Freitag, Januar 24

Ivanka Trump kleidete sich für den Ball zur Amtseinführung ihres Vaters Donald Trump wie Audrey Hepburn als Sabrina. Warum das für Diskussionen sorgt – und diese ihr Ziel verfehlen.

Stellen Sie sich vor, Sie haben alles Geld der Welt und brauchen ein Kleid für eine wichtige Party. Denn Ihr Vater wird als Präsident der USA vereidigt. Sie wünschen sich ein berühmtes Kleid, getragen von einer berühmten Schauspielerin, wie die schwingende Robe, die Audrey Hepburn als Sabrina im gleichnamigen Film von 1954 bei einem Ball trägt, trägerlos, vorne etwas kürzer und aus weissem Tüll mit schwarzen Stickereien.

Und weil Sie Ivanka Trump sind, wird es keine billige Kopie, sondern eine Replica, angefertigt von der gleichen Luxusmodemarke, die bereits das Original anfertigte: Givenchy, damals noch geleitet von Hubert de Givenchy, der Audrey Hepburn privat und in vielen Filmen ausstattete.

Die richtige Gesinnung für ein Kleid?

Der «Liberty Inaugural Ball», der Bestandteil der mehrtägigen Feiern der Amtseinführung eines US-Präsidenten ist, liegt nun schon mehrere Tage zurück. Dennoch flaut die Aufregung in den sozialen Netzwerken und den klassischen Medien über die Kleiderwahl Ivankas nicht ab.

Neben den üblichen «Audrey-stand-es-aber-viel-besser»-Kommentaren, mit denen es zu rechnen gilt, sobald sich jemand wie eine Stilikone kleidet, empfinden viele Trumps Auftritt als unpassend, weil sie eine andere Gesinnung hat als die ursprüngliche Trägerin. Während Hepburn sich sozial und für Menschen-, insbesondere Kinderrechte engagierte, unter anderem als Unicef-Sonderbotschafterin, hat sich Ivanka bisher als Geschäftsfrau hervorgetan, als engagierte Unterstützerin ihres Vaters während seiner ersten Amtszeit – und in letzter Zeit eigentlich gar nicht mehr.

Auch die Qualität des Kleides wird geschmäht, es wird sogar vermutet, dass das Modehaus Givenchy absichtlich keine so schöne Kreation geliefert hat wie im Film – schlampige Arbeit als Kritik an der politischen Gesinnung einer Kundin? Wohl kaum. Wenn man mit jemandem nicht in Verbindung gebracht werden will, stattet man ihn nicht aus; diese Möglichkeit haben schon einige Designhäuser in Anspruch genommen, was die Familie Trump angeht.

Ivanka Trump ein Aschenputtel?

Sogar Hepburns Sohn Sean Hepburn Ferrer meldete sich in einem Interview mit der «Daily Mail» zu Wort. Er deutete an, dass seine Mutter wohl eher mit Bischöfin Mariann Budde auf einer Wellenlänge sei, die Trump während des Gottesdienstes zur Amtseinführung an die Werte des Christentums erinnerte und von ihm daraufhin als unfähig und «radikal links» bezeichnet wurde.

Wenn man es ganz genau nimmt, geht die Kritik sowieso in die falsche Richtung: Schliesslich hat Ivanka Trump sich ja nicht als Audrey Hepburn auf Menschenrechtsmission verkleidet, sondern als eine Figur aus einem Film. Diese passt allerdings auch ganz und gar nicht zu ihr: «Sabrina» ist eine für die 1950er Jahre moderne Aschenputtelgeschichte. Und als solches ist die Milliardärstochter und Unternehmerin wohl kaum zu bezeichnen.

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