Montag, September 30

Der Stadtrat will die Velospuren in der Unterführung erhöhen. Dafür lässt er eine andere Idee definitiv fallen.

Die Langstrasse-Unterführung ist in der Zürcher Verkehrspolitik ein ewiges Ärgernis. Die Linken klagen, die unterirdische Querung der Gleisfelder sei für Velofahrerinnen und Velofahrer nach wie vor zu gefährlich. Die Bürgerlichen hingegen monieren, dass zugunsten des Velos der öV ausgebremst worden sei.

Tatsächlich markierte die Stadt 2021 in der grossen Unterführung, die die Kreise 4 und 5 verbindet, zwei Meter breite Velostreifen – zu den Mini-Tunnels, die sich Velofahrer und Fussgänger teilen. Man wolle den Velofahrern «einen zusätzlichen, direkten und sicheren Weg durch die Unterführung» bieten, erklärten die Stadträte Karin Rykart (Grüne) und Richard Wolff (AL) bei der Eröffnung.

Dafür hat der Stadtrat die separate Busspur aufgehoben. Seither fährt die Buslinie 32 auf der gleichen Spur wie die Autos. Sehr zum Unmut der SVP, die kritisierte, Velos erhielten immer mehr Strassenraum, «ohne Rücksicht auf Verluste».

Der SP-Stadtparlamentarier Marco Denoth, der in einem Vorstoss eine attraktive Veloverbindung auf der Langstrasse eingefordert hatte, zeigte sich zufrieden über die neue Verkehrsführung. Für die Velofahrer sei die Umgestaltung definitiv ein Gewinn, sagte er zur NZZ.

Verbreiterung der Mini-Tunnels ist vom Tisch

Doch diese Zufriedenheit währte nicht lange. Nicht einmal ein Jahr später verlangten die Fraktionen von SP, Grünen, GLP und AL in einem Vorstoss erneut den «Bau einer attraktiven Veloverbindung» und forderten, die Unterführung zu erweitern.

Als die Motion im Parlament behandelt und an den Stadtrat überwiesen wurde, stand insbesondere eine Massnahme im Zentrum: die Verbreiterung der seitlichen Mini-Tunnels von vier auf sechs Meter.

Am Mittwoch hat der Stadtrat nun bekanntgegeben, wie er die Forderung der Linken und der GLP umzusetzen gedenkt: Er will stattdessen Velospuren in der zentralen Unterführung erhöhen. Die «Velo-Balkone» sollen knapp 2 Meter breit und 120 Meter lang sein. Am tiefsten Punkt der Unterführung erhebt sich die separate Velospur 1,2 Meter über dem Boden.

Gemäss dem Stadtrat bleibt die Breite der Fahrstreifen für den motorisierten Verkehr unverändert. Die erhöhten Velowege führen am Ende der Unterführung jeweils in Velostreifen, die es den Velofahrern ermöglichen, direkt links abzubiegen.

Ein konkretes Bauprojekt liege noch nicht vor, weshalb nicht klar sei, wie genau die«Velo-Balkone» gestaltet würden, sagte eine Sprecherin des Tiefbauamts gegenüber der NZZ.

Klar ist hingegen: Die seit vielen Jahren diskutierte Verbreiterung der Mini-Tunnels wird definitiv nicht weiterverfolgt, wie die Sprecherin bestätigte. Für die Verbreiterung müsste ein Abwasserkanal verlegt werden, was mit riesigem Aufwand verbunden wäre. Die Rede war von einem tiefen zweistelligen Millionenbetrag. Stattdessen sollen nun «signaletische Massnahmen» die «Verträglichkeit zwischen Velos und Fussgängern» in den Mini-Tunnels erhöhen, wie es der Stadtrat formuliert.

«Verlangsamung des Busses wird zementiert»

Diese Pläne werden im Parlament mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

Der FDP-Gemeinderat Andreas Egli kann der geplanten Erhöhung der Velospuren wenig abgewinnen. «Sie zementiert die Zusammenlegung der ÖV- und der Autospur und damit die Verlangsamung des Busses», sagt er. Richtig findet er es hingegen, die Verbreiterung der seitlichen Unterführung nicht mehr weiterzuverfolgen. «Der positive Effekt wäre minim gewesen, der finanzielle Aufwand völlig unverhältnismässig.»

Der Gemeinderat Markus Knauss von den Grünen hingegen sagt: «Es ist richtig, dass die Stadt hier etwas macht.» Die Unterführung sei schliesslich der Streckenabschnitt mit den meisten Velofahrenden pro Tag in der Stadt Zürich.

Die Erhöhung des Velowegs ist allerdings nicht Knauss’ Wunschlösung, da bei knapp zwei Metern Breite das Überholen schwierig bleibe. «Wir werden im Rahmen der Kommissionsberatung noch einmal genau anschauen, warum eine Verbreiterung nicht möglich sein soll.»

Bis die Velowege erhöht werden, werden noch einige Jahre vergehen. Gemäss Stadtrat wird ein Ausführungskredit frühestens im Jahr 2026 beantragt. Wird dieser angenommen, kann der Bau 2029 beginnen.

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