Donnerstag, November 21

Das Zürcher Stadtparlament hat einen Kredit für das Projekt gesprochen. Doch das Seerestaurant hat links und rechts Gegner.

An schönen Tagen schweift der Blick vom Schiffssteg über den blauen Zürichsee. Schwäne gleiten lautlos vorüber, der Springbrunnen beim Hafen Enge sprüht Wasserfontänen in die Luft, Boote schaukeln gemütlich in den Wellen. Am Horizont ragen die Alpen in den Himmel.

Hier, wo Bahnhofstrasse und See aufeinandertreffen, könnte einer der schönsten Orte Zürichs sein. Könnte. Denn was einen erwartet, ist die Schiffsstation beim Bürkliplatz: eine krude Mischung aus Würstchenbude, WC, Kiosk, Souvenirstand und Ticketschalter.

Dass hier mehr möglich wäre, ist allen klar, und zwar schon seit Jahrzehnten. Trotz allerlei Planungen ist man aber nie weitergekommen. Am Mittwochabend hat das Stadtparlament nun aber einen Projektierungskredit von 2,1 Millionen Franken für ein neues Seerestaurant gesprochen. Die Lösung ist damit endlich einen Schritt näher gerückt.

Die Idee des Restaurants ist alt, eine Zeitlang wollte man es sogar auf den See setzen. Das schwimmende Restaurant wurde gar in den kantonalen Richtplan aufgenommen. 2020 legte der Baudirektor Martin Neukom (Grüne) das Projekt dann aber auf Eis. Denn aus dem Stadtparlament wurde Widerstand laut.

Neuen Schwung bekam das Projekt dank einer Initiative der IG Seepärke. Sie verlangte ein Restaurant direkt am oder über dem Wasser im Bereich der Verlängerung der Bahnhofstrasse – also dort, wo heute der Kiosk steht. Das Parlament beauftragte die Exekutive, eine Umsetzungsvorlage auszuarbeiten, und gab dem Stadtrat gleich noch ein paar eigene Forderungen mit auf den Weg: So sollte das Ufer ökologisch aufgewertet werden und das Restaurant nur einstöckig werden.

Der Stadtrat hat daraufhin mehrere Varianten prüfen lassen – auch, ob das Restaurant auf dem Wasser gebaut werden könnte. Die städtebauliche Studie kam aber zu dem Schluss, dass sich dies nicht realisieren liesse. Eine solche Plattform im See wäre aus Sicht des Kantons nicht bewilligungsfähig, die streng geschützte Ufervegetation wäre gefährdet gewesen.

Es blieb schliesslich nur die Lösung übrig, das Seerestaurant am Standort des Kiosks zu bauen. Wie das neue Gebäude aussehen wird, ist noch nicht klar. Das wird erst der Architekturwettbewerb zeigen. Gewisse Eckwerte sind aber heute schon klar: Das Restaurant könnte zwischen 80 und 130 Quadratmeter gross werden und soll Platz bieten für 36 bis 56 Innensitzplätze. Unter Umständen wird es auch Aussensitzplätze geben. Das gastronomische Angebot soll laut dem Stadtrat «preislich attraktiv und niederschwellig» werden.

Bei der GLP sah man die Vorschläge positiv. Es sei wichtig, den Ort aufzuwerten, aber es brauche sicher keinen mehrstöckigen Luxustempel, sagte Nicolas Cavalli. Die jetzt angepeilte Lösung sei an dieser besonderen Lage die bestmögliche: «ein Take-out de luxe».

Ähnlich sah man es bei der SP, deren Stadtrat André Odermatt das Projekt als Hochbauvorsteher zu verantworten hat. Odermatt selbst sprach von einem heute etwas schäbigen Ort mit einem miserablen Seezugang. Das werde sich mit dem «kleinen, aber feinen Seerestaurant» verbessern. Der Blick aufs Alpenpanorama werde weiterhin allen offenstehen.

Weniger enthusiastisch klang es bei den Grünen. Es brauche keine weitere Kommerzialisierung des Seeufers, sagte Brigitte Fürer. Und auch kein Restaurant, das einer gutbetuchten Klientel Aussicht auf die Alpen biete. Einstweilen wollten die Grünen den Projektierungskredit aber unterstützen, sie erhoffen sich davon eine Verbesserung des Seezugangs und eine bessere Fuss- und Velowegführung.

Noch kritischer äusserte sich die AL: Es solle ein Ort für die Öffentlichkeit sein, ohne Konsumzwang, sagte Karen Hug. Die AL lehnte den Kredit ab. Die SVP tat es ihr gleich, aber aus anderen Gründen. Ihr war das Projekt zu wenig ambitioniert. Am Ende werde eine viel zu teure Minimalstlösung gebaut, befand Jean-Marc Jung (SVP).

Trotz diesen Gegnern wurde der Kredit deutlich bewilligt mit 94 zu 19 Stimmen.

Nun wird also das konkrete Projekt ausgearbeitet. Das Wettbewerbsverfahren soll Ende 2026 abgeschlossen werden, dann wird klarer sein, wie das neue Restaurant dereinst aussehen und auch wie viel es kosten soll. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird am Ende die Stadtbevölkerung in einer Abstimmung über den Bau des Seerestaurants entscheiden können. Die Stadt rechnet damit, dass das Restaurant Ende 2031 eröffnet werden könnte.

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