Ein neues Buch nimmt Bidens Zustand unter die Lupe. Er vergass die Namen enger Vertrauter, seine Mitarbeiter dachten über einen Rollstuhl für ihn nach. Biden und seine Frau versuchten mit einem TV-Auftritt zu kontern. Das ging daneben.
Der CNN-Moderator Jake Tapper führte im vergangenen Juni die entlarvende Fernsehdebatte zwischen dem republikanischen Herausforderer Donald Trump und dem demokratischen Präsidenten Joe Biden. Der desaströse Auftritt des 81-jährigen Amtsinhabers bedeutete das Ende seiner politischen Karriere. Biden konnte zeitweise keinen kohärenten Satz formulieren und verlor wiederholt den Faden.
Nun hat Tapper zusammen mit dem «Axios»-Reporter Alex Thompson ein Buch über Bidens «Ursünde» geschrieben: seine Blindheit gegenüber dem eigenen geistigen Zerfall. Thompson erhielt kürzlich einen Preis von der White House Correspondent Association, in der die Journalisten zusammengeschlossen sind, die über das Weisse Haus berichten. «Seine aggressive Berichterstattung enthüllte, dass der geistige Zerfall den Präsidenten daran hinderte, seine Arbeit zu verrichten. Das Weisse Haus versuchte, diese Information zu vertuschen», schrieb die Jury über Thompson.
Obama kam zu Hilfe
Das Buch mit dem Titel «Die Ursünde: Präsident Bidens Zerfall, dessen Vertuschung und seine desaströse Entscheidung, nochmals zu kandidieren» erscheint erst am nächsten Dienstag. Aber veröffentlichte Ausschnitte und durchgesickerte Kopien sorgen in den USA bereits jetzt für Schlagzeilen. Vor allem die Episode mit dem Hollywood-Star George Clooney ist bemerkenswert.
Clooney ist ein langjähriger Freund und Unterstützer der Bidens. Wenige Tage vor der Fernsehdebatte organisierte er am 15. Juni für den Wahlkampf des Präsidenten eine grosse Spendengala in Los Angeles. Mit dabei waren auch der ehemalige Präsident Barack Obama und Clooneys vielleicht berühmteste Filmpartnerin, Julia Roberts. Biden machte bereits bei diesem Auftritt einen schlechten Eindruck. Videos, in denen der Präsident etwas verdattert auf der Bühne steht und dann liebevoll von Obama weggeführt wird, verbreiteten sich kurz danach im Internet.
Neu ist allerdings, dass Biden offenbar seinen Gastgeber – den Weltstar Clooney – nicht erkannte. Als er auf ihn zuging, soll er Clooney nur gesagt haben: «Danke, dass Sie hier sind.» Ein Mitarbeiter des Präsidenten sagte demnach aufklärend: «Sie kennen George.» Biden meinte: «Ja, ja. Danke, dass du hier bist.» Clooney fragte Biden, wie sein Trip nach Europa gewesen sei. Doch angeblich wusste der Präsident noch immer nicht genau, mit wem er sprach. «George Clooney», soll sein Mitarbeiter dann gesagt haben. Worauf Biden meinte: «O ja, hi George!»
Auch beim Smalltalk in kleineren Gruppen soll Biden den Faden immer wieder verloren haben, wie Tapper und Thompson schreiben. Obama sei seinem einstigen Vizepräsidenten zu Hilfe gekommen und habe seine Sätze für ihn zu Ende gesprochen. Kurz darauf verfasste Clooney seinen berüchtigten Gastkommentar in der «New York Times», in dem er Biden aufforderte, seine Kandidatur zurückzuziehen.
Seine Frau antwortet für ihn
Biden soll zeitweise etwa auch die Namen seines langjährigen Wahlkampfberaters Mike Donilon oder seines Beraters für nationale Sicherheit Jake Sullivan vergessen haben. Gemäss dem Buch diskutierten sie darüber, ob Biden in einer zweiten Amtszeit besser einen Rollstuhl benutzen sollte. Die körperliche Gebrechlichkeit des ehemaligen Präsidenten offenbarte sich auch beim kürzlich erfolgten Begräbnis von Papst Franziskus in Rom. Biden musste von seiner Frau und einem Bischof gestützt werden, um eine Treppe hinunterzukommen.
Tapper und Thompson stützen sich auf über 200 Interviews. Die meisten der demokratischen Insider waren aber nur bereit, anonym über Biden zu sprechen. Obwohl dieser nicht mehr im Amt ist. Ein Parteistratege, der öffentlich bisher nur positiv über Biden sprach, erklärte im Buch: «Er stahl der Demokratischen Partei eine Wahl. Er stahl sie dem amerikanischen Volk.»
Biden und seine Frau Jill versuchten die Kritik vor wenigen Tagen mit einem Fernsehauftritt zu entkräften. Doch stattdessen machten sie diese noch glaubwürdiger. Eine Moderatorin wollte von Biden wissen, was er von den Berichten über seinen kognitiven Zerfall halte. «Sie sind falsch. Es gibt nichts, um sie zu stützen», antwortete Biden. Danach begann er einen zusammenhangslosen Satz, erwähnte den Sturm aufs Capitol, die Pandemie, kam gedanklich nicht mehr weiter und meinte: «Ich spreche zu lange.» Dann antwortete seine Frau für ihn.