Mittwoch, November 13

Wer aufmerksam die Menükarten der Zürcher Cafés studiert, dürfte in letzter Zeit öfter dem Hojicha Latte begegnet sein. Wird dieser bald den Matcha ersetzen?

Matcha Latte gibt es in Zürich mittlerweile überall. Erst letzte Woche eröffnete «The Matcha Club» seine zweite Filiale am Hauptbahnhof. Das Getränk ist längst vom Hype zu einem festen Bestandteil unseres Alltags avanciert. Nun macht sich ein Nachfolger bemerkbar, der dem japanischen Grüntee den ersten Platz in Sachen Trendgetränk streitig machen will. Wer aufmerksam die Karten der hiesigen Cafés studiert, dürfte in letzter Zeit öfter dem Hojicha Latte begegnet sein.

Hojicha vs. Matcha – was ist der Unterschied?

Wie Matcha ist auch Hojicha ein fein gemahlenes Grünteepulver, das mit Wasser per Bambusbesen aufgeschäumt und danach mit Milch aufgegossen wird. Nur ist Hojicha nicht grün, sondern etwas zwischen grau und braun. Optisch erinnert das Getränk deswegen an einen Chai.

Serviert wird der Hojicha Latte etwa im «Amiamo» beim Lochergut, im neu eröffneten «Lalere» bei der Schmiede Wiedikon, im «Maru» am Hauptbahnhof oder im «Nude» beim Tanzhaus. Und im veganen japanischen Restaurant «Hikari» gibt es neben der Version mit Milch diverse andere Kreationen mit dem pulverisierten Tee, wie zum Beispiel Cheesecake oder Hojicha Tonic.

Gerösteter japanischer Grüntee

Die gräulich anmutende Farbe kommt nicht von ungefähr. «Hojicha ist ein japanischer Grüntee, der traditionell über dem Feuer bei ungefähr 200 Grad zwischen 6 und 15 Minuten lang geröstet wird», erklärt Patrik Gertschen, Geschäftsführer des «Hikari» und Tee-Sommelier. Durch das Rösten entstehe eine ganz andere Aromatik, sagt Gertschen: «Der Geschmack geht weg von den grünen, frischen Aromen mit leichter Bitterkeit hin zu nussigen, malzigen und rauchigen Noten ohne Bitterkeit.»

Verwendet wird die Teesorte Bancha. Diese wird erst im Sommer und Herbst geerntet, was relativ spät ist. Je jünger die Blätter der Teepflanze gepflückt werden, desto feiner und aromatischer ist der Tee. Deshalb gelte Hojicha etwa im Vergleich zu Sencha, der bereits im Frühling geerntet wird, als qualitativ nicht extrem hochwertig. «In Japan wird er oftmals als Gratistee in Restaurants serviert», sagt Gertschen.

Hojicha enthält weniger Koffein als klassischer Grüntee

Als klassischer Tee wird Hojicha schon lange getrunken. «Bei uns war die Sorte aufgrund ihres nussigen Geschmacks schon immer beliebt», sagt Noël Bisang, Mitglied der Geschäftsleitung des Fachgeschäfts London Tea aus Basel. Anders als normaler Grüntee enthalte Hojicha weniger Koffein. Deshalb könne er ohne Bedenken auch am Abend und von Kindern getrunken werden, so Bisang. Ausserdem sei er dadurch sehr bekömmlich und verursache keine Magenbeschwerden, wie sie etwa durch das Trinken von zu viel Kaffee entstehen könnten, weiss Gertschen.

Als Grund für den tieferen Teeingehalt wird oft der Röstprozess genannt. Die Ursache dafür sieht Gertschen aber woanders, schliesslich «werden Kaffeebohnen auch geröstet und verlieren dadurch ihr Koffein nicht». Vielmehr glaubt der Tee-Sommelier, dass Bancha aufgrund seiner Ernte im Herbst allgemein weniger Teein beinhaltet. Die bereits im Frühling geschnittenen Teesorten, wie eben beispielsweise Sencha, weisen im Vergleich mehr Koffein auf.

Vom klassischen Tee zum würzigen Pulver

Weshalb die gerösteten Teeblätter nun vermehrt pulverisiert werden, lässt sich nicht genau sagen. «Wahrscheinlich haben die Japaner gemerkt, dass Matcha auf dem Weltmarkt wahnsinnig attraktiv ist, und haben angefangen, Hojicha fein zu vermahlen», vermutet Gertschen. Vor zwei Jahren sei ihm das erste Mal aufgefallen, dass das Pulver zum Kauf angeboten sowie in der Küche breit eingesetzt werde. So werden damit Kuchen, Kekse und Eiscrème verfeinert und zum Teil sogar Instant-Ramen damit aufgegossen.

In Zürich verbreitet sich das Pulver gerade vor allem als kalt oder heiss getrunkenes Milchgetränk. Im Café «Lalere» wird dem Hojicha Latte etwas weisse Schokolade hinzugefügt. Das verleiht ihm eine zarte Süsse und eine cremige Konsistenz. In der Nase erinnert der Geschmack an Matcha. Und im Gaumen dringt das leicht Fischige durch, das man von seinem grünen Geschwister kennt. Nur wird es beim Hojicha durch eine rauchige, erdige Note ergänzt, die sich mit Sesam vergleichen lässt. Alles in allem ist der Geschmack des Hojicha etwas feiner als jener des Matcha. Das tut ihm aber keinen Abbruch. Im Gegenteil.

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