Mittwoch, März 19

Der Aktienkurs der Privatbankengruppe hat es nie geschafft, nachhaltig über 65 Fr. zu steigen. Doch jetzt könnte es klappen. Zudem: DKSH wächst langsam und stetig, Cicor wird zum Rüstungswert und U-Blox bringt gute Nachrichten.

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser

Optimieren Sie Ihre Browsereinstellungen

Themarket.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Julius Bär ist keine Aktie für schwache Nerven. Schwanken die Börsen, gilt das für den Aktienkurs der Schweizer Privatbankengruppe meist noch ausgeprägter. Und zuletzt sorgte Bär zusätzlich mit hausgemachten Problemen – Stichwort Benko-Skandal – für grosse Kursausschläge.

So kommt es, dass der Kurs in den vergangenen zehn Jahren in guten Zeiten immer wieder den Versuch wagte, die Marke von 65 Fr. nachhaltig zu durchbrechen: Anfang 2018, Ende 2021 und zuletzt Anfang 2025. Über dieses Niveau hinaus haben es die Aktien jedoch nie wirklich geschafft, sondern erlitten immer wieder Einbrüche.

Julius Bär

2022 drückte die Zinswende auf den Kurs, ab Mitte 2023 belasteten erst Gerüchte und danach die Gewissheit: Bär hatte dem inzwischen konkursiten österreichischen Immobilienspekulanten René Benko Kredite in Höhe von mehr als 600 Mio. Fr. gewährt – und diese danach abschreiben müssen.

Am 31. Januar dieses Jahres war aber auch dieser Kurstaucher endlich wieder ausgebügelt – doch dann präsentierte Julius Bär Anfang Februar das Jahresergebnis. Es löste einen erneuten Rückschlag aus.

Diesmal war der Grund primär, dass die erwartete Dividendenerhöhung ausblieb und sich zugleich die Hoffnung auf ein substanzielles Aktienrückkaufprogramm in Luft auflöste. Zwei Gründe gibt es dafür: Erstens war das Enforcement-Verfahren, das die Finanzmarktaufsichtsbehörde Finma wegen des Benko-Skandals eingeleitet hatte, noch offen – und ist es auch heute noch. Das führte dazu, dass der Verwaltungsrat gar keine Kapitalrückführung in Form eines Aktienrückkaufs beschliessen konnte – es ist schlicht noch unklar, welche Konsequenzen das Finma-Verfahren für die Bank hat.

Dazu kommt, dass bereits regulär gestiegene Kapitalanforderungen das Überschusskapital von Bär über Erwarten stark dezimiert haben, so dass ohnehin kaum Spielraum für höhere Ausschüttungen verblieb.

Doch auch dieser Dämpfer ist heute wieder fast ausgebügelt. Ohne dass inzwischen mehr Klarheit herrschen würde, hat der Aktienkurs von Bär 60 Fr. überschritten – und nimmt erneut Anlauf in Richtung 65 Fr.

Ich bin gespannt, was diesmal an dieser Marke geschieht: Für den 3. Juni hat der neue CEO Stefan Bollinger die Investoren nach London geladen, wo er sein Strategie-Update präsentieren will. Das impliziert die Hoffnung, dass bis dahin das Verdikt der Finma vorliegt, ein Schlussstrich unter das Benko-Kapitel gezogen und der Blick wieder nach vorne gerichtet werden kann.

Sobald dieser Mühlstein weg und der Pfad zu neuen Aktienrückkäufen wieder offen ist, traue ich den Aktien von Bär zu, endlich mit Schwung über die bisherige Widerstandsmarke von 65 Fr. zu steigen. An Bollinger liegt es dann, glaubhaft zu zeigen, wie er die jahrelang behäbig geführte Bank wieder auf Leistung trimmen und die Profitabilität deutlich steigern kann. Dann liegen noch deutlich höhere Kurse drin.

DKSH: vorwärts in kleinen Schritten

Der Vertriebsspezialist DKSH macht genauso weiter, wie Analysten es von ihm im laufenden Geschäftsjahr erwarten: mit kleinen Akquisitionen. Am Dienstag gab das Unternehmen den Kauf von Taqkey Science und Quantum Biotech aus Taiwan bekannt. Die beiden Unternehmen sind spezialisierte Händler von Reagenzien und Verbrauchsmaterialien für den Bereich Life Sciences. Mit über 60 Mitarbeitenden erwirtschaften die beiden zusammen einen Umsatz von über 13 Mio. Fr. Gemäss Schätzungen der Analysten der Zürcher Kantonalbank erwirtschaften die beiden Unternehmen eine Betriebsgewinnmarge auf Stufe Ebit von rund 10%, was über der Marge der DKSH-Division Life Sciences (6,5%) liegt. Der Abschluss wird im zweiten Quartal 2025 erwartet.

Genau so muss es sein: Kleine, ergänzende, gut verdaubare Akquisitionen, die sich sofort im Gewinnwachstum von DKSH niederschlagen. Nach eigenen Angaben verfügt der Konzern derzeit über die stärkste M&A-Pipeline aller Zeiten. 2025 dürfte also das Jahr der Zukäufe und Investitionen werden, was den Titeln neuen Schwung verleihen dürfte. Der Konzern ist hauptsächlich in Südostasien tätig (70% des Umsatzes) und rechnet damit, von den neuen US-Zöllen gegen China zu profitieren, wie CEO Stefan Butz kürzlich anmerkte. «Die ganze Zolldiskussion mit China dürfte den Effekt haben, dass mehr Handel mit Südostasien stattfindet», sagte Butz.

DKSH

Ein weiterer positiver Faktor: Die extrem erfolgreiche HBO-Serie «White Lotus», deren dritte Staffel in Thailand spielt, löst einen Tourismusboom im Land aus. Bangkok Airways, die primär Inlandrouten bedient, hat den Kauf von 30 neuen Flugzeugen angekündigt. Allein auf der Strecke zwischen Bangkok und Koh Samui habe «White Lotus» zu einem Wachstum des Passagieraufkommens zwischen 10 und 20% geführt, meldet die Airline.

Thailand ist der wichtigste Einzelmarkt für DKSH – und das Unternehmen profitiert, wenn die gesamtwirtschaftliche Dynamik im Land anzieht.

Mit seiner Ausrichtung ist DKSH sicher eines der kuriosesten Unternehmen an der Schweizer Börse. Für mich sind und bleiben die Aktien ein klarer Kauf. DKSH erwirtschaftet jährlich einen freien Cashflow von mehr als 320 Mio. Fr., woraus sich zum gegenwärtigen Unternehmenswert von knapp 5 Mrd. Fr. eine Free-Cashflow-Rendite von mehr als 6% errechnet. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 3,4%. Das ist attraktiv. Wenn sich die Währungen in Südostasien zum Franken nicht mehr weiter abwerten – wovon ich ausgehe –, dürfte das dem Aktienkurs zusätzlichen Rückenwind verleihen.

Auch Cicor profitiert von Europas Aufrüstung

Die Aktien des Elektronikkomponenten-Herstellers Cicor Technologies bereiten seit einigen Monaten grosse Freude. Plus 60% seit Jahresbeginn und sogar eine Avance von 89% über die vergangenen zwölf Monate haben die Titel geschafft.

Cicor Technologies

Die jüngste Beschleunigung der Kursrally begann, als das Unternehmen aus dem Kanton Neuenburg am 5. November seine Mittelfristziele bekanntgab und dann im Dezember mit seinen Neunmonatszahlen die Markterwartungen bei Betriebsergebnis, Gewinn und Free Cashflow deutlich übertraf. Mit ungebremster Dynamik konnte Cicor den Markt sowohl mit den Ergebnissen zum Jahresende 2024 als auch dem Ausblick für 2025 positiv überraschen.

Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist der rasche Turnaround der im April 2024 akquirierten TT Electronics. Unter der neuen Leitung von Cicor verdoppelte das Unternehmen seine Ebitda-Marge innert sechs Monaten von 5 auf 10%. Für 2025 rechnet Bernd Laux, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), mit einem Anstieg auf mindestens 12%. Trotz der hohen Akquisitionsdynamik steigerte Cicor 2024 den freien Cashflow und hielt die Nettoverschuldung per Ende Jahr stabil bei 44 Mio. Fr. (Nettoverschuldung zu Ebitda: 0,7).

«Die Cicor Division Aerospace & Defence rückt immer mehr in den Fokus der Investoren – nicht zuletzt wegen der verbesserten Wachstumsaussichten für die nächsten zehn Jahre», sagt Laux. Er rechnet damit, dass Cicor im Jahr 2025 rund ein Drittel ihres Umsatzes in diesem Bereich erzielt. Das Unternehmen habe sich hier zum europäischen Marktführer in der EMS-Branche (Electronics Manufacturing Services) entwickelt und werde entsprechend neu bewertet.

Cicor hat das Mauerblümchendasein abgestreift und wurde als Schweizer «Rüstungswette» identifiziert. Man braucht nur die Aktienkurse von Rüstungswerten wie Rheinmetall, Leonardo oder BAE Systems zu betrachten, um zu erkennen, dass Cicor noch einiges Potenzial bietet.

Das Kursmomentum dürfte meiner Ansicht nach in der gegenwärtigen geopolitischen Sicherheitslage anhalten. Mit dem Übernahmeangebot für Teile der insolventen französischen Eolane könnte Cicor den Umsatzanteil im Segment Aerospace & Defence auf rund 50% steigern, den französischen Markt erschliessen und Kunden wie Alstom und Safran gewinnen, wie Laux betont.

Neben der geringen Liquidität der Titel könnte einzig die Bewertung ein Problem darstellen, dachte ich zuerst. Doch auch hier ist das Glas eher halb voll als halb leer: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Konsensschätzungen der Analysten liegt bei 15, der Unternehmenswert (EV) entspricht gut dem 8-Fachen des Ebitda. Das ist verglichen mit der eigenen Historie fair: Das KGV liegt unter, das EV/Ebitda-Verhältnis leicht über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Gute Nachrichten von U-Blox

Vor einer Woche habe ich mich an dieser Stelle über den Thalwiler Chipdesigner U-Blox geäussert und geschrieben, weshalb das mittelfristige Cashflow-Potenzial des Unternehmens noch unterschätzt werde.

U-Blox

In der Zwischenzeit hat U-Blox einen weiteren wichtigen Schritt angekündigt. Die defizitäre Mobilfunksparte (Cellular) wird an die irische Trasna veräussert. Der Preis wird zwar nicht genannt – und ich gehe nicht davon aus, dass es ein substanzieller Betrag ist. Mark Diethelm, Analyst von Vontobel, geht von 12 Mio. Fr. aus. Aber das ist ohnehin sekundär. Viel wichtiger ist, dass U-Blox die Einheit los wird und die betroffene Belegschaft in Italien nicht in einem langwierigen, teuren Prozess selbst abbauen muss. Die ursprünglich für die Schliessung des Geschäftsbereichs veranschlagten Restrukturierungskosten von 26 Mio. Fr. verringern sich dadurch auf bloss noch 4 Mio. Fr.

Noch wichtiger: Die Aufmerksamkeit des Managements unter CEO Stephan Zizala und Camila Japur wird bald nicht mehr von diesem Verlustloch absorbiert. Die Transaktion soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden, was bedeutet, dass der Geschäftsbereich bereits im zweiten Halbjahr nicht mehr in den Zahlen enthalten sein wird.

U-Blox konzentiert sich fortan auf das Geschäft mit Positionierungschips. Dort besetzen die Schweizer eine führende Marktstellung. Sobald der Lagerabbau bei den Kunden abgeschlossen ist und die Bestellungen wieder steigen, kann U-Blox dieses Geschäft sehr profitabel betreiben.

«Dank des hohen Marktanteils in seinen Zielmärkten, insbesondere im Automobilsektor, und eines deutlich fokussierteren Ansatzes bei der Cash-Generierung dürfte sich der freie Cashflow merklich verbessern und könnte das Unternehmen auch zum Übernahmeziel machen», schreibt Vontobel-Analyst Diethelm.

Dem ist wenig anzufügen. Ich teile die Meinung und halte U-Blox gegenwärtig für eine der spannendsten Turnaround-Situationen an der Schweizer Börse.

Freundlich grüsst im Namen von Mr Market

Mark Dittli

Exit mobile version