zu stehen, abzutrocknen, zu quatschen, vielleicht ein Glas Wein in der Hand – so auf der Gute-Freunde-Skala von null bis zehn? Ich würde sagen: null.

Es ist ja nett, wenn eine Person anbietet, ein Essen allein zu stemmen, aber warum muss das sein? Mag sein, dass es so perfekte Hausmenschen gibt, die niemanden in der Küche haben mögen, für die ein Dinner ein Theaterstück ist, bei dem niemand sehen soll, was hinter dem Vorhang passiert. Ich glaube, dass die Chancen auf weitere Essenseinladungen grösser sind, wenn die Gastgeber eben nicht alles allein machen müssen, sondern man gemeinsam diese Selbstverständlichkeit kultiviert, die anderen nicht mit der Arbeit sitzenzulassen. Insofern kann Ihr Partner gerne lernen, das Leben etwas leichter zu nehmen, wenn sich das einmal anbietet – manchmal eine der schwierigsten Übungen, ich weiss.

Ihre Fragen senden Sie bitte an: hatdasstil@nzz.ch

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