Donnerstag, Oktober 3

Vorwärts oder rückwärts, wohin geht Amerika? Trotz gegensätzlichen Kandidaten ging es in der ersten TV-Debatte des jetzigen US-Wahlkampfes auf ABC-News überraschend gesittet zu. Aber: Nicht nur wörtlich, auch mit ihrem Outfit schlug Kamala Harris Donald Trump.

Die erste Fernsehdebatte dieses US-Wahlkampfes ist vorüber. Und auch wenn der republikanische Kandidat Donald Trump – für seine Verhältnisse – überraschend ruhig und gesittet blieb, das Pendel scheint laut ersten Umfragen zugunsten der demokratischen Kandidatin und jetzigen Vizepräsidentin Kamala Harris auszuschlagen. Sie beschrieb ihre Pläne für eine erfolgreiche Zukunft Amerikas, um Trumps Attacken gegen alle vorhandenen oder erfundenen Missstände der gegenwärtigen Präsidentschaft auszuhebeln.

Während er fast nur frontal in die Kamera schaute und nur ab und zu den Kopf schüttelte, nutzte sie jede Gelegenheit, seine Aussagen durch ein süffisantes Lächeln, erstauntes Kopfschütteln oder überraschte Blicke in seine Richtung zu diskreditieren. Diese Strategie nutzen die Demokraten nun schon länger: Die durchaus Massen begeisternde Sprachgewalt des polternden Trumps mit einem erwachsenen, überlegenen, manchmal fast schon gönnerhaften Verhalten auszuhebeln.

Natürlich werden die Kandidaten mit ihren Wahlkampfteams auch die Outfits besprochen und ausgewählt haben. Trump hat eine zarte modische Verjüngungskur verpasst bekommen: Der blaue Anzug sass für seine Verhältnisse überraschend gut, die Krawatte in Republikaner-Rot war wie so oft aber zu lang, und sie schien aus zu dünnem Stoff für einen dem Hemdkragen angemessen breiten Knoten.

Harris trug einen sehr gut geschnittenen schwarzen Hosenanzug, dazu Pumps mit konservativer Absatzhöhe und zurückhaltende Perlenohrringe. Ins Auge fiel aber vor allem ihre Bluse, eine sogenannte Schluppenbluse: Anstelle eines Kragens hat sie zwei lange Stoffstreifen. Lange als bieder und «Fräulein-Rottenmeierig» verpönt, erlebt das Kleidungsstück gerade eine Rückkehr in die Mode.

Das liegt zum einen daran, dass viele Frauen sich wieder gerne in Klassiker kleiden: «Old Money» heisst der dazugehörige Trend. Zum anderen bietet die Bluse sehr viele Möglichkeiten: Man kann die Bänder zu einer verspielten Schleife binden, die tief sitzt und durchaus Décolleté zeigt. Man kann sie offen flattern lassen und damit denselben lässigen Effekt erzielen wie mit einem offenen Hemdkragen.

Kamala Harris nutzt die Bänder gewissermassen als Krawattenersatz: streng am Hals gebunden, die Bänder im Jackett verstaut. Eine erwachsene, seriöse Tragweise, die zu ihrem Auftritt passt. Mit ihrer Outfit-Wahl ist sie übrigens in guter Gesellschaft: Politikerinnen verschiedener Gesinnung trugen sie schon, am bekanntesten ist die einstige britische Premierministerin Margaret Thatcher.

Bei aller Gegensätzlichkeit, ein modisches Detail hatten die Kandidaten gemeinsam: Ihre Liebe zu Amerika zeigten beide mit einem Flaggenpin am Revers. Harris’ allerdings hatte den längeren Mast.

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