Die tägliche Sichtung neuer wissenschaftlicher Publikationen ist Bestandteil jeder Forschungsarbeit. So bleibt man auf dem Laufenden und entdeckt immer wieder neue Erkenntnisse, die von Bedeutung sein könnten. Manchmal stösst man dabei auf Skurriles, wie etwa mit Sauerstoff angereichertes Wasser, das die Leistung verbessern soll – eine kurze theoretische Prüfung entlarvt dies schnell als unmöglich.

Aber auf den ersten Blick seltsam anmutende Erkenntnisse halten manchmal einer ersten Prüfung stand. Der Knoblauch im Sport ist ein solcher Fall.

Die meisten nutzen Knoblauch als Gewürz, er gilt aber auch als Heilpflanze, und der Markt bietet diverse Knoblauchextrakte an. In der Sporternährung diskutiert man bis anhin nicht über den Knoblauch. Dies könnte sich aber ändern. Denn kürzlich tauchte eine wissenschaftliche Publikation über ein besseres Wiederauffüllen der Kohlenhydratspeicher in den Muskeln nach der Einnahme von Knoblauch auf. Was soll man davon halten?

Eine schnelle Prüfung bestätigt einen möglichen Zusammenhang zwischen Knoblauch und dem Stoffwechsel der Kohlenhydrate. Der regelmässige Konsum von Knoblauch kann tatsächlich mit einer messbaren Reduktion des Blutzuckers einhergehen. So ist es nicht vermessen, den Einfluss von Knoblauch auf die Speicherung der Kohlenhydrate nach einer sportlichen Leistung zu untersuchen.

Forschende aus Taiwan führten eine entsprechende kontrollierte Studie durch, und der Versuchsablauf sowie die Messungen waren grundsätzlich in Ordnung. Aber die Studie hatte dennoch einen Haken:

Zwölf junge, mässig trainierte Studenten fuhren zweimal eine Stunde auf dem Velo-Ergometer. Danach erhielten sie jeweils ein Frühstück mit Milch, Cornflakes, Weissbrot und Marmelade. Bis hier passt alles. Einmal gab es mit dem Frühstück eine Kapsel ohne Wirkstoff und einmal eine mit Knoblauchextrakt. Hier liegt das Problem: Die Forschenden haben den Extrakt nicht näher beschrieben, sondern nur erwähnt, dass zwei Gramm konsumiert worden seien.

Das Ergebnis: Mit dem Extrakt waren nach drei Stunden Erholung die Kohlenhydratspeicher in den Muskeln 35 Prozent höher. Dies wäre ein extremer Unterschied. Aber ohne den Extrakt beurteilen zu können, muss man das Ergebnis als fraglich einstufen. Wird dieses hingegen bestätigt, dürften wir künftig viel Knoblauch im Sport sehen.

Der Ernährungswissenschafter Dr. Paolo Colombani ist Mitgründer und Redaktor des Kompetenzzentrums Notabene Nutrition.

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