Freitag, Oktober 18

Das Meinungsforschungsinstitut Sotomo hat Stimmberechtigte nach ihrer Einstellung zur US-Politik befragt. Nur 21 Prozent werten die militärische Unterstützung von Israel als positiv.

In drei Wochen finden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Ginge es nach den Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern, würde Kamala Harris die Wahl mit grossem Abstand gewinnen. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sotomo. 73 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bei der Wahl für Kamala Harris stimmen würden.

Sotomo hat im Auftrag des «Nebelspalters» im Zeitraum vom 8. bis zum 14. Oktober in der Deutschschweiz und der Romandie 3440 Stimmberechtigte nach ihrer Einstellung zur Politik der USA befragt. Die Umfrage setzte sich aus acht Fragen zur Aussenpolitik und zu den US-Präsidentschaftswahlen Anfang November zusammen.

SVP-Politiker würden Trump wählen

Bei der Frage, wen die Schweizerinnen und Schweizer zum Präsidenten beziehungsweise zur Präsidentin der USA wählen würden, lässt sich ein Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennen. Während bei den Frauen nur 9 Prozent für Donald Trump stimmen würden, sind es bei den Männern mit 17 Prozent fast doppelt so viel.

Ein grosser Unterschied zeigt sich, wenn man die Ergebnisse nach Parteien aufschlüsselt. Bei den SVP-Wählern würden 40 Prozent der Befragten für Donald Trump stimmen. Ausserdem ist Trump bei den Jungen tendenziell beliebter als bei den Älteren. Bei den 18- bis 35-Jährigen würden 18 Prozent für Trump stimmen. Bei den 36- bis 55-Jährigen sind es 8 Prozent.

Michael Hermann ist Geschäftsführer beim Meinungsforschungsinstitut Sotomo. Er sagt: «Junge Menschen wurden mit Trump sozialisiert.» Deshalb würden sie ihn eher wählen als ältere Personen, die eine konventionellere Vorstellung von rechten Politikern hätten.

Sotomo hat die Teilnehmer auch gefragt, wer ihrer Einschätzung nach die US-Wahlen gewinnen wird. 55 Prozent tippten auf Kamala Harris. Dies, obwohl Umfragen in den USA seit Wochen zeigen, wie eng beieinander Harris und Trump liegen. Hermann sagt, man könne sich in der Schweiz eine Wahl von Trump kaum vorstellen. «Das deutet auf ein falsches Verständnis der amerikanischen Situation hin.»

Junge kritisieren die internationale Rolle der USA

Die Umfrage zeigt weiter, dass die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer die politischen Bestrebungen der USA kritisch sieht. Viele sind der Meinung, die USA solle nicht Weltpolizist spielen. 46 Prozent der Befragten finden ausserdem, die Politik der USA schüre Kriege und Konflikte. Gleichzeitig sind nur 20 Prozent aller Befragten der Meinung, die USA würden Sicherheit und Demokratie garantieren.

Besonders ausgeprägt ist diese Skepsis bei den 18- bis 35-Jährigen. Hier werten zwei Drittel der Befragten die aktive Rolle der USA in der Weltpolitik als kritisch. Gleichzeitig sagt knapp die Hälfte der über 55-Jährigen, Europa lebe dank den USA und der Nato in Frieden. Bei den Jüngeren sind es nur 27 Prozent.

Hermann von Sotomo sagt, der Generationenunterschied lasse sich wohl mit einem fehlenden Bezug zu historischen Ereignissen erklären. Viele ältere Menschen würden die USA wegen ihrer Rolle im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg noch als stabilisierenden Faktor sehen.

Auffallend ist zudem das fehlende Verständnis für die militärische Unterstützung Israels durch die USA, und dies über alle Generationen hinweg. Nur 21 Prozent aller Befragten werten diese als positiv. Anders ist es bei der Unterstützung für die Ukraine, die mehr als die Hälfte der Befragten befürwortet.

Kultureller Graben zwischen FDP und SVP

Ein Blick auf die Parteien zeigt, wie unterschiedlich FDP- und SVP-Wähler auf die Politik in den USA blicken. So finden zwei Drittel aller SVP-Wählerinnen und -Wähler, die USA sollten sich nicht als Weltpolizist behaupten. Bei der FDP sind nur ein Drittel dieser Meinung. Gleichzeitig ist mehr als die Hälfte aller FDP-Wähler überzeugt, dass Europa dank den USA und der Nato in Frieden lebe. Bei der SVP glaubt das nur jede vierte Person.

Die Ergebnisse machten einen grossen kulturellen Unterschied der beiden Parteien deutlich, sagt Hermann. Bei der SVP betrachte man die amerikanische Politik sehr kritisch, und Teile der Partei seien russlandfreundlich eingestellt. FDP-Wähler hingegen sähen Amerika als Vorbild, besonders wirtschaftlich.

Eine Frage der Sotomo-Umfrage bezog sich derweil nicht auf Politik, sondern das Showbusiness. Ohne die USA wäre Unterhaltung langweilig, war die Aussage. Ein Drittel der Befragten stimmte zu.

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