Mittwoch, Oktober 9


Die Frage der Woche

Judith Z. aus A. trinkt in der warmen Jahreszeit gerne ein Glas Rosé. Ihr Mann behauptet, dass dieser Tropfen kein richtiger Wein sei. Stimmt diese Feststellung?

So extrem würde ich es nicht ausdrücken. Allerdings werden oft Rosés aus zweitklassigen Trauben erzeugt, die für Rotweine nicht infrage kommen. Daher haben die Gewächse in Pink in der Regel den Ruf eines mittelmässigen Produkts. Erst recht dann, wenn nicht der gesamte Zucker vergoren wird und etwas Restsüsse übrig bleibt. Diese klebrigen Gewächse bereiten wenig Freude. Das ist indessen nur die halbe Wahrheit.

Ein Teil der Weingüter hat erkannt, dass sich auch Qualität verkaufen lässt. Sie verwenden sehr gutes Ausgangsmaterial und keltern ambitionierte Rosés: aromatisch vielfältig, trocken, komplex, frisch, facettenreich, elegant, mit guter Länge. Die österreichische Winzerin Pia Strehn aus dem Burgenland ist wohl die engagierteste Verfechterin für diese Weine, die ich kenne.

Auf ihrem Weingut entfallen inzwischen 99 Prozent der Produktion auf Rosés. Generell liegen Roséweine im Trend. Das dürfte in diesem Sommer nicht anders sein. Die Gewächse vereinen im Idealfall die positiven Eigenschaften von Rot- und Weisswein. Die Weinhandlung Martel hat «Rosé» gar zur «Farbe des Jahres» deklariert. Wenn das keine Ansage ist!

Fragen an: peter.keller@nzz.ch

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