Mittwoch, November 5

Zwei gescheiterte Brüder, ein Restaurant am Rande der Katastrophe und viel Schatten: «Black Rabbit» wirkt wie ein Echo bekannter Stoffe.

Es brodelt in der Küche. Gleich kommt die Food-Kritikerin der «New York Times», und alles soll stimmen im «Black Rabbit», einem noblen, doch etwas heruntergekommenen Restaurant direkt unter der Brooklyn Bridge. Der energische Besitzer Jake (Jude Law) sieht seine grosse Chance auf den Karrieresprung gekommen. Aber ausgerechnet an diesem Tag kehrt sein spielsüchtiger Bruder Vince (Jason Bateman) zurück in sein Leben.

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Das ungleiche Bruderpaar muss einiges aus der Vergangenheit abarbeiten. Dazu bleibt jedoch kaum Zeit, weil die beiden sich von einem krummen Geschäft zum nächsten hangeln – und immer weiter auf eine grosse Katastrophe zuhalten. Vince hat hohe Spielschulden, und Jake führt sein Restaurant am Rande der Legalität. Sie brauchen ständig Geld; und weil das so ist, treffen sie fatale Entscheidungen.

Manchmal ein anstrengendes Starvehikel

Manchmal erinnert das Ergebnis an eine Heist-Serie mit schrägen Gangstern. Manchmal will «Black Rabbit» aber auch ein ernsthaftes Drama sein, in dem ein überpsychologisierter Bruderkonflikt vom üblichen Widerstreit zwischen Familie und Big Business erzählt. Dann wieder ist es einfach ein anstrengendes Starvehikel, in dem Law und Bateman, begleitet von Indie-Musik, Monologe und Wutausbrüche vortragen dürfen.

Die Nebenfiguren scheinen zunächst interessanter. Etwa die Köchin Roxie, die sich nach und nach von ihrem Boss abwendet. Oder die Innenarchitektin Estelle, die eine Affäre mit Jake beginnt. Leider bleibt kaum Zeit, um diese Figuren näher kennenzulernen. Das Bemühen um deren Ambivalenz ist zwar spürbar, letztlich wird aber alles einer manipulativ auf Spannung setzenden Handlungskette unterworfen. Schon zu Beginn wohnt man einem Raubüberfall auf das Restaurant bei, fortan fragt man sich, wer wohl dahintersteckt. Erst als das aufgelöst wird, öffnen sich komplexere Zusammenhänge.

Es bleibt das Geheimnis der Macher der Serie, warum sie derart penetrant mit Unschärfen, extremer Dunkelheit und ins Bild ragenden Objekten arbeiten, um eine sinistre Gangster-Atmosphäre zu erzeugen. Zwar erzählen die acht Episoden von illegalen Machenschaften, aber hinter der lauten Inszenierung erkennt man letztlich nur Ästhetizismus.

Wohl selten hat eine Serie so sehr provoziert, die Helligkeitseinstellung des Bildschirms zu überprüfen. Was «Black Rabbit» fehlt, ist ein wenig Banalität. Ein normales Bild, das einen an diese an und für sich faszinierende Welt zwischen Hochglanz und Untergrund glauben lassen könnte.

Wie eine Kopie bekannter Stoffe

Neben Bateman führten auch die Schauspielerin Laura Linney und Justin Kurzel Regie. Letztgenannter zeigte sich im letzten Jahr verantwortlich für den phantastischen Thriller «The Order» mit Jude Law, der als Polizist eine Terrororganisation aushebt. In «Black Rabbit» fühlt sich dagegen nichts so an, als entspringe es einer gesellschaftlichen Wirklichkeit. Jenseits der üblichen New-York-Melancholie und der Darstellung kapitalistischer Schonungslosigkeit wirkt die Serie wie eine Kopie bereits existierender Stoffe. Irgendwo zwischen «The Bear», «Uncut Gems» und den Filmen von James Gray.

Am interessantesten ist noch Jakes Umgang mit einem Vergewaltigungsfall in seinem Etablissement. Ein wichtiger und einflussreicher Kunde hat einer Kellnerin K.-o.-Tropfen in den Drink gemischt. Jake wird erpresst, damit er das Material der Überwachungskameras löscht. In solchen Handlungssträngen zeigt sich das Potenzial des tollen Settings. Abgesehen davon bleibt eher der Geschmack von «zäher Luft», wie der berühmte Restaurantkritiker Pete Wells einmal panierte Pouletstreifen beschrieb.

BLACK RABBIT | Official Trailer | Netflix

«Black Rabbit»: acht Folgen auf Netflix.

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