Klubverantwortliche und Fans verwenden gerne Kriegsvokabular. Dabei geht es um mehr als Leben und Sterben.
Sollten Sie wieder einmal das Gefühl haben, Ihr Job sei anstrengend, dann versetzen Sie sich am besten kurz ins Fussballgeschäft. Dort geht es nicht um Quartalszahlen oder Zeitdruck wegen eines Projektabschlusses. Es geht Woche für Woche um das Leben.
Der FCZ-Trainer Ricardo Moniz etwa kündete vor dem letzten Meisterschaftsspiel gegen Yverdon an, dass die Mannschaft um ihr Leben kämpfen werde. Erfolgreich: Sie gewann 2:1. Der FCZ-Sportchef Milos Malenovic sagte kürzlich, jeder wisse, «dass wir hier unser Leben geben für den Verein». Zum Leben gehört bedauerlicherweise auch das Sterben, da macht man sich im Fussball nichts vor. «Do or die», «tun oder sterben», hiess denn auch die FCZ-Losung an der Pressekonferenz vor dem Cup-Viertelfinal gegen die Young Boys am vergangenen Donnerstag.
«Machemer sie fertig», forderte die Südkurve daraufhin konsequent auf einem Banner; es war dann umgekehrt. Vom Totsein müssen sich die Zürcher nun rasch erholen, weil am Sonntag schon die Partie gegen Lugano ansteht.
Bereits der frühere FCZ-Trainer Bo Henriksen drückte sich gerne aus, als lebte er einen schlechten Western. «Ich habe heute Männer gesehen, die bereit waren, für die anderen zu sterben», sagte er, nachdem die Männer entschlossen ein 0:0 gegen YB verteidigt hatten. Henriksens Ansprachen waren generell nichts für Feiglinge. Vor einer Partie gegen St. Gallen kündete er an: «Es wird ein Kampf, eine Schlacht, ein Krieg.» Der damalige St.-Gallen-Trainer Peter Zeidler entzog sich empört der Mobilmachung. Er sagte nach dem Spiel: «Ich will nicht lehrmeisterlich rüberkommen. Aber Fussball ist ein Spiel. Diese Wortwahl geht gar nicht. Dieses Wort will ich gar nicht in den Mund nehmen.» Ein Spiel? Kein Wunder, hat seine Mannschaft 0:1 verloren.
Doch der FCZ ist längst nicht der einzige Verein, der sprachlich gern aufs Ganze geht. Nehmen wir Mikel Arteta, Trainer von Arsenal: Er will das Rennen um die englische Meisterschaft nur über «my dead body», also seine Leiche, aufgeben. Bei einem Rückstand von 13 Punkten auf den Leader Liverpool ein hoher Einsatz.
Doch ist vielleicht unser Einsatz zu klein? Hirnen wir drum an popeligen Quartalszahlen herum? Sollten wir nicht von den Besten lernen? «Ich würde für sie sterben, so wie sie für mich», liess der spanische Nationaltrainer Luis de la Fuente vor dem EM-Halbfinal im vergangenen Sommer verlauten. Er meinte seine Männer. Und wer wurde Europameister?
Sind Sie schon ganz lebensmüde von der Sterberei? Dann halten Sie sich am besten an William «Bill» Shankly. Der Schotte führte den Liverpool FC in den 1960er Jahren in nur zwei Jahren vom Aufsteiger zum Meistertitel. Er sagte: «Es gibt Leute, die denken, Fussball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.»
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