Samstag, April 26

Château Beauséjour Duffau-Lagarrosse ist ein Name, den man sich merken sollte. Das Gut in St-Émilion startet mit genialen Weinen durch. Verantwortlich ist ein neues Team unter der Direktorin Joséphine Duffau-Lagarrosse.

Nach einigen Wirren in den letzten Jahren ist das traditionsreiche Bordeaux-Gut Château Beauséjour Duffau-Lagarrosse in St-Émilion teilweise in Familienbesitz geblieben. Glücklicherweise, bleibt anzufügen, denn seit kurzem wird es in neunter Generation von der 35-jährigen Joséphine Duffau-Lagarrosse geführt – dank der finanziellen Unterstützung der wohlhabenden Familie Courtin, welche die Kosmetikfirma Clarins besitzt. Die neue Direktorin selbst hält 11 Prozent des Kapitals von Beauséjour Duffau-Lagarrosse.

Ich traf kürzlich Joséphine Duffau-Lagarrosse in Zürich bei der Präsentation des neuen Jahrgangs und lernte ihre Absichten kennen. Die Rebberge des Châteaus liegen auf dem Kalkplateau von St-Émilion, einem der besten Terroirs der Appellation. Im neuen Keller, bei dem es um Zweckmässigkeit und nicht um hochmoderne Technologie geht, hat die engagierte, durchsetzungsstarke Winzerin nun 16 statt 9 Tanks zur Verfügung, um die einzelnen Parzellen separat zu vinifizieren.

Für den jetzt lancierten 2022er ist Duffau-Lagarrosse erstmals ganz verantwortlich, nachdem sie bereits für den 2021er teilweise das Sagen gehabt hat. Ihr glückten gleich zwei Juwelen. Der herausragende Château Beauséjour Duffau-Lagarrosse 2022 aus 69 Prozent Merlot und 31 Prozent Cabernet Franc (rund 160 Franken) besitzt alle Anlagen zu einer Legende. Welche Eleganz und Finesse!

Der burgundisch anmutende, sehr präzise gekelterte Wein erinnert mit seiner Stilistik an einen Chambolle-Musigny. Der Jahrgang 2022 wurde zu knapp 70 Prozent in neuen Barriques ausgebaut. Von unerwünschten Holzaromen findet man indessen keine Spur, denn Beauséjour Duffau-Lagarrosse zeigt bereits jetzt eine perfekte Balance. Viel besser kann Wein nicht sein. Längerfristig will die Winzerin den Anteil an Cabernet Franc etwas erhöhen, denn sie schätzt die eher florale Aromatik und Eigenschaften dieser Sorte sehr.

Aus dem Hause Duffau-Lagarrosse gibt es freilich noch eine preislich attraktive Alternative. So versuche man den «Zweitwein» Croix de Beauséjour 2022. Die Bezeichnung ist etwas irreführend, denn die Trauben dafür stammen von 40- bis 50-jährigen Reben. Sonst sind solche Crus stets die Basis von jüngeren Rebstöcken. Auch dieser Wein zeichnet sich durch viel Eleganz und Feinheit aus, ist kraftvoll, aber nicht opulent oder überextrahiert, frisch, aromatisch vielschichtig und relativ lang anhaltend. Viel Wein für relativ wenig Geld. Davon gibt es pro Jahr lediglich rund 7000 Flaschen. Croix de Beauséjour 2022 besteht aus 95 Prozent Merlot und 5 Prozent Cabernet Franc (38 Franken; beide Weine über gerstl.ch). Wahrlich: Beauséjour Duffau-Lagarrosse ist ein Name, den man sich merken sollte.

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