Sonntag, September 8

Obwohl der taiwanische Chiphersteller TSMC seine Fabrik in Deutschland noch nicht einmal eröffnet hat, kündigt er bereits ein zweites Werk für High-End-Chips in Japan an. Toyota steigt als Investor ein.

Jetzt ist es offiziell: Der taiwanische Chiphersteller TSMC hat am Dienstag die Co-Investoren für seine zweite Chipfabrik in Japan angekündigt. Mit einem Investitionsvolumen von mehr als 20 Milliarden Dollar für die beiden Fabriken wird Japan damit nach den USA und weit vor Deutschland zum zweitwichtigsten Chipstandort der Taiwaner.

Neben staatlichen Investitionen treiben japanische Grosskonzerne die Projekte der Taiwaner an, darunter der weltgrösste Autohersteller Toyota. So wird der Autobauer 2 Prozent der Anteile an der Betreibergesellschaft der Fabriken, Japan Advanced Semiconductor Manufacturing (JASM), übernehmen. TSMC wird dann mit einem Anteil von 86 Prozent die Führung behalten, darauf folgen seine bisherigen Partner: die Halbleitersparte von Sony mit 6 Prozent und Toyotas Hauptzulieferer Denso mit 5,5 Prozent.

Damit unterstreicht TSMC die besondere Rolle Japans in seiner Internationalisierungsstrategie. Zwar hat TSMC als Reaktion auf die neue Industriepolitik der amerikanischen Regierung Investitionen in Höhe von rund 40 Milliarden Dollar angekündigt. Doch während die Fabriken in den USA noch gebaut und in Deutschland geplant werden, wird TSMC in Japan bereits dieses Jahr mit der Chipproduktion beginnen.

Ähnliche Arbeitskultur als Standortvorteil

Mitte des Monats wird das erste japanische Werk von TSMC in der Präfektur Kumamoto eingeweiht, direkt neben einer Sony-Fabrik für Bildsensoren und andere Halbleiterprodukte. Es produziert relativ grosse Chips für Sony und für die Auto- und die Elektronikindustrie. Der Bau der zweiten Fabrik für High-End-Chips soll noch in diesem Jahr unweit der ersten beginnen. Ab 2027 wollen die Partner dann Halbleiter mit 6- bis 7-Nanometer-Strukturen für autonome Autos und Hochleistungscomputer herstellen.

Die Analystin Joanne Hsiao vom taiwanischen Marktforschungsunternehmen Trendforce erklärt, warum Japan im globalen Wettrennen um die Ansiedlung der Chipindustrie die Nase vorn hat. «Ein Grund für den reibungsloseren Fabrikbau in Japan ist die Ähnlichkeit der Arbeitskultur und des industriellen und politischen Umfelds mit den Bedingungen in Taiwan», sagt sie. Ein anderer sei die bessere Verfügbarkeit von Facharbeitern. Schliesslich war Japan lange Zeit der weltgrösste Chiphersteller und produziert immer noch rund 10 Prozent aller Chips weltweit.

Die Beteiligung von Toyota an dem Joint Venture unterstreicht die Bedeutung des Projekts für das Land und den Autohersteller. Toyota hat 2022 mit sieben weiteren japanischen Konzernen auch eines der ehrgeizigsten Projekte der globalen Chipindustrie gegründet, das Mega-Startup Rapidus. Mit dabei sind auch Sony und Denso.
Gemeinsam mit IBM will das Unternehmen in Japan Chips mit 2-Nanometer-Strukturen herstellen, einer Technologie, die bisher nur TSMC und Samsung beherrschten. Damit würde das Land wieder in die Spitzengruppe der Chipindustrie vorstossen. Mit dem Bau der Fabrik wurde bereits begonnen.

Toyotas früher Fokus auf die Chipindustrie zahlt sich aus

Zugleich unterstreicht Toyotas Engagement ein Rezept für die gegenwärtigen Absatz- und Gewinnrekorde des Unternehmens: die Konzentration auf die Chipherstellung. Toyota konnte Denso, seinen Hauptlieferanten für Autochips, schon früh mit langfristigen Produktionsplänen für sich einnehmen.

Die Ergebnisse: Während die meisten Autohersteller in der jüngsten Chipkrise ihre Produktion drastisch drosseln mussten, produzierte Toyota als einziger Hersteller weiterhin über zehn Millionen Autos pro Jahr. Das wird sich auch positiv auf das Jahresergebnis auswirken.

So erhöhte der Autobauer in seiner Quartalsbilanz die Gewinnprognose für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr um 8,9 Prozent auf 4900 Milliarden Yen (30,7 Milliarden Euro). Das sind 80 Prozent mehr Gewinn als im Vorjahr und eine operative Gewinnmarge von 11,3 Prozent. Andere Massenhersteller können davon nur träumen.

Nicht einmal die Skandale um Schummeleien bei Zulassungstests bei den Toyota-Töchtern Daihatsu und Hino, einem Nutzfahrzeughersteller und Zulieferer von Dieselmotoren, konnten die Rekordjagd bremsen. Toyota korrigierte zwar seine Absatzprognose nach unten, um 150 000 auf 11,23 Millionen Autos. Gute Verkäufe seiner Hybridautos und Währungsgewinne durch den schwachen Yen glichen dies aber mehr als aus.

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